Verrenberg Historisch

Haus Nr. 4 in Verrenberg (An der Steige ..)

Kartenausschnitt aus Katasterkarte 1818; Haus Nr. 4
Karte von 1818
Kartenausschnitt aus Katasterkarte 1839; Haus Nr. 4
Urkataster von 1839

Topographische Karte 1839 und 2021

Lage des Haus im Ort

Aufnahme von 2006, für Details klicken

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Aufnahme der Rückseite von 1992, für Details klicken

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Die Bewohner

------------Beginn nicht gesicherter Erkenntnisse --------------------------

Es spricht einiges dafür, dass diese Fläche 1684 noch ein Teil der auf Hofstelle Nr3 beschriebenen "öden Hofstatt" war.

Die Witwe des 1759 verstorbenen Johann Leonhard Zöller heiratete im selben Jahr Johann Philipp Kolb jun.. Ein Johann Philipp Kolb ist in einem nicht datierten Nachtrag im Gült- und Lagerbuch von 1684 erwähnt.
Nächster Besitzer wäre dann der Stiefbruder Johann Georg Zöller gewesen. War er es, der auf dem öden Platz das Haus errichtete, oder sein Stiefbruder?


------------Ende nicht gesicherter Erkenntnisse ----------------------------

1799 übergab der oben genannte Johann Georg Zöller den Hof an seinen Sohn Johann Ludwig Zöller


Gründung der Schäfereigesellschaft in Verrenberg - 1801
Mit dem Kauf der Schäfereigerechtsame des herrschaftlichen Hofs Schwöllbronn durch die Gemeinden Schwöllbronn, Unterohrn und Verrenberg, kam es in Verrenberg zur Gründung der Schäfereigesellschaft.
Verrenberg hatte 120 Schafe erkauft, die aufgeteilt in drei Klassen auf 70 Verrenberger aufgeteilt wurden.
Johann Ludwig Zöller war in der II.Klasse. Damit konnte er 2 der 120 erkauften Antheile in Anspruch nehmen. Dazu kam ein Beischlag von 3 Schafen. Damit konnte er 5 Schafe halten.
Diese Schäferei Anteile sollte ursprünglich auf Hof und Gut gebunden sein. Das wäre in seinem Fall das Haus Nr.4.
Diese Bindung wurde aber im Laufe der Jahre nicht mehr beachtet, so dass der Verkauf der Schäferei Anteile unabhängig der Liegenschaften erfolgte.


Im Messbuch von 1818 wird Johann Ludwig Zöller als Besitzer genannt.
1818
Haus Nr: 1818: Nr.4  1839: Nr.4
Besitzer: Johann Ludwig Zöller
Garten 0,14 ha
Wiese 4,51 ha
Acker 4,12 ha
Weinberg 0,92 ha
Wald 1,14 ha
Bemerkung  
1684
 
 
 
 
 
 
 
 
Bemerkung: Da es sich 1684 nicht um
eine Hofstelle handelte,
keine Angaben zu
Nutzflächen

1823 tauscht Johann Ludwig Zöller, der bis dato hier lebte, diesen Hof mit (Johann) Matthäus Krämer.
(Johann) Matthäus Krämer lebte zuvor im Haus Nr.56 und bekam noch 750fl. Draufgeld.
In diesem Eintrag des Kaufbuches wird das auf diesem Haus ruhende Recht der Schäferei erwähnt!



Am 25.07.1832 kaufte Johann Matthäus Krämer die bis dahin zum Haus Nr.6 gehörende, freistehende Scheune Nr.4a von Georg Friedrich Renner um 250 fl.


Johann Matthäus Krämer wanderte 1834 mit dem Sohn Johann Georg Krämer aus. Zuvor hatte er mit seiner Frau, die mit dem zweiten Sohn in Verrenberg blieb, eine Vereinbarung getroffen, in der sie den Hof bekam.


Am 08.10.1834 verkaufte Carolina Barbara Krämer "von hier ihr ganz bisher besessenes Söldners guth samt Gebäude im Hauß und Scheuer neben Peter Hornung [Haus Nr.3] und Georg Wieland [Haus Nr.5] und eine Scheuer neben Bernhardt Thier [Haus Nr.6] so wie es in dem Herrschaftlichen gült und Lagerbuch beschrieben steht. " an ihren Sohn Georg Matthäus Krämer und dessen Braut um 3400 fl.
Von diesem Betrag darf er 1500 fl. als Heiratsgut abrechnen. 800fl. muss er seinem Bruder Johann Georg Krämer bezahlen, der mit dem Vater nach Amerika ausgewandert ist. Der Vater Johann Matthäus Krämer soll 150 fl. bekommen.
Erwähnt wird noch, dass er verpflichtet wurde seiner Großmutter Barbara Mugele lebenslänglich "unklagbar mit kost und unterschleif im Hauß und in der Stube und Holz und licht frey abzureichen habe.".
Gleiches bedingt sich die Verkäuferin für sich selber aus.


Bei der Erstellung des Urkatasters 1839 wird als Eigentümer eben dieser Georg Matthäus Krämer genannt.
Nach seinem Tod 1842 heiratet die Witwe 1845 Georg Matthäus Mugele aus Schwöllbronn. Diese zweite Ehe blieb kinderlos.


Auflistung der Inhaber von Schäferei Gerechtsamen in Verrenberg - 1854
Georg Matthäus Mugele wird mit 2 der insgesamt 120 Anteilen aufgelistet (No Anteil 7+8).
Man sieht, dass die Anzahl der Anteile seit 1801 unverändert ist



Tierbestand auf diesem Hof laut Viehzählung von 1858
Namen der Eigenthümer Haus/Hof Rindvieh Schafe Schweine Ziegen Bienen Gänße Enten Hühner Pferde
Mugele Mattheus Nr.4 9.   2.     4.   7.  

Am 30.09.1865 verkaufte Mattheus Mugele diese Liegenschaft an den Verlobten seiner Stieftochter Johann Michael Adam Bort um 8000fl.

Auszug aus der Servitutenkarte von 1858
Die Gebäude werden dabei so beschrieben:
4 "- 7,1 Rth Ein 1.Stockiges Wohnhaus mit
- 14,8 Rth Scheuer unter einem Dach
- 5,0 Rth Holz und Schaafstall
- 1,0 Rth Schweinestall Oestlich am Haus
- 0,7 Backofen
- 39,0 Rth Hofraum mit Pumpbrunnen (1)
A "17,4 eine Scheuer
10,3 Rth Hofraum neben P.35/1 und 34
"
Hinzu kommen Gärten, Äcker, Wiesen, Weinberge, Wald und 3 Schäfereianteile (Nr.7,8 und 76b).
Die Hälfte von Vieh und Geflügel, sowie Werkzeuge etc., Obstmostpresse und "Branntwein-Brennzeug
(1) Der Brunnen liegt im Hofraum, bei dem großen Baum.
     Beim Haus Nr.5 heist es in einem Kaufvertrag von 1873: "Der Brunnen ist gemeinschaftl. Eigenthum von Geb. 3, 4, 5, 6"
     Stammt das Recht am Brunnen beim Haus Nr.5 aus "alten Zeiten" und wurde der eigene Brunnen später gegraben?



Nächster Eigentümer war dann dessen Sohn Johann Matthäus Bort. Durch die Heirat der Tochter Elise Pauline Bort mit Wilhelm Carle 1928, kam nun dieser auf den Hof.
1918 war bereits das neue Haus auf Flur Nr.3 erbaut worden.
Letzter Eigentümer vor dem Abriß war die Familie Otto Carle.

Zwischenzeitlich lebten hier verschiedene Familien zur Miete.
Darunter war auch Katharina Barbara Roth geb. Protzer

Bauliche Entwicklung

Es spricht einiges dafür, dass diese Fläche 1684 noch ein Teil der auf Hofstelle Nr3 beschriebenen "öden Hofstatt" war.

Vor dem Abbruch des Gebäudes gab es im April 1992 Untersuchungen durch die Denkmalpflege. Vermutlich wurde der Wohnteil um 1800 errichtet, der Rest des Gebäudes um 1840 verändert/erneuert.
Im Schätzungsprotokoll der Feuerversicherung von 1896 war es auf ein Alter von 150 Jahre geschätzt worden => also um 1750.

Skizze des Hofes No 4 in Verrenberg - 1896 Skizze links zeigt den Hof No.4 um 1896

1849 brennt die Scheune 4a ab. Gemeint ist nicht die ans Haus angebaute Scheune, sondern ein Gebäude neben dem Haus Nr.6.
Im August 1851 verkaufte Georg Matthäus Mugele diesen Platz an die Witwe Sabina Dorothea Jörg, verwitwete Thier, geb. Gebhard

Die Scheune 4a wurde um 1850 neu gegenüber dem Wohnhaus erstellt.
In der "Monatliche Übersichten über Brandfälle, 1849" (Hauptstaatsarchivs Stuttgart E 143 Bü 3008) heist es u.a.:

Zeitung 1849 Brand in Verrenberg Lezten Montag Abends zwischen 6.-7. Uhr ist in der Scheune des Gemeinderaths Mathäus Mugele von Verrenberg ein Brand ausgebrochen und in wenigen Stunden war das Gebäude mit allen darinen befindlichen Vorräthen an Dinkel, und Roggengarben, Erbsen Büscheln, Stroh eingeäschert. Die Scheuer stand unten im Dorfe und 18 Rhute davon steht das Haus des Michael Jörg, das durch die Löschanstalten etwas beschädigt wurde.
Auf welche Weise dieser Brand entstanden, konnte nicht erhoben werden. Der Beschädigte versichert, daß an jenem Tag gar niemand in die mittelst eines Vorhängeschlosses wohlverwahrt gewesene Scheuer wozu er den Schlüssel in seiner Stube aufgehoben , gehommen sei, auch war kein Vieh oder Schwein stall darien und man vermuthet allgemein, daß irgend ein Bösewicht auf der hinteren Seite des Gebäudes zwischen der Mauer und dem Dach an einer Stelle, wo Erbsenbüschel aufbewahrt geweawn Feuer eingelegt haben könnte.
Der Verlust an Vorräthen, die nicht versichert waren, wird zu etwa 200f. angeschlagen. Die Scheuer ist mit 400f. in die Brand Versicherung gelegt und und es sind 15/16 Theile als zerstört angenommen worden, an dem Wohnhaus des Michel Jörg aber ist 1/20. zu Grund gegangen. Es hätte daher die Brand Versicherungscasse dem Mugele 375f. und dem Jörg 10f. Entschädigung zu leisten.
Dem Beschädigten Mathäus Mugele ist ein bemittelter Mann, erst seit 4.Jahren geheiratet, Vater eines Kinds, und ein gutes Prädicat.


1850 sieht man im Nachtrag zum Primärkataster einige Veränderungen.
Das Haus wurde etwas kleiner, die Scheuren 4A und 4a etwas größer. Auch kam ein Backofen neu dazu.

Nachtrag Primärkataster von 1850

Nachtrag Primärkataster von 1850

In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1869 sieht man einige Details zum Haus
(Als Maß dürfte der württembergische Fuss mit 28,65cm gemeint sein. Das vierte Maß in der dritten Spalte ist vermutlich die Höhe des Daches)
Name Beschreibung des Gebäudes Von der Versicherung ausgenommene Bestandtheile Versicher- ungs- anschlag Classe Umlage Capital Bemerkungen
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke Länge, Breite, Höhe Gelaße Dachdeckung Umfassungs- und Giebelwände Feuergefährliche Einrichtungen als unzer- störbar wegen des Anspruchs auf Baubeiträge
heizbare Zimmer gegypste Kammern gewöhnliche Kammern Küchen Stallungen sonstige Gelaße
Johann Bort Ein zweistockiges Wohnhaus mit angebauter 1stockiger Scheuer von Stein und Fachwerk mit Giebeldachh 27,2'
25'
14'
17'

33'
42,5'
13,5'
17'
2.   2 1   1 geb Keller (1)
1 Brandw: Brennerei
2 Dachböden mit 2 Kammern
Ziegel Im ersten Stock Stein sonst gem. Fachwerk Backofen Fundament u. Sockelmauern --- 1050 (2050 inkl.Remise und Schweinestall) IV 1312 (2562 inkl.Remise und Schweinestall) alter Anschlag 1200f.(inkl.Remise und Schweinestall)
(1861)
(1) geb. Keller => geb[ühnter] Keller => ein Keller ohne Gewölbe, also mit Balkendecke

1877 wurde hinter dem Haus ein gewölbter Keller errichtet.

Nachtrag Primärkataster von 1877

Der Keller 2015

Der Keller 1877 (2015 aufgenommen)


1881 stellt Johann Michael Adam Bort den Antrag, seine Scheuer 4A zu vergrößern.
- 5 met. lang
- 10,65 met. breit
- 4,20 met Stockhöhe
- 7,15 met. Dachhöhe
von Stein und ausgemauertem Fachwerk



In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1896 sieht man einige Details zum Haus
(Als Maß dient der Meter.)
Name Beschreibung des Gebäudes Ausgenommene Bestandtheile Versicher- ungs- anschlag Mark Klasse Umlage Kapital Mark Bemerkungen
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke Länge, Breite, Höhe in Metern Gelaße Dachdeckung Umfassungs- und Giebelwände Feuergefährliche Einrichtungen und Klassenbegründung
heizbare Zimmer unheizb. Zimmer u gegypste Kammern gewöhnliche Kammern Küchen Stallungen sonstige Gelaße
Bort Johann 2 stockiges Wohnhaus am Klingenwiesenweg von gem Bauart unter Giebeldach ohne eigene Wand an Nr 4a angebaut 7.15
7.20
Erdg 2.00
I.Stock 2.20
Dach 4.30
1 I.Stock   1 I.Stock
2 heizb. I.Stock
1 I.Stock   1 Remise mit Brauerei
1 geb Keller (1)
Dachplatten Erdgeschoß von Stein sonst von ausgem Fachwerk Backofen mit Holzsparren, Dach unmittelbar über dem Backofen Fundamente u einhäuptiges Gemäuer und die steinerne Vortreppe 1680 IV 2100 Alter ca. 150Jahre
Unterhaltung gut
Unter neb Anschlag v 1600M inbegriffen ist ein Backofen ausgenommen das Gemäuer unter dem Herd Anschlag 150M
1 Brennkessel mit Kupfereinsatz Kupferhelm u Kühlgefäß Anschlag 60M
(1) geb. Keller => geb[ühnter] Keller => ein Keller ohne Gewölbe, also mit Balkendecke

In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1896 sieht man einige Details zum Wohnhaus mit Scheuer
(Als Maß dient der Meter.)
Name Beschreibung des Gebäudes Ausgenommene Bestandtheile Versicher- ungs- anschlag Mark Klasse Umlage Kapital Mark Bemerkungen
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke Länge, Breite, Höhe in Metern Gelaße Dachdeckung Umfassungs- und Giebelwände Feuergefährliche Einrichtungen und Klassenbegründung
heizbare Zimmer unheizb. Zimmer u gegypste Kammern gewöhnliche Kammern Küchen Stallungen sonstige Gelaße
derselbe 2 stockigem Wohnhaus mit Scheuer v gem Bauart unter Giebeldach 10.40
12.10
3.70
Dach 7.00
1 I.Stock 1 I.Stock       1 Tenne
1 Bare
Im EG 1 Viehstall
Im I.Stock Küchenvergrößerung
Unter Dach: 1 Bare 2 Kammern 1 Fruchtboden
Dachplatten Erdgeschoß von Stein sonst v ausgem. Fachwerk Zusammenhang mit dem Wohnhaus Fundament u einhäupt. Gemäuer im Erdgeschoß 2560 IV 3200 Alter 54 Jahre
Unterhaltung gut
Unter nebigem Anschlag von 2800M inbegriffen ist eine Dreschmaschiene ohne Putzapperat Anschlag 200M
2 Lederriemen (2.0,80 X 400) 24.80 - 60mm brt Anschlag 45M

1911 wurden im Haus zwei elektrische Glühlampen installiert.

1916 Anbau Auffahrtstenne an Scheune

1928 waren es dann bereits 5 elektr. Lichter.

1950 Vergrößerung Stall- und Scheunengebäude.

1957 Anbau Geräte- und Maschinenschuppen an Scheune.

In der Scheune, die neben dem Haus Nr.6 stand wurde ebenfalls 1928 eine elektr. Anlage mit 2 Glühlampen und einem 4PS Motor installiert.
2013 wurde das Haus abgebrochen.

Vermessungen

Es spricht einiges dafür, dass die Plätze 3 und 4 in den Lager- und Gültbücher als eine Fläche betrachtet wurden.
Daher bitte auch die Lager- und Gültbücher zum Haus 3 beachten.


Messbuch 1818

Urkataster 1839

Urkataster 1839
 

Quellennachweis.

Vermessungsamt Künzelsau: Primärkataster 1833
Ortsarchiv Verrenberg: Kaufbücher
Ortsarchiv Verrenberg: B 75 Kaufbuch Teil 11 1864-1868
Durchgreifende Gebäudeschätzungen, Gde. Verrenberg; Staatsarchiv Ludwigsburg F 192 II / Bü 1452
Ortsarchiv Verrenberg: Feuerversicherungsbuch von 1896
Ortsarchiv Verrenberg: Feuerversicherungsbuch von 1869
Ortsarchiv Verrenberg: Schätzungsprotokoll von 1869
Ortsarchiv Verrenberg: B 56 Beilagen zum Gemeindegüterbuch Band II: Schäfereiwesen 1801-1858
Ortsarchiv Verrenberg: B 56 Beilagen zum Gemeindegüterbuch Band II: Schäfereiwesen 1801-1858
Ortsarchiv Verrenberg: Messbuch von 1818
Ortsarchiv Verrenberg: B 76 Kaufbuch Teil 12 1868-1876
Staatsarchiv Ludwigsburg F 192 III Bü 3593
Staatsarchiv Ludwigsburg F 192 III Bü 3267