Verrenberg HistorischDie Gesamtbevölkerungszahlen in Verrenberg
von 1602 bis 2007


Gesamtbevölkerung in Verrenberg 1602 - 2007
Für die Jahre 1602 und 1605 liegen nur die Zahlen für den gesamten Pfarrbezirk vor. Aufgrund der detailierten Zahlen von 1652 bis 1744 zeigt es sich, dass die Prozentuale Verteilung auf die einzelnen Ortschaften über die Jahre recht konstant war. Auf dieser Grundlage wurden die Zahlen für 1602 und 1605 errechnet.

1618 - 1648 wütete der 30jährige Krieg. Die Bevölkerungszahl geht um fast 2/3 zurück. Es fällt schwer sich vorzustellen, was die Bevölkerung in dieser Zeit alles erleiden musste.
1625 bis Februar 1627 ging die Pest in Hohenlohe um. 1634 wurde nach der Nördlinger Schlacht die Stadt Öhringen 5 Tage lang geplündert. Verrenberg dürfte da nicht verschont geblieben sein. Von August 1634 bis Ende 1635 brach abermals die Pest aus. Aber auch 1636 und 1637 gab es überdurchschnittlich viele Tote.
Der Dreißigjährige Krieg hat Deutschland stärker geschädigt als beide Weltkriege zusammen! Die wirtschaftlichen Folgen des Dreißigjährigen Krieges waren noch 150 Jahre später spürbar.

Nach 1692 fällt die Bevölkerungszahl bis ca. 1706. Warum?
Hatte der Einfall der Franzosen (1692) und ein durch die Region ziehendes Reichsheer (1707) die Lebensgrundlagen so verschlechtert?
Hatte es in dieser Zeit besonders schlechte Ernten gegeben (kleine Eiszeit ca. 1675 bis 1715)? Dann müsste diese Entwicklung in den Nachbargemeinden Bitzfeld und Bretzfeld auch sichtbar sein. Dort ist der Effekt aber nur zeitlich verzögert und abgeschwächt sichtbar.

1706 bis 1725 steigt die Bevölkerungszahl von 244 auf 315. Ein Wachstum von ca. 30%. Warum?
Besteht ein Zusammenhang mit dem Ende der kleinen Eiszeit (ca. 1675 bis 1715)? Eine Ähnliche Entwicklung ist im ganzen Kirchenbezirk sichtbar.

1734 bis 1738 fällt die Bevölkerungszahl von 318 auf 269. Das ist eine Verminderung um ca. 15%. Warum?
In diese Zeit fällt auch der (Neu)Bau des Rath- und Schulhauses, der sich zeitlich zog.

Gesamtbevölkerung in Verrenberg 1652 - 1827
1816 - 1817: Bedingt durch den Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien, einem der stärksten bekannten Vulkanausbrüche überhaupt, wurde so viel Asche in die Atmosphäre geschleudert, dass es auf der nördlichen Halbkugel zu extrem nassen, kalten Sommern kam und die Ernte zweier Jahre ausfiel. Vorräte gab es nach den Kriegszeiten (Napoleon) praktisch keine mehr. Die Preise für die Grundnahrungsmittel explodierten (um das 4- bis 5-fache). In dem Rhythmus, in dem die Preise stiegen, verschlechterte sich die Qualität des Brotes.
Deshalb kam es zu einer großen Emigrationsbewegung. In Südwestdeutschland schifften sich viele Menschen auf der Donau ein und siedelten in Südrussland (Bessarabien, Gegend um Odessa, Gegend um Tiflis im Kaukasus). Ein kleinerer Teil der Emigranten suchte in den Vereinigten Staaten eine neue Heimat.
In der Bevölkerungsentwicklung Verrenbergs ist keine sichtbare Auswirkung zu beobachten (es sind im Moment für 1817 nur 15 Personen bekannt, die ausgewandert sind. Davon starben mind. 2 Frauen, 3 Männer kamen wieder zurück).

Ende der 1820er Jahre begann eine langandauernde Krise in der Landwirtschaft: durch eine Reihe guter Ernten sanken die Preise für Nahrungsmittel - eigentlich gut für die Konsumenten. Da aber die Landwirtschaft der dominierende Sektor der Wirtschaft war, sanken mit den landwirtschaftlichen Einkommen auch die Nachfrage nach Gewerbeprodukten und die Bereitschaft, Taglöhner einzustellen, was wiederum eine Gewerbekrise und hohe Arbeitslosigkeit bzw. Unterbeschäftigung auf dem Land nach sich zog.
Es gab in Verrenberg einen leichten Rückgang der Bevölkerungszahlen.

In der ersten Hälfte des 19.Jhrhunderts waren in Württemberg die Heimatgemeinden für die Versorgung der Armen zuständig. Heimatgemeinde war die Gemeinde, in der der oder die Betreffende das Bürgerrecht hatte oder in der seine oder ihre Eltern beheimatet waren. Man konnte also Bürgerin oder Bürger einer Gemeinde sein, in der man noch nie gelebt hatte. Das konnte dramatische Konsequenzen haben:
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte eine massive Abwanderung aus dem ländlichen Raum in die städtischen Zentren ein, wo es Arbeitsplätze gab. Wurde solch ein Arbeiter krank oder arbeitslos und musste öffentliche Fürsorge in Anspruch nehmen, wurde er in die Gemeinde zurückexpediert, in der sein Heimatrecht hatte - samt seiner Familie. Für arme Gemeinden mit besonders starker Abwanderung wurde das in Zeiten schlechter Konjunktur und hoher Arbeitslosigkeit zu einem unkalkulierbaren Risiko: Zusätzlich zu ihren eigenen Bedürftigen kamen noch solche aus den Großstädten hinzu.
Dies dürfte auch in Verrenberg für die bis 1855 sinkende Einwohnerzahl verantwortlich sein.

1845 - 1855 Wiederum löste eine anhaltende Wirtschaftskrise die größte Massenemigration des 19. Jahrhunderts aus. Nun richteten sich die Auswandererströme fast ausnahmslos nach den Vereinigten Staaten. Dort wurden weite Landstriche erschlossen und besiedelt, indem man die eingeborenen Indianer bekämpfte und vertrieb. Einen zusätzlichen Anreiz zur Auswanderung bildeten die Nachrichten von Goldfunden in Kalifornien seit 1845, bekannt geworden unter dem Begriff Goldrausch. Die Emigranten dieser Phase nannte man auch Forty-Eighters. Nach 1855 ließ die Stärke der Auswanderung nach und kam während des Amerikanischen Bürgerkrieges (1861-1865) fast vollständig zum Erliegen. Unter den Auswanderern waren aber auch viele Sozialfälle, denen die Überfahrt nach Amerika von der Gemeinde bezahlt wurde (auch in Verrenberg?).
Zur letzten großen Hungersnot in Deutschland kam es 1846/47 durch die kalten und nassen Jahre zwischen 1830 und 1850.

1862 Mit der Einführung der Gewerbefreiheit in diesem Jahr könnte es einige Verrenberger in Ferne gezogen haben, in der Hoffnung als Handwerker in einer größeren Stadt sein Glück zu machen.

Ab 1890 zeigen sich in Folge der Industralisierung eine Landflucht, die nicht auf unsere Region beschränkt war.

Gesamtbevölkerung in Verrenberg 1806 - 1939
1946: anläßlich der Hauptprüfung der Schule werden 389 Einwohner erwähnt.
314 evangelisch, 70 katholische und 5 anderer christlicher Bekenntnisse.


1950 104 Heimatvertriebene kommen in den Ort

Hier die Einwohnerzahlen Verrenbergs in Tabellenform
Jahr 2007 2002 1987 1985 1980 1975 1970 1961 1956 1950 1939 1933 1925 1919
Einwohner 736 680 566 553 465 404 414 346 373 422 312 306 328 363
Jahr 1910 1905 1900 1895 1890 1885 1880 1875 1871 1867 1864 1861 1859 1858
Einwohner 355 368 379 395 444 453 448 448 422 407 417 425 396 366
Jahr 1855 1853 1852 1849 1846 1843 1840 1837 1834 1827 1826 1820 1806 1804
Einwohner 341 325 368 360 370 381 384 387 377 420 417 383 357 346
Jahr 1803 1802 1800 1797 1794 1793 1792 1791 1790 1789 1788 1787 1786 1785
Einwohner 328 331 305 323 323 327 337 330 333 327 323 319 313 321
Jahr 1784 1783 1779 1773 1768 1763 1745 1744 1743 1742 1741 1740 1738 1734
Einwohner 309 304 310 287 294 311   309 316 291 297 294 269 318
Jahr 1731 1730 1726 1725 1706 1703 1702 1692 1684 1676 1658 1652 1605 1602
Einwohner 307 309 310 315 244 242 241 261 237 194 154 144 396 398
 

Quellennachweis.

A281 Bü 976 bis 978 - Visitationsprotokoll (Hauptstaatsarchiv Stuttgart)
A281 Bü 983 bis 990 - Visitationsprotokoll (Hauptstaatsarchiv Stuttgart)
A281 Bü 1513 bis 1525 - Visitationsprotokoll (Hauptstaatsarchiv Stuttgart)
A281 Bü 1527 - Visitationsprotokoll (Hauptstaatsarchiv Stuttgart)
Kirchenkonventsbüchern
Einwohnermeldeamt der Stadt Öhringen
Statistischen Landesamt - Historisches Gemeindeverzeichnis Baden - Württemberg Band 108; 1965
Statistischen Landesamt - Württembergische Gemeinde- und Bezirksstatistik 1933 (1935 erschienen)
Statistischen Landesamt - Zollvereins- und Reichszählungen der Jahre 1834 bis 1925
Buch "Amtliche Kreisbeschreibung: Der Landkreis Öhringen"; 1968
Buch "Ohrntaler Heimatbuch" von J. H. Rauser
Buch "Der Hohenlohekreis" 2006
Buch "Öhringer Heimatbuch"
Buch "Öhringen, Stadt und Stift"
Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg Schloß Hohenheim; WABW B 2008 Bü 5
Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Vortrag "Armes Schwäbisch Hall. Armut in Hall 1820-1920" von Stadtarchivar Dr. Andreas Maisch am 04.06.2008 im ins Hällisch-Fränkische Museum