Verrenberg HistorischDie Familie Friedrich Vogelmann
(1898-1986) in Verrenberg

4 Frieda Rosa Vogelmann wird beim Einbruch erwischt - 1920
Im "Schwäbischen Merkur" vom 31.12.1920 stammt dieser Bericht.

2 Friedrich Christian Vogelmann - Gefangenenpersonalakte - 1930-1934
Friedrich_Vogelmann, Verrenberg Im Hauptstaatsarchiv Stuttgart - StAL E 356 d III_Bue 1042 - findet sich u.a. ein Lebenslauf
Er war früher Dienstknecht bei Landwirten, Heizer und Schlosser in Heilbronn.
- Seine erste Strafe bekam er wegen Bettels am 22.12.1915 vom Amtsgericht Schwabbach.

- Nach seiner Schulzeit war er zuerst bei Bauern im Dienst. Danach hat er in den "Neckarsulmer Fahrzeugwerken" das Schlosserhandwerk erlernt. Später hat er in verschiedenen Bergwerken und Fabriken gearbeitet. Zuletzt in Heilbronn bei Paulmann & Heyde als Krahnenführer.
Die letzten 1 1/2 Jahre vor seiner Gefängnisstrafe 1930 war er arbeitslos.
Nach seinen Angaben ist er verschiedentlich verunglückt und verletzt worden. So z.B. in einem Bergwerk durch schlagende Wetter, in einer Fabrik in Heilbronn durch ein Stück Blech am Bein und als junger Mensch mit 15 Jahren durch einen Prügelhieb auf den Kopf bei einer Rauferei.

- Am 04.01.1917 wurde er zum Heer eingezogen und machte noch im selben Jahr die grosse Offensive in Flandern mit. Noch 1917 hat er sich beim Transport zum italienischen Kriegsschauplatz unerlaubt von der Truppe entfernt. Er wurde an der ungarische Grenze verhaftet und mit 6 Monaten Gefängnis bestraft. Danach kam er wieder an die Front. Nach Kriegsende kehrte er nach Hause zurück.

- Am 16.04.1919 wurde er in Heilbronn wegen "Vergehens der Annahme der Aufforderung zur Teilnahme an einem Verbrechen zu 2 Monaten Gefängns verurteilt. Es scheint, als lebte er spätestens seit der Verbüssung seiner Strafe wegen Fahnenflucht in Heilbronn.

- Am 25.05.1920 wurde er vom Schwurgericht Heilbronn wegen Landfriedensbruch bestraft, er war als Anführer bei dem Angriff auf die Kaserne in Heilbronn am 21.07.1919 beteiligt. Er wurde dafür mit 10 Monaten Gefängnis bestraft.
Zuvor war er am 26.09.1919 in der Heilanstalt Weissenhof auf seinen Geisteszustand untersucht worden. Dabei wurde er als voll zurechnungsfähig erachtet.
- Bereits am 17.06.1920 stand er wegen Körperverletzung, Nötigung und unerlaubten Waffenbesitzes wieder vor Gericht. 1921 war es dann Hausfriedensbruch, 1923 wieder Bedrohung, Nötigung und unerlaubter Waffenbsitz.
Diese Liste liese sich fast beliebig weiter führen!

- Am Freitag den 12.10.1928 hatte er seinen Wochenlohn erhalten und in verschiedenen Wirtschaften sehr viel Alkohol gestrunken. Nachdem er nach Hause gekommen war, ging er zuerst in die benachbarte Wohnung seiner Eltern. Dort beschimpfte er seinen Vater, fasste ihn an der Brust, zerriss ihm das Hemd und Kittel, warf ihn aufs Bett und schrie: "Du musst heute Abend noch hin sein". Dann ging er um 19:30 Uhr in die Nachbarwohnung des Scheffler, mit dem er wegen des roten Frontkämpferbundes in Zwistigkeiten geraten war. Scheffler, bei dem seine Mutter eben erst halb bekleidet um Hilfe gegen ihren Sohn gerufen hatte, versuchte ihn zu beruhigen. Friedrich Vogelmann ging kurz weg, um eine Mauserselbstladepistole zu holen. Er ziehlte damit auf die Frau des Scheffler, die ein kleines Kind auf dem Arm hatte und sagte, jetzt komme zuerst die Alte, dann das Kind und dann der Alte dran.
Als er auf Scheffler zielt, reisst ihm dieser die Pistole aus der Hand. Dann fällt Friedrich Vogelmann von Scheffler ins Gesicht geschlagen, zu Boden. Infolge bekommt Vogelmann, wie schon früher, einen Krampfanfall, tobt wie wild, er wurde schließlich in ein Krankenhaus gebracht. Von dort ging er, sobald er wieder auf den Füßen war, zur Wohnung des Scheffler zurück. Dort verlangte er seine Pistole zurück, die er aber nicht bekam.

Ab dem 07.11.1928 war er dann flüchtig und konnte erst am 08.Dezember in Berlin wieder festgenommen werden.
Bei der Hauptverhandlung am 16.Januar 1929 erklärte er, er sei nervenkrank und wisse von den damaligen Straftaten nichts mehr. Daraufhin wurde die Verhandlung unterbrochen, um ein ärztliches Gutachten anfertigen zu lassen.
Friedrich Vogelmann war dann wieder lange Zeit unauffindbar, bis er am 20.12.1929 in Ziegelhausen bei Heidelberg bei einem schweren Diebstahl festgenommen wurde. Zusätzlich wurde er nun beschuldigt, in der Zeit vom 26.11.1929 bis 20.12.1929 mit 3 Mittätern 27 Einbruchsdiebstähle verübt zu haben. Damit nicht genug, soll er am 20.Juli 1929 die Frau Scheffler und Frau Tiefenbach bedroht haben.

- Er war vom 24.Januar bis 26.Februar 1930 in der Heilanstalt Weinsberg, wo sein Geisteszusatand geprüft werden sollte.
Im Gutachten steht sinngemäß folgendes: Die Eltern waren sehr reizbare Menschen. Als Beispiel wird erwähnt, dass der Vater in der Wut eine Bierflasche nach ihm durch das Fenster geworfen hat, so dass er durch die Splitter im Gesicht verletzt wurde. Seine Mutter musste bei einer Strafkammerverhandlung gegen ihn aus dem Zuhörerraum entfernt werden, weil sie "die Ordnung im Sitzungssaal in gröblichster Weise gestört" hatte.

Im ärztlichrn Gutachten steht folgendes: "Die Beobachtung des V. in hiesiger nHeilanstalt ergab das Folgende:
Er ist 1,73m gross, von kräftiger Statur und muskelös. wiegt 67,5kg. Die Körpertemperatur ist normal, Appetit und Verdauung sind in Ordnung. Auf dem behaarten Kopf finden sich verschiedene kleinere Narben .... Alle diese Narben sind für den Geisteszustand des V. ohne Bedeutung.
Die Reflexe der Pupillen sind in normaler Stärke auslösbar. V. sieht und hört gut. Die Zunge wird gerade vorgestreckt, zittert nicht und zeigt keine Narben, das Zäpfchen ist dick und lange. Lungen und Herz bieten nichts Aufffallendes, der Puls ist kräftig und regelmäßig, seine Zahl ist 84 in der Minute. Der Urin ist frei von Eiweiss und Zucker. Der Kniesehnenreflex ist gesteigert, ein Fussklonus ist angedeutet. Tast und Schmerzempfindung der Haut sind normal, eine Lähmung besteht nicht. Zeichen überstandener Geschlechtskrankheiten sind nicht vorhanden.
Irgendwelche Krämpfe oder Ohnmachtsanfälle wurden hier nicht beobachtet. Dieser körpderliche Befund bietet nicht den geringsten Anhaltspunkt für das Bestehen einer geistigen Erkrankung oder etwa von Epilepsie, nur auf eine gewisse Nervenschwäche deutet er hin.

V. Geisteszustand sei im Folgenden beschrieben; Er wurde von 2 Landjägern hierher gebracht, war bei der Aufnagme sehr erregt und zitterte lebhaft. Die Orientierung über den Ort war gut, er war ja schon einmal hier gewesen, über das Datum war er nicht ganz genau unterrichtet. Er wusste den Zweck und die voraussichtliche Dauer seines hiesigen Aufenthalts. Als seine Straftat zur Sprache kam, brachte er vorübergehend in Schlutzen aus, im übrigen war er recht gereitzter Stimmung, an die Bedrohung des Scheffler will er sich nicht erinnern . V. fasst jede Frage gut auf u. antwortet meist rasch, wenn er wollte; er ging nachher ohne Widerstreben auf die Krankenabteilung u. versprach, sich geordnet zu verhalten. Es sei hier gleich vorausgeschickt, dass bei V. hier eine Geistesstörung irgendwelcher Art nicht festgestell werden konnte, weder eine dauernde, noch eine vorübergehende.
Bei den späteren zahlreichen Besprechungen ergab sich, dass V. ein intelligenter, belesener Mann ist, der rasch denkt u. um eine Antwort nie verlegen ist. Dabei ist er sehr redegewandt, wenn er seine Theorien entwickelt sprudelt es nur so heraus, eine von seiner eigenen abweichende Ansicht lässt er nie gelten. Dabei ist er schlau u. vorsichtig, damit er sich nicht durch Aussgen belastet.

Er hielt es für Zweckmässig, von Allem, dessen er jetzt beschuldigt ist, rein nichts zu wissen, nur den wiederrechtlichen Besitz einer Waffe, den er nicht leugnen konnte, gab er zu, er sagte auch hier unter Anderem, nur wegen dieses Vergehens könne er bestraft werden; er hat einsehr gutes Gedächnis, sowohl für seine jüngsten Erlebnisse als auch für weit zurückliegendes; ein kurzer Lebenslauf, den er hier verfasste, ist klar u. deutlich geschrieben ohne Schreibfehler, bringt aber nichts Interessantes, abgesehen von der Bemerkung, dass er nach dem Kriege zu Hause überall am Umsturz teilgenommen habe.
Seine Willensenergie ist weder gesteigert noch herabgesetzt; je nach der Lage, in der er sich befindet, spricht er viel oder wenig. Seine Stimmung ist nicht krankhaft verändert, weder gedrückt noch gehoben, je nach dem Gegenstand, der besprochen wird, ist V. heiter oder auch sehr gereizt, dabei steigert er sich rasch in eine immer grössere Erregung hinein, so dass es leicht begreiflich ist, dass er, wenn er noch dazu betrunken ist u. gereizt wird, zu jeder Gewaltäusserung fähig ist;
Hier kam es allerdings nie so weit, weil wir kein Interesse daran hatten, hier keinen Wutanfall auszulösen mit allem Unliebsamen was damit verbunden ist.

...
Friedrich_Vogelmann, Verrenberg

Ein jüngerer Bruder des V. u, seine Ehefrau [vermutlich Johann Heinrich Vogelmann geb. 1904] besuchten ihn hier mehrmals;
...

V. Moral steht auf sehr tiefer Stufe, altruistische Gefühle kennt er nicht, kaum für seine Frau und sein zweijähriges Kind hat etwas übrig, von ersterer will er sich zudem, wie er sagt, scheiden lassen; er denkt nur an sich und sein Wohlbefinden ohne alle Rücksicht auf Andere. Er ist der ausgesprochene Feind jeder staatlichenOrdnung, ...
...

Zum Schluss gebe ich mein Gutachten dahin ab:
Vogelmann ist erblich belastet, sein Vater u. seine Mutter sind sehr reizbare Leute, er kam wohl auch durch mangelhafte Erziehung frühzeitig auf Abwege. Schon in seinem 19. Lebensjahr war er bei der militärischen Ausbildung sehr reizbar u. schwer zu behandeln, damals trat die bei ihm bestehende Psychopathie zuerst deutlich in die Erscheinung, um diese Zeit wurden auch die ersten hysterischen Krampfanfälle beobachtet, in der späteren Zeit traten seine unsozialen Eigenschaften immer mehr hervor und er sank moralisch immer tiefer und wurde immer haltloser, seine Gesinnung ist jetzt diejenige des Gewohnheitsverbrechers. Geisteskrank ist Vogelmann aber jetzt nicht, und er war es auch nicht zur Zeit als er die strafbaren Handlungen beging, es ist aber anzunehmen, dass sein Bewusstsein in der Zeit, als er im Krampfanfall die Sachbeschädigung ausführte so sehr getrübt war, dass er in dieser Zeit, aber nur in dieser , seiner freien Willensbestimmung in witgehendem Grade beraubt war.
Seine Affektverbrechen scheinen bei seiner Konstitution in etwas milderem Lichte, für die Eigentumsverbrechen ist er voll verantwortlich,
     Obermedizininalrat
       gez. Dr. Weinland


- Eingeliefert im Gefängnis: 28.03.1930 Mittags 14 Uhr. Strafe 4 Jahre (minus 1 Monat und 15 Tage Untersuchungshaft) wegen Bedrohung, Hausfriedensbruchs, Sachbeschädigung und unerlaubten Waffenbesitzes.

- Am 27.03.1931 wurde seine erste Ehe geschieden.

- Entlassung aus dem Gefängnis: 12.02.1934 18:50 Uhr


 
  2  In Ancestry.de gibt es Hinweise, dass Friedrich Vogelmann am 11.03.1937 ins Konzentrationslager Dachau gebracht wurde.
  Das muss noch validiert werden.
 In Dachau hatte er die Gefangenennummer 11787.
   Haftart: Polizeiliche Vorbeugungshaft
   Häftlingskategorie: Sicherungsverwahrung
   Er wurde am 09.05.1938 vom Konzentrationslager Dachau ins Konzentrationslager Flossenbürg verlegt.

 Am 05.08.1942 wurde er vom Konzentrationslager Flossenbürg ins Konzentrationslager Neuengamme verlegt.
 In Flossenbürg hatte er die Gefangenennummer 127.
   Haftart: Polizeiliche Vorbeugungshaft
   Häftlingskategorie: Berufsverbrecher



2 Friedrich Christian Vogelmann - im Konzentrationslager - 1937-19??
Christian Friedrich Vogelmann war von 11.03.1937 -
In Ancestry.de gibt es folgenden Hinweis zu seiner Zeit im Konzentrationslager Dachau:
Name Friedrich Vogelmann
Geburtsort: Verrenberg
Geburtsdatum: 28. Mar 1898
Aufnahmedatum 11. Mar 1937
Gefangenennummer: 11787
Hinweise zur Ankunft: arrived 11 Mar 1937
Hinweise zur Disposition: transfered 09 May 1938 Flossenburg
Beschreibung: Political security prisoner (politischer Gefangener)
Vorheriger Wohnort Heilbronn
Seite: 6297/Str.
Ursprüngliche Hinweise (Herkunft / Ankunft / Disposition): PSV / zug. 11 Mar 1937 / ü. 09 May 1938 Fl.

 

Quellennachweis.

Bitzfelder Kirchenbücher (Mikrofilm KB 1503 Band 25 und 26)
Staatsarchiv Ludwigsburg; E356 d III Bü 1042; Vogelmann
http://search.ancestry.de
Zeitung: Schwäbischer Merkur mit Schwäbischer Kronik und Handelszeitung Süddeutsche Zeitung, vom 31.08.1878