Verrenberg Historisch

Haus Nr. 35 in Verrenberg 1818: Nr.36 (Lindenweg 6)


Aufnahme von 1962

Vorderansicht 1920
Kartenausschnitt aus Katasterkarte 1839; Haus Nr. 35
Urkataster von 1839
Kartenausschnitt aus Katasterkarte 1818; Haus Nr. 35
Karte von 1818

Lage des Haus im Ort

Haus Flur Nr. 35
Aufnahme 2009
   360 Grad Rundumblick am Lindenweg. [Juli 2021]



Bauliche Entwicklung

Das Gut Nr.35 gehörte zum "Johannes von Olnhausen Lehen".

Im Kartenauschnitt von 1818 sind Haus 35 und 35b noch getrennt. Um 1839 scheint die Fläche des Hauses 35b dem Hof von Haus 35 zugeschlagen zu sein.

1628 wird auf einer Hofstelle von einem Haus, einer Scheune und einem Schweinestall geschrieben. Dazu gehörte noch eine Hofstelle, auf der früher mal ein Haus gestanden ist.

1684 wird von zwey öden Hofstätten geschrieben. Vermutlich war dieses Haus im 30jährigen Krieg öde geworden.
Denkbar, dass die Flurstücke 113, 115, 116 (Urkataster 1839) diese zwei ehemaligen Hofstellen bilden.

1711-1715 wurde das Haus von Johann Michael Scheifler auf einem von zwei beieinander liegenden öden Hofplätzen errichtet.
Vermutlich wurde es bereits 1839 umgebaut. In einem der Torbogen soll die Jahreszahl 1839 gestanden haben.
Das Gebäude rechts auf der Karte von 1818 ist das Haus Nr.35b

Wilhelm Müller hatte noch erzählt,dass hier früher eine Pferdewechselstation gewesen sei.
Der Weg zum Salzberg war steil, da musste vorgespannt werden. Eine zusätzliche Einnahmequelle für den Hofinhaber.

1839 wurde die Scheuer und ein Kelterschuppen angebaut.

In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1869 sieht man einige Details zum Haus
(Als Maß dürfte der württembergische Fuss mit 28,65cm gemeint sein. Das vierte Maß in der dritten Spalte ist vermutlich die Höhe des Daches)
Name Beschreibung des Gebäudes Von der Versicherung ausgenommene Bestandtheile Versicher- ungs- anschlag Classe Umlage Capital Bemerkungen
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke Länge, Breite, Höhe Gelaße Dachdeckung Umfassungs- und Giebelwände Feuergefährliche Einrichtungen als unzer- störbar wegen des Anspruchs auf Baubeiträge
heizbare Zimmer gegypste Kammern gewöhnliche Kammern Küchen Stallungen sonstige Gelaße
Andreas Franks Witwe

Katharina Schanzenbach
Ein einstockiges Wohnhaus auf hohem Sockel von Stein und Fachwerk mit Giebedach 32'
25,5'
8'
16'
1

1
   

1
1

1
 

1
1 geb. Keller (1)
2 Dachböden mit 1 Kammern

1 Dachboden mit 1 Kammern
Ziegel gem. Fachwerk Backofen Fundament Keller u. Sockelmauern --- 300

300
IV 375

375
alter Anschlag 150f./150f.
(1861)


Skizze des Hof No.35 in Verrenberg 1896 Skizze des Hof No.35 in Verrenberg 1896
In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1896 sieht man einige Details zum Haus
(Als Maß dient der Meter.)
Name Beschreibung des Gebäudes Ausgenommene Bestandtheile Versicher- ungs- anschlag Mark Klasse Umlage Kapital Mark Bemerkungen
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke Länge, Breite, Höhe in Metern Gelaße Dachdeckung Umfassungs- und Giebelwände Feuergefährliche Einrichtungen und Klassenbegründung
heizbare Zimmer unheizb. Zimmer u gegypste Kammern gewöhnliche Kammern Küchen Stallungen sonstige Gelaße
1. Knappenberger Johann Schumacher
2. Maria und Christian Brandstetter
1 stockiges 1711 erbautes Wohnhaus in der Saugasse von Fachwerk unter Giebeldach auf hohem Sockel 9.15
7.45
Sout. 2.30
Erdg 2.40
Dach 4.70
Knappenberger: 1 EG
Brandstettet: 1 EG
  Knappenberger: 1 EG
1 Dachboden
Brandstettet: 1 Dachboden
Knappenberger: 1 EG
Brandstettet: 1 EG
Knappenberger: 1 Geisenstall Souterrain Brandstettet: 1 geb Keller (1)
1 Remise
Dachplatten Ueber Sockel von teils ausgemauertem teils geschliertem Fachwerk   Fundament u einf Gemäuer im Sounterrain 1200 IV 1500 Alter ca. 185 Jahre
Unterhaltung mittelmäßig
Unter neb Anschlag v 920M inbegriffen ist ein Abtrittgehäuse (Grube ausgenommen) Anschlag 25M
(1) geb. Keller => geb[ühnter] Keller => ein Keller ohne Gewölbe, also mit Balkendecke

Im Unwetter von 1898 wurden auch hier u.a. Dachziegel zerstört. 90 Stück mussten ersetzt werden. Sie wurden von Eberhard Fischer geliefert.

Rechnung über 90 Dachziegel


1911 wurde eine elektrische Anlage mit zwei Glühlampen eingerichtet.


1920 baute Johann Knappenberger die Scheune um.

Querschnitt

Lageplan

Vorderansicht

Raumaufteilung

Die Bewohner

Im Lagerbuch von 1628 (Seite 603a) wird Michel Knorr als Eigner von Haus und Scheune genannt.
  Als nächstes ging der Hof auf seinen Schwiegersohn Matthes Scheufler über.

Im Lagerbuch von 1684 ("Steuerliste S.27") wird Hannß Caspar Weber als Eigentümer einer öden Hofstelle genannt.
Vermutlich zog er zwischen 1692 und 1704 zurück nach Unterheimbach und verkaufte den Platz.
Ihm folgte als Eigner Johann Michael Scheifler, der 1711 oder 1715 hier ein Haus errichtete.
Er ist der Sohn des 1628 erwähnten Matthes Scheufler

Im Lagerbuch von 1740 ("Steuerliste") wird Hannß Georg Hertterich als Eigentümer seit 1720 genannt. In diesem Jahr hatte er die Tochter von Johann Michael Scheifler geheiratet.
Er musste folgende jährliche Gülth bezahlen:
3 3/20 Pfennig "an Geldt"


Nächster Besitzer war der Sohn Johann Leonhard Herterich. Er war es, der das Haus teilte.
Die östliche Hälfte ging an seine Tochter Maria Magdalena Herterich, die westliche Hälfte an seinen Schwiegersohn Johann Matthäus Hornung.
Damit war die Teilung des Hauses vollzogen.


 

Westliche Haushälfte

 

Östliche Haushälfte


Gründung der Schäfereigesellschaft in Verrenberg - 1801
Mit dem Kauf der Schäfereigerechtsame des herrschaftlichen Hofs Schwöllbronn durch die Gemeinden Schwöllbronn, Unterohrn und Verrenberg, kam es in Verrenberg zur Gründung der Schäfereigesellschaft.
Verrenberg hatte 120 Schafe erkauft, die aufgeteilt in drei Klassen auf 70 Verrenberger aufgeteilt wurden.
Mates Hornung war in der III.Klasse. Damit konnte er 1 der 120 erkauften Antheile in Anspruch nehmen. Dazu kam ein Beischlag von 3 Schafen. Damit konnte er 4 Schafe halten.
Diese Schäferei Anteile sollte ursprünglich auf Hof und Gut gebunden sein. Das wäre in seinem Fall das Haus Nr.34 west.
Diese Bindung wurde aber im Laufe der Jahre nicht mehr beachtet, so dass der Verkauf der Schäferei Anteile unabhängig der Liegenschaften erfolgte.


Mates Hornung verkaufte 1811 seine Haushälfte um 200fl. an seinen Sohn Georg Peter Hornung.

Georg Peter Hornung kaufte 1817 das Haus Nr.3.

Im Messbuch von 1818 wird Georg Peter Hornung als Besitzer genannt.
Haus Nr: 1818: Nr.36  1839: Nr.35
Westliche Haushälfte
Besitzer: Georg Peter Hornung
Garten 0,06 ha
Wiese 0,14 ha
Acker 1,80 ha
Weinberg 1,36 ha
Wald ---
Bemerkung  
Maria Magdalena Herterich war nach der Teilung des Hauses die erste Besitzerin. Sie starb 1816 ledig.

Im Messbuch von 1818 wird die ledige Schwester Elisabetha Herterich als Besitzerin genannt.
Haus Nr: 1818: Nr.36  1839: Nr.35
Östliche Haushälfte
Besitzer: Elisabetha Herterich
Garten 0,03 ha
Wiese ---
Acker ---
Weinberg ---
Wald ---
Bemerkung  

In der Oberamtsrechnung von 1819/20 steht:
"Albrecht Rettenmayer, der von Peter Hornung 1/2 Haus und Scheuer um 240fl. erkaufte"

Bei der Erstellung des Urkatasters 1839 wurde als Eigentümer Albrecht Rettenmaier genannt.

Nach ihrem Tod 1822 war ihr unehelicher Sohn Johann Michael Horn der Erbe.

Aus der Vormundschaft des Johann Michael Horn wird diese Haushälfte 1823 an Ludwig Andreas Frank um 111fl. verkauft.
Es wird so beschrieben: "Ein halbes Haus und den dabei befindlichen Scheuer und Baum Garten oben am Dorf neben Albrecht Röttenmaier und dem gemeinen Weeg für und um 111fl.
Nach dem Tod von Ludwig Andreas Frank heiratet die Witwe 1832 Michael Hollenbach.
Im Urkataster von 1839 wird eben dieser Michael Hollenbach als Eigentümer genannt.


Im Öhringer Intelligenz Blatt von 1844 steht, dass die Liegenschaften des Schreiner Albrecht Röthenmayer auf dem Zwangswege verkauft werden sollte. Er war wohl in Gant geraten - er war pleite.
Der erste Verkaufstermin war auf den 15.06.1844, der zweite auf den 26.07.1844 festgelegt. Kam es zum Verkauf?
Es wurde aber in einer ersten Durchsicht kein Eintrag im Kaufbuch gefunden. Wo lebte die Familie Albrecht Rettenmaier von da an?

Wann kaufte Mattheus Schanzenbach Witwe geb. Crämer oder ihr Mann diese Haushälfte?


Am 08.10.1855 verkaufte "Mattheus Schanzenbach Witwe geb. Crämer" an ihre ledige Tochter Catharina Barbara Schanzenbach die Helfte an einem 1.stokigen Wohnhaus mit Michael Hollenbach beteiligt um 400fl..
Die Verkäuferin behält sich lebenslängliches Lebensrecht bevor. Das gilt auch für die beiden Söhne Wilhelm und Johann Schanzenbach.
Die Verkäuferin war wohl Analphabetin sie hat mit drei Kreuzen unterschrieben.


Nach dem Tod seiner Frau Maria Rosina Hollenbach 1854 kommt die Haushälfte auf Verlangen der Erben zum Verkauf.
Verkauf des Hauses nach dem Tod von Maria Rosina Hollenbach
am 15.Februar 1854

bitte auf das Bild klicken
Der nächste Eigner war Andreas Frank, Sohn des obrigen Ludwig Andreas Frank

Im Feuerversicherungsbuch von 1869 wird Catharina Barbara Schanzenbach als Besitzerin angegeben.
Im Feuerversicherungsbuch von 1869 steht die Witwe des Andreas Frank als Besitzerin.

Am 13.03.1873 verkaufte die ledige Catharina Barbara Schanzenbach nahezu ihre ganze Liegenschaft um 1.100fl. an ihren Sohn Wilhelm Friedrich Schanzenbach.
" 35a   4,4 Rth die Hälfte an einem einstockig. Wohnhaus westlicher Theil mit helftigem Keller
            0,6 Rth Schweinestall
            14,5 Rth Hofraum
"

Am 22.12.1873 verkaufte der Sohn Wilhelm Friedrich Schanzenbach das eben erst erkaufte Gut um 425fl. wieder an seine Mutter Catharina Barbara Schanzenbach. Dafür kaufte er dann das Haus Nr.5.
Die im März erworbenen Felder behielt er, was den großen Preisunterschied erklärte.
Seine Mutter wird darin als Braut des Christoph Schibetz von Löwenstein bezeichnet.
Was war der Grund dafür? Wilhelm Friedrich Schanzenbach starb 1874 beim Bau der Eisenbahn in Neuenstein. Er hatte das Haus Nr.5 bereits im April 1874 wieder verkauft.
Die Hofstelle wird so beschrieben:

Auszug aus der Servitutenkarte von 1858
35a "4,4 Rth die hälfte an einem einstockiges Wohnhaus westlicher Theil mit 1/2 Keller
0,6 Rth Schweinestall
14,5 Rth Hofraum<
"
140 "18,6 Rth Gemüsegarten vor dem Haus neben Geb.N.35 und Weg N.9"
141 "47,6 Rth Gras und Baumgarten hinter dem Haus neben Geb. No. 35 und P.139 und 142"

1877 heist es, dass sie "von ihrem Ehemann böslich verlasene" wurde.
 
Am 13.10.1891 verkaufte Catharina Barbara Schibetz geb. Schanzenbach ihre Liegenschaft
um 725 Mark an Friedrich Christian Johann Knappenberger.

Am 21.12.1892 kam im Auftrag der Erben der verstorbenen Witwe des Andreas Frank, Sophia Elisabetha geb. Fischer deren Liegenschaften zum Verkauf.
Die Hofstelle und ein paar Flurstücke kauften die Geschwister Maria und Christian Brandstetter um 600 Mark.

Bei der Erstellung des Feuerversicherungsbuches von 1896 werden die Geschwister erneut als Besitzer genannt.


Am 12.09.1898 verkauften die Geschister Maria und Christian Brandstetter ihr halbes Haus um 430 Mark an Maria Catharina Frank geb. Atz.
Dabei wird Christian Brandstetter als lediger Schmied in Bauma Canton Zürich in der Schweiz bezeichnet.



1906 übernahm dann Friedrich Christian Johann Knappenberger diese Hälfte.
Er hatte damit das ganze Haus im Besitz.




Wieder ganzes Haus

Nachdem Friedrich Christian Johann Knappenberger 1892 die westliche Haushälfte und ab 1906 auch die östliche im Besitz hatte, war die Teilung beendet.

Ab 1915 wohnte seinen Schwiegersohn Wilhelm Hermann Assenheimer mit auf dem Gut, übernahm dieses aber nicht. Er starb 1918 im 1.WK.
Seine Witwe heitatete 1920 den Bahnarbeiter Wilhelm Müller.
Wann übernahm dieser den Hof?

Als neuer Eigner des ganzen Hauses wird 1930 sein Schwiegersohn Wilhelm Müller genannt.

Heute wohnt hier, in einem 1972 neu erbauten Haus, die Familie Heinz Müller.


Brunnen

Es wird von zwei Brunnen berichtet.
Zum einen wurde der Brunnen an der Grenze zum Haus Nr.34 zumindest mit benutzt. Dieser soll 9m tief gewesen sein.
Zum anderen befand sich ein zweiter Brunnen einige Meter etwa mittig hinter dem Haus.

Lager- und Gültbücher, Vermessungen, (Ur)Kataster


Gült- und Lagerbuch 1628
 

Gült- und Lagerbuch 1684
 

Gült- und Lagerbuch 1740
 

Messbuch 1818
westl. Hälfte

Messbuch 1818
östl. Hälfte

Urkataster 1839
 

Nachtrag zum Primärkataster, 1922

Nachtrag zum Primärkataster Verrenberg, 1922; Haus 35
 

Quellennachweis.

Hohenloher Zentralarchiv Nst: Ba 55 / Bd 89 (1716) 1740-1800
Hohenloher Zentralarchiv Nst: Ba 55 / Bd 79 1684
Hohenloher Zentralarchiv Nst: Ba 55 / Bd 75 1628
Hohenloher Zentralarchiv Nst: Ba 115 Bd 1194 Amtsrechnungen 1819/20
Vermessungsamt Künzelsau: Primärkataster 1833
Ortsarchiv Verrenberg: Feuerversicherungsbuch von 1896
Ortsarchiv Verrenberg: Feuerversicherungsbuch von 1869
Ortsarchiv Verrenberg: Schätzungsprotokoll von 1869
Ortsarchiv Verrenberg: Messbuch von 1818
Ortsarchiv Verrenberg: B 72 Kaufbuch Teil 8 1854-1858
Ortsarchiv Verrenberg: B 79 Kaufbuch Teil 16 1890-1899
Ortsarchiv Verrenberg: B 56 Beilagen zum Gemeindegüterbuch Band II: Schäfereiwesen 1801-1858
Hohenloher Kreisarchiv: Der Hohenloher Bote; 1854
Intelligenz Blatt Oehringen 1844