Verrenberg Historisch

Haus Nr. 3 in Verrenberg (An der Steige 8)


Aufnahme von 1926

Aufnahme von 2005
Kartenausschnitt aus Katasterkarte 1818; Haus Nr. 3
Karte von 1818
Kartenausschnitt aus Katasterkarte 1839; Haus Nr. 3
Urkataster von 1839

Topographische Karte 1839 und 2021

Lage des Haus im Ort


Die Bewohner



In der im Moment vorliegenden Kopie aus dem Lager- und Gültbuch von 1628 ist leider der damalige Besitzer nicht erkennbar. Ein Nachtrag links nennt Hannß Sailer als späteren Besitzer.

Im Lagerbuch von 1684 ("Steuerliste" S.13) wird Hannß Sailer als Eigentümer einer öden Hofstatt genannt. War der Hof im 30jährigen Krieg öde geworden?
Eine verwandschaftliche Beziehung zu möglichen Nachbesitzer ist nicht erkennbar.

Vermutlich waren 1684 die Hofplätze 3 und 4 noch ein Grundstück, so dass diese Angaben auf beide Plätze als ein Stück gedacht werden müssen.

Die folgenden Besitzer sind nicht ganz klar. Vermutlich war der nächste Eigner Balthaß Specht.

In diesem Lagerbuch von 1684 zeigt eine Randnotitz, dass Georg Michael Kraft 1732 auf diesem Platz ein Haus errichtet.

Im Lagerbuch von 1740 ("Steuerliste" S.245) wird Georg Michael Craft als Eigentümer genannt. Er musste folgende jährliche Gülth bezahlen:
6 Kreuzer "Vor 1/2 Faß Nachthuhn"

Vermutlich folgte ihm 1779 sein Sohn Johann Michael Craft. Es scheint, dass dieser Johann Michael Craft ab 1798 im Haus Nr.65 lebte.

In einem undatierten Nachtrag im Gült- und Lagerbuch von 1684 wird auch ein Andreas Frank erwähnt. Laut einem Nachtrag im Lagerbuch von 1684 lebte er hier bis 1802.

Gründung der Schäfereigesellschaft in Verrenberg - 1801
Mit dem Kauf der Schäfereigerechtsame des herrschaftlichen Hofs Schwöllbronn durch die Gemeinden Schwöllbronn, Unterohrn und Verrenberg, kam es in Verrenberg zur Gründung der Schäfereigesellschaft.
Verrenberg hatte 120 Schafe erkauft, die aufgeteilt in drei Klassen auf 70 Verrenberger aufgeteilt wurden.
Andreas Frank war in der III.Klasse. Damit konnte er 1 der 120 erkauften Antheile in Anspruch nehmen. Dazu kam ein Beischlag von 3 Schafen. Damit konnte er 4 Schafe halten.
Diese Schäferei Anteile sollte ursprünglich auf Hof und Gut gebunden sein. Das wäre in seinem Fall das Haus Nr.3.
Diese Bindung wurde aber im Laufe der Jahre nicht mehr beachtet, so dass der Verkauf der Schäferei Anteile unabhängig der Liegenschaften erfolgte.


Laut einem Nachtrag im Lagerbuch von 1684 lebte Philipp Bort ab 1802 hier.

1817 kaufte Georg Peter Hornung das Haus um 375fl. von Philipp Bort.
In der Oberamtsrechnung von 1817/18 (Fol.100b) steht: "Peter Hornung, der von Philipp Bort 1 Haus pp um 375fl. erhandelte wovon 1/2 hierher und 1/2 Spital gültbar"

Im Messbuch von 1818 wird Georg Peter Hornung als Besitzer genannt.
Haus Nr: 1818: Nr.3  1839: Nr.3
Besitzer: Peter Hornung
Garten 0,007 ha
Wiese 0,011 ha
Acker 0,01 ha
Weinberg ---
Wald ---
Bemerkung Sie gehörte damit zu den 5 Verrenberger Hofstellen mit den kleinsten Flächen.
Peter Hornung hatte zeitgleich noch eine Hälfte des 1818: Nr.36  1839: Nr.35

1825 war Georg Peter Hornung wohl in Gant geraten. Er kaufte aus dieser Gantmasse seinen Hof um 750fl. herraus. Bürge war Balthes Käppler

Bei der Erstellung des Urkatasters 1839 wird als Eigentümer der Weingärtner Georg Peter Hornung genannt.

Georg Peter Hornung wurde 1853 vergant, zeitgleich heiratete seine Tochter Rosina Dorothea Hornung Conrad Friedrich Schukraft.
Dieser lebte in seiner erster Ehe in Heilbronn. Als seine erste Frau im Januar 1852 starb, ging er erst nach Amerika kam aber wieder zurück. Sein Sohn aus dieser 1.ten Ehe lebte in Australienn.
Im Mai 1853 heiratete er Rosina Dorothea Hornung und kam so nach Verrenberg auf dieses Haus.
Der Bauernhof wurde im Rahmen des Gant in zwei Teile aufgeteilt. Jeweils ein halbes Haus und Güter.

Zuerst ersteigerte Conrad Friedrich Schukraft am 05.05.1853 die eine Hälfte des Gutes um 664fl. ...

... dann noch am selben Tag auch die zweite Hälfte um 690fl..
In den Kaufbüchern wurden grundsätzlich verschiedene Bedinungen festgehalten. Hier ein interessanter Auszug:
"Der Käufer übernimmt die Verbindlichkeit, dem Peter Hornung und der taubstummen Tochter desselben Kost und Wohnung zu geben; Krankheitskosten hat er aber nicht zu tragen.
Ebenso räumt er den übringen Kindern des Peter Hornung in Krankheitsfällen, so lange sie ledig bleiben ein Wohnrecht ein.
Unter Krankheitskosten sind nur die Posten für die ärztliche Behandlung und für Arzneimittel begriffen.
"

Auszug aus der Servitutenkarte von 1858
3 "Die Hälfte eines einstokigen Wohnhauses samt Scheuer unter einem Dach". (zwei Mal die Hälfte gibt wieder ein ganzes Haus)
18 "8 Rth Sommergarten beim Haus"



Auflistung der Inhaber von Schäferei Gerechtsamen in Verrenberg - 1854
Conrad Friedrich Schukraft wird mit 1 der insgesamt 120 Anteilen aufgelistet (No Anteil 6).
Man sieht, dass die Anzahl der Anteile seit 1801 unverändert ist



Tierbestand auf diesem Hof laut Viehzählung von 1858
Namen der Eigenthümer Haus/Hof Rindvieh Schafe Schweine Ziegen Bienen Gänße Enten Hühner Pferde
Schukraft Conradt Nr.3 5.   1.         6.  


Brunnen:
Dieser Hof scheint keinen eigenen Brunnen gehabt zu haben.
Beim Haus Nr.5 heist es in einem Kaufvertrag von 1873: "Der Brunnen ist gemeinschaftl. Eigenthum von Geb. 3, 4, 5, 6"


Haus Flur Nr. 3; Verrenberg 1926
Aufnahme von 2005
Haus Flur Nr. 3; Verrenberg 1926
Aufnahme von 1926


Am 24.05.1878 hat der Witwer Conrad Friedrich Schukraft nach dem Tod seiner Frau im März 1878 und "krankheitshalber" seine gesamte Liegenschaft "im öffentlichen Aufstrich" zum Verkauf angeboten.
Die Bekanntmachung erfolgte durch Ausschellen in Bitzfeld und Schwöllbronn, sowie Anzeige im "Hohenloher Boten".
Die Ansprüche der taubstummen Catharina Dorothea Hornung werden durch eine Zahlung des Conrad Friedrich Schukraft von 350 Mark an ihre Pflegschaft erledigt.
Erwähnt wird auch der "Antheil am Schöpfbrunnen im Hofraum v. Geb. No. 5"
Das Wohnhaus mit Scheuer, Backofen und Gemüsegarten am Haus gingen um 1700 Mark an Johann Gottfried Eder. Die anderen Liegenschaften gingen an diverse Interessenten.
Conrad Friedrich Schukraft verkaufte auch noch den 1854 genannten Schäfereianteil um 51M 50d an die Schäfereigesellschaft.

Interessant ist hier auch die Veränderung der zum Hof gehörigen Flächen.
  Diese Betrug 1818 noch in Summe ca. 0,028 ha.
  Beim Verkauf von 1878 sind es dann aber ca. 3,26 ha.

1896 wird als Eigentümer wieder Johann Gottfried Eder genannt.

Die Tochter von Johann Gottfried Eder, Karolina Rosina heiratet 1913 einen Herrn Wolf Müller aus Bitzfeld.

Das Grundstück wurde von der Familie Johann Matthäus Bort erworben und 1918 darauf ein neues Haus erbaut (siehe Bild rechts von 1926).
Durch die Heirat der Tochter Elise Pauline Bort mit Wilhelm Carle 1928, kam nun dieser auf den Hof.
Heute wohnt hier die Familie Otto Carle.

Bauliche Entwicklung


1628 gehörte der Hof zum "Bautzen Lehen, daß Neudeckers Hoffguett genannt".

Im Lager- und Gültbuch von 1628 wird "Hauß und Hofstatt und ..., zwischen Jörg Eßig, Und sein gärttlein, Neben Lienhardt Braunes und Jörg Knorres".


Im Lager- und Gültbuch von 1684 ("Steuerliste" S.13a) ist am Rande erwähnt, dass Georg Michael Kraft 1732 auf 1/2 Hofstelle ein Haus gebaut hat. Es müsste sich um dieses Haus Nr.3 handeln.

Im Schätzungsprotokoll von 1861 wird die Höhe des einstockigen Hauses noch mit 10 Fuss angegeben. Der Giebel war 15 Fuss hoch. In der Zeit bis 1869 wurde wohl ein Stockwerk aufgesetzt.

In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1869 sieht man einige Details zum Haus
(Als Maß dürfte der württembergische Fuss mit 28,65cm gemeint sein. Das vierte Maß in der dritten Spalte ist vermutlich die Höhe des Daches)
Name Beschreibung des Gebäudes Von der Versicherung ausgenommene Bestandtheile Versicher- ungs- anschlag Classe Umlage Capital Bemerkungen
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke Länge, Breite, Höhe Gelaße Dachdeckung Umfassungs- und Giebelwände Feuergefährliche Einrichtungen als unzer- störbar wegen des Anspruchs auf Baubeiträge
heizbare Zimmer gegypste Kammern gewöhnliche Kammern Küchen Stallungen sonstige Gelaße
Georg Weiß Ein an die Scheuer angebautes einstockiges Wohnhaus von Fachwerk mit Giebeldach 19,5'
24'
16'
18'
1.   1 1 1 1 geb Keller (1)
2 Dachböden mit 2 Kammern
Ziegel gem. Fachwerk Backofen Fundament u. Sockelmauern --- 575 IV 718,45 alter Anschlag 450f.
(1861)
(1) geb. Keller => geb[ühnter] Keller => ein Keller ohne Gewölbe, also mit Balkendecke



Skizze des Hofes No3 in Verrenberg - 1896 Skizze des Hofes No3 in Verrenberg - 1896
In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1896 sieht man einige Details zum Haus
(Als Maß dient der Meter.)
Name Beschreibung des Gebäudes Ausgenommene Bestandtheile Versicher- ungs- anschlag Mark Klasse Umlage Kapital Mark Bemerkungen
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke Länge, Breite, Höhe in Metern Gelaße Dachdeckung Umfassungs- und Giebelwände Feuergefährliche Einrichtungen und Klassenbegründung
heizbare Zimmer unheizb. Zimmer u gegypste Kammern gewöhnliche Kammern Küchen Stallungen sonstige Gelaße
Eder Johann, Bauer 2 stockiges Wohnhaus am Klingenwiesenweg von gem Bauart unter Giebeldach 6.00
6.80
Erdg 2.00
I.Stock 2.40
Dach 4.30
1 I.Stock   1 I.Stock
2 Dachboden
1 I.Stock 1 1 Viehstall
1 geb Keller (1)
Dachplatten Erdgeschoß von Stein, darüber v teils ausgem teils geschlierten Fachwerk   Fundamente u einhäupl. Gemäuer im Erdgeschoß 1120     Alter ca. 200 Jahre
Unterhaltung mittelmäßig
Unter neb Anschlag v 1120M inbegriffen ist, die steinerne Vortreppe mit Pultfach ausgenommen der Fundamente Anschlag 100M
(1) geb. Keller => geb[ühnter] Keller => ein Keller ohne Gewölbe, also mit Balkendecke

In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1896 sieht man einige Details zur Scheune
(Als Maß dient der Meter.)
Name Beschreibung des Gebäudes Ausgenommene Bestandtheile Versicher- ungs- anschlag Mark Klasse Umlage Kapital Mark Bemerkungen
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke Länge, Breite, Höhe in Metern Gelaße Dachdeckung Umfassungs- und Giebelwände Feuergefährliche Einrichtungen und Klassenbegründung
heizbare Zimmer unheizb. Zimmer u gegypste Kammern gewöhnliche Kammern Küchen Stallungen sonstige Gelaße
derselbe 1 stockiger Scheuer von Fachwerk unter Giebeldach ohne eigene Wand angebaut 8.70/5.50
7.60
3.80
Dach 5.20


          1 Tenne
1 Bare mit
1 Holz Remise
Dachplatten ausgemauertes Fachwerk Zusammenhang mit dem Wohnhaus Fundamente 800      
1920 erfolgte an der Scheune 4/1 (ehemals 3) der Anbau einer Tenne


Das alte Haus wurde 1920 abgerissen und 1927 durch ein neues mit sechs elektrische Glühlampen ersetzt.

Lageplan von 1919
für den Neubau

Lage von Alt- und Neubau
sind gut erkennbar 1919

Querschnitt des Neubau,
inkl. des gew. Keller

Nachtrag Primärkataster von 1920
Ansicht vor dem Neubau

Nachtrag Primärkataster von 1927

Lager- und Gültbücher, Vermessungen, (Ur)Kataster


Lager- und Gültbuch 1628
 
 

Lager- und Gültbuch 1684
Sind hier Haus 3
und Haus 4 gemeint?

Lager- und Gültbuch 1740
Sind hier Haus 3
und Haus 4 gemeint?

Messbuch 1818
 
 

Urkataster 1839
 
 
 

Quellennachweis.

Vermessungsamt Künzelsau: Primärkataster 1833
Hohenloher Zentralarchiv Nst: Ba 55 / Bd 89 (1716) 1740-1800
Hohenloher Zentralarchiv Nst: Ba 55 / Bd 79 1684
Hohenloher Zentralarchiv Nst: Ba 55 / Bd 75 1628
Durchgreifende Gebäudeschätzungen, Gde. Verrenberg; Staatsarchiv Ludwigsburg F 192 II / Bü 1452
Ortsarchiv Verrenberg: Feuerversicherungsbuch von 1896
Ortsarchiv Verrenberg: Feuerversicherungsbuch von 1869
Ortsarchiv Verrenberg: Schätzungsprotokoll von 1869
Ortsarchiv Verrenberg: Beibringinventar
Ortsarchiv Verrenberg: Messbuch von 1818
Ortsarchiv Verrenberg: B 56 Beilagen zum Gemeindegüterbuch Band II: Schäfereiwesen 1801-1858
Ortsarchiv Verrenberg: B 76 Kaufbuch Teil 12 1868-1876
Ortsarchiv Verrenberg: A 112 Gebäude 3 1919