Verrenberg HistorischDank der Verrenberger an Eberhard Schanzenbach

Nach dem Unwetter von 1897 war die Not auch in Verrenberg groß. Viele Aktionen wurden gestartet um den Geschädigten zu helfen. Hier soll besonders auf die Verdienste von Eberhard Schanzenbach eingegangen werden. Er wurde 1864 in Verrenberg geboren. 1875 war er nach Stuttgart gegangen, wo er sich einen Namen als Volksdichter machte. Seine Werke finden Sie in der Württembergische Landesbibliothek Stuttgart unter: Eberhard Schanzenbachs Gedichte; Signatur 25/12768. Eine Fernleihe über Ihre Stadtbibliothek müsste möglich sein.
Neben zwei Wohltätigkeitskonzerten die er in Stuttgart veranstaltete, schrieb er die Geschehnisse der Schreckensnacht in Verrenberg in Gedichtform auf. Dieses Werk wurde in 6000 Exemplare gedruckt und in alle Welt versandt. Besonders erwähnt wurden die Städte Stuttgart, Heilbronn, Öhringen, Mannheim und Chicago (wohl wegen der vielen deutschstämmigen Auswanderer). Bei seinen besuchen in Verrenberg ließ er öfters seine Landsleute auf seine Kosten bewirten und opferte insgesamt 600-700 Mark zu Gunsten der Wohltätigkeit.
Im Kreisarchiv Neuenstein findet sich eine Dankesschrift der Verrenberger Bürger. Im folgenden finden Sie den Wortlaut dieses DIN A3 Blattes wortgetreu.


Was uns unser Eberhard Schanzenbach geleistet und was er uns ist.

Eberhard Schanzenbach

Eberhard Schanzenbach von Verrenberg, O.A. Oehringen,, z.Z. in Stuttgart.

Motto: Willst du im Leben stets    
      Ersprießlich wandeln,
         So mußtdu, merke dir's
      Immer recht handeln.

   "Wenn Menschen auseinandergehen, so sagen sie: auf Wiedersehen!" Und wenn sie dann getrennt und fern von einander sind, dann lassen sie,
die Eindrücke des Lebens auf sich wirken: die guten, die den Lebensmut und die Thatkraft zu jedem löblichen Werke erhöhen: die schlimmen, die zuerst wie
leichte Schatten über das Gemüt hinfliegen, dann verdichtet sich senken und allmählich jede freie Gemütsregung erdrücken. Nun fühlt der Mensch sich unbehaglich
und sucht Erlösung und Befreiung von Druck und Beengung bei der Erinnerung, der die Phantasie ihren Spiegel vorhält mit all' den

erfreuenden Bildern alter lieber Gestalten,

daß er mit ihnen kost und fabulirt, als stunden sie lebendig vor ihm. Wenn dann der rauhe Reif der Wirklichkeit diese Schattenbilder zerstreut, dann wird
die Sehnsucht wach, und die Sehnsucht bekommt Flügel, daß die Menschen über Thal und Hügel zu einander eilen, sich zu sehen, sich zu sich zu
genießen und bei Notfällen einander unterstützen.
     Auch

unser Eberhard Schanzenbach

hatte nach langer Abwesenheit von uns die alte Liebe und Treue an uns und seinen Heimatort bewahrt. Die lange Zeit in der wir ihn nicht mehr gesehen
haben ist nicht spurlos an ihm vorübergegangen, viel Leid und Trübsal hat er erfahren, denn "des Lebens ungemischte Freude wird keinem Irdischen zu teil".
Oft wird er sich aus dem ruhelosen Kampfe und Getümmel des Lebens hinausgesehnt haben in den Frieden und die Stille

seiner Jugendjahre in den schönen von Weinbergen begrenzten Ort Verrenberg.

     "Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen!" Und dieses Erbe der Väter ist wahrlich groß und schön" - Die Jugend
ist's die Reichspendende

die unseren Eberhard Schanzenbach umgibt,

nicht die Verprassende und Verblendende; sie besitzt noch jene naive Einheit von Natu und Geist, von Wirklichkeit und Wahrheit, die bei dem größten Teil
der Menschheit verloren gegangen ist. Es ist dieselbe spendende Jugend wie sie uns entgegenrauscht aus dem Walde, entgegenblüt auf der Flur. Als vor
einigen Jahren Fortuna unserem Freund einen kleinen Bsuch machte und ihm

10.000 Silberlinge in den Schoß legte,

da waren seine Gedanken bei uns und seine erste Gabe galt

seiner Gemeindekasse.

     Die Schule des Lebens war für uns dieses Jahr eine recht harte Schule; das Naturereignis hat uns mit gar rauher Hand erfaßt. Wie viele
schöne freundliche Hoffnungen sind dieses Frühjahr in unser Herz gelegt worden, und wie bittere Täuschungen wurde uns allen bereitet. Da stand wieder auf
der Zinne der Wohlthat unser Eberhard Schanzenbach,

sein Dichtergenie entwarf das Elend

in gebundenen Worten und über 6000 Exemplare wanderten hinaus in die weite Welt insbesondere in die Städte Stuttgart, Heilbronn, Oehringen, Mannheim,
Chicago u. s. w. um das Elend zu verkünden

und die Herzen für uns schlagend zu machen.

     Wie wahr das Wort unseres Schillers hier angebracht ist:
"In den Ozean schisst mit tausend Masten der Jüngling,
Still auf gerettetem Boot kehrt in den Hafen der Greis".

     Mag es denn auch sein, daß manche stolze Kraft dahingesunken ist, und wir uns einen Kahn gerettet haben aus den Stürmen des Lebens, wenn
wir uns in ihm gerettet und bewahrt haben den Sinn für

Wahrheit, Freiheit und Recht,

für die Ideale des Lebens. Wohl mögen sie unter den Mühlen und Sorgen des Daseins etwas verblichen sein, wohl mag die Zeit sie auch hie und da mit
Spinnweben überzogen haben, die Erinnerung, ja die frisch belebte Erinnerung fegt in diesen Tagen mit starker Hand die Spinnweben hinweg und läßt die
Ideale wieder in hellem Glanze leuchten; und so kehren wir, durch sie neu gestärkt und gekräftigt,

mit frischem Lebensmute,

gleichsam verjüngt, zu unseren Lebenspflichten, zu unserem Pfluge und Egge, zu unseren Gärten und Weinbergen zurück.
     Was uns unser Eberhard Schanzenbach gethan, dafür wollen wir auch hier eine angesehene Zeitung sprechen lassen. Dieselbe schreibt:


   Noch frisch ist das schwere Gewitter, welches einen der schönsten Landstriche des württemb. Unterlandes in eine Wüste verwandelte, im Gedächnis. Ein Hilferuf
ging durchs Land um Beisteuern zur Linderung der Not.Allüberall zeigten sich wohltätige Hände, Hilfskomites wurden gebildet, Private thaten sich zusammen, um vereint
den Schwerbetroffenen beizuspringen. Auch das Oberamt Öhringen, das stärkst betroffene, erließ wiederholt dringende Aufrufe, das Unglück durch freiwillige Beiträge
zu mildern. Reichliche Gaben liefen ein, um einigermaßen die äußerste Not abzuwenden. Da zeigte sich, daß die Anhänglichkeit an die alte Heimat kein leerer Wahn
ist. Wir wollen hier ein Beispiel von wirklicher Nächstenliebe anführen. Eberhard Schanzenbach von Verrenberg, ein Mann in den 30er Jahren, dem Arbeiterstande an=
gehörend, in Stuttgart, eine wohlbekannte und beliebte Persönlichkeit und auch als Volksdichter bekannt, (in den lezten Jahren hat derselbe über 62 von Geist sprühen=
de Gedichte verfaßt, welche zum Teil im Druck erschienen und überall größten Beifall fanden), der bereits 22 Jahre seinen Heimatort Verrenberg verlassen, that
alles Menschenmögliche, um seinen Landsleuten beizuspringen. Zwei Wohlthätigkeitskonzerte hielt er in Stuttgart ab, in einer kleinen Broschüre führte er die Schreckens=
nacht in Gedichtform vor und ließ die Einnahmen aus diesem Werkchen vollständig den Hagelbeschädigten zufließen. Außerdem besuchte er öfters seine Landsleute, ließ
sie auf seine Kosten bewirten und opferte insgesamt 600-700 M. zu Gunsten der Wohlthätigkeit u. s. w."

     Unserem Freunde und Landsmann Eberhard Schanzenbach in Stuttgart, welcher bei dem Unglücksfalle so brüderlich zur Seite stand, rufen wir
nochmals zu:

"Er ist einer unsrer Besten und seinName hat sich tief in unsre Herzen eingegraben."


Der bessere Mensch tritt in die Welt
Mit fröhlichem Vertrauen;
Er glaubt, was ihm die Seele schwellt,
Auch außer sich zu schauen,
Und weiht, von edlem Eifer warm,
Der Wahrheit seinen treuen Arm.

Gewidmet von seinen Hohenloher Freunden.

 

Quellennachweis.

Kreisarchiv Neuenstein