Verrenberg Historisch

Bahnwärterhaus Station 90 in Verrenberg
Bahnübergang in km 94 + 695 (Haus Nr.71, auch "No.22 der Nummer der Bahnwarthäuser" genannt)


Luftbild 1944
der Station 90

Übersicht Verrenberg 1965 mit
den Eisenbahnstationen

Bahnübergang in Verrenberg bei
der ehemaligen Station Nr.90 - 2021

Bahnübergang in Verrenberg bei
der ehemaligen Station Nr.90

Bahnübergang in Verrenberg bei
der ehemaligen Station Nr.90

Gemeint ist die Station Richtung Bretzfeld, die größer war als üblich, da ursprünglich ein Bahnhof angedacht war.



Diese Bilder unten (mit Lokomotive) wurden 1968 von Burkhard Wollny bei Öhringen gemacht. Vielen Dank an die Eisenbahnstiftung.de, für die Erlaubnis die Bilder hier zu veröffentlichen!

Blickrichtung von der L1036 zum Bahngleis um 1940
Das Bild wurde nachträglich coloriert

Am 15.12.1968 bei Öhringen

Am 16.06.1968 bei Öhringen

Am 16.06.1968 bei Öhringen

Die Bewohner / Bahnwärter


Der erste Bahnwärter dieser Station war Joseph Heimaier. 1864 hatte er großes Pech mit einer Kuh. Ein Zeitungsartikel aus dieser Zeit sagt uns genaueres. Er zog um 1869 nach Igersheim OA. Mergentheim.

Vermutlich war Michael Spang sein Nachfolger. Er musste aber bereits 1872 nach Neuenstein gehen.
In diesem Jahr kam dann Jakob Friedrich Sonnewald. Er blieb hier bis zu seinem Tod am 10.Oktober 1889

1889 wurde dann Georg Christian Rebmann als Bahnwärter erwähnt.
Im Feuerversicherungsbuch von 1896 wird Georg Uhlmann genannt.
Ihm folgte 1913 Karl Hirth und 1914 Karl Vetter.
1923 ist dann die Reichseisenbahnverwaltung genannt.

Es folgte 1927 Johann Michael Roth. Seine Frau Katharina Barbara Roth geb. Protzer hatte das Recht aushilfsweise die Aufgaben ihres Mannes zu übernehmen.
Johann Michael Roth starb 1951 in Verrenberg mit 72 Jahren. Da dürfte er schon längst im Ruhestand gewesen sein.
Hatte sein Sohn Karl Friedrich Roth seine Stelle bereits übernommen? Als er 1955 nach Zuffenhausen zog, wird er als Bahnwärter bezeichnet.


Bild links: Oberhalb dieser Böschung war der umfangreiche Garten der Familie Roth. Links davon war die Station 90.
Bild mitte: Friedrich Roth (geb.1928), im Hintergrund das Stationsgebäude.
Bild rechts: Waschtag auf der Bahnstation 90 um 1940. Hinten "Oma" Katharina Roth und Marta Rupp, geb. Roth. Vorne die Schwestern Erika und Friedhilde Rupp.
Alle Bilder oben wurden mir von Herrn Friedrich Roth zur Verfügung gestellt. Die Bilder wurden nachträglich coloriert.



Wer als nächstes auf dieser Station Dienst tat ist noch unbekannt. Aber es wird erzählt, dass dieser Nachfolger nicht mehr auf der Station wohnte.

Erzählt wird auch von einer Frau Munz von Bitzfeld, die vermutlich hauptsächlich am Bahnhof in Bretzfeld arbeitete, aber auch zeitweilig auf dieser Station 90.

Bauliche Entwicklung


Im 1858 angelegten Verrenberger Güterbuch findet sich dieser Eintrag zur Bahnstation 90 / Haus Nr.71:
Folgendes fällt darin auf:
Die Station wird später mit der Nummer "90" bezeichnet. Hier heist es aber: "No.22 der Nummer der Bahnwarthäuser". Worauf beziehen sich die unterschiedlichen Zählweisen?
1862 auf no.1230 u 1231 neu erbaut.


Am 04. Februar 1862 wurde die Strecke Heilbronn - Hall feierlich eröffnet.

In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1869 sieht man einige Details zur Station 90
(Als Maß dürfte der württembergische Fuss mit 28,65cm gemeint sein. Das vierte Maß in der dritten Spalte ist vermutlich die Höhe des Daches)
Name Beschreibung des Gebäudes Von der Versicherung ausgenommene Bestandtheile Versicher- ungs- anschlag Classe Umlage Capital Bemerkungen
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke Länge, Breite, Höhe Gelaße Dachdeckung Umfassungs- und Giebelwände Feuergefährliche Einrichtungen als unzer- störbar wegen des Anspruchs auf Baubeiträge
heizbare Zimmer gegypste Kammern gewöhnliche Kammern Küchen Stallungen sonstige Gelaße
Königliche Eisenbahn Verwaltung Ein zweistockiges Bahnwarthaus von Stein mit Giebeldach 28'
19'
17'
4'
1. 2 1 1 1 1 gew. Keller Ziegel Stein Keine da mehr als 400' von anderen Gebäuden u Waldunggen entfernt Fundament gew. Keller Sockel, sämtl. Umfassunges- und Giebelmauern und Schmiedeisen --- 1300 II 975 alter Anschlag 1300f.
(1862/63)


1870 stellt Michael Spang einen Antrag zum Bau einer Remise (Staatsarchiv Ludwigsburg, F 192 III Bü 4251).



Skizze Bahnstation 90 in Verrenberg 1896 Bahnwärterhaus Station 90 in Verrenberg - 1944
Bild links: Skizze der Bahnstation 90 in Verrenberg, 1896
Bild rechts: Luftbild von 1944, das die Lage der Bahnstation zeigt



Diese Station wurde spätestens 1966 abgebrochen.

Aus den Archiven

Der Hund des Bahnwärters Jakob Sonnenwald hat Menschen angefallen - 1880
Im Verrenberger Gemeinderatsprotokoll vom 08.Januar 1880 findet sich folgendes:
Auf Anzeige des Hl. Oberamtman Boeltz und Verwaltungsakteur Maihofer v. Oehringen daß sie von dem Hund des Bahnwärters Jakob Sonnenwald Post. No.90 angefallen worden seyen, wurde zwar Sonnenwald straffrei gelaßen ihm aber aufgegeben daß er innerhalb 8 Tag seinen Hund weg zu schaffen habe

Strafandrohung gegen Georg Uhlmann - 1902
Im Verrenberger Gemeinderatsprotokoll vom 08.Januar 1880 findet sich folgendes:
Dem Georg Uhlmann Bahnwärter auf Post No 90 am Gänsweg wird hiemit eröffnet, das auf der Straßenböschung unaufbereitete Reisach innerhalb 14 Tagen bei Strafvermeidung zu entfernen

Der Übergang an der Station 90 soll Nachts geschlossen bleiben - 1919
Im Verrenberger Gemeinderatsprotokoll vom 11.Dezember 1919 findet sich folgendes:
Die Schienengeleise Wegübergang Post. No.90 (Vetter) mußte infolge bestehender Abmachung mit hiesiger Gemeinde über den ganzen Zugverkehr bedient werden, da infolge verspätungen der letzten Züge die erst Nachts gegen 2 und 3 Uhr den Posten pasieren sucht die Bahnmeisterei Oehringen am 7. d.M. darüber nach diesen Bahnübergang von Nachts 10 bis Morgens4 1/2 Uhr den Winter über infolge bedeutender Kosten zu schließen
Beschluß
Indem dieser Übergang um betreff. Zeit sehr wenig befahren wird, dem Hauptzugangsweg nach Verrenberg dadurch kein Hindernis im Wege steht diesem Wunsche zu entsprechen, sollte aber ein Fall eintreten diesen Weg zu befahren sollte dem Bahnwärter des selben Posten zur Pflicht gemacht werden den Übergang frei zu machen


Am 23.12.1963 wurde erstmals der Plan zur "Errichtung einer Blinklichtanlage mit Leuchtschrift "2 Züge" und Wecker als Ersatz für Schranken am Bahnübergang in km 94+695 der zweigleisigen Hauptbahn Crailsheim - Heilbronn auf Markung Verrenberg" erwähnt.
"... werden die Schranken nur tagsüber bedient und sind in der Nacht und an Sonn- und Feiertagen geschlossen. Mit der Inbetriebnahme der Blinklichtanlage entfielen die zeitlichen Beschränkungen für die Benutzung des Bahnüberganges."
Die Gemeinde Verrenberg spricht sich nach einer Anhörung der Bürger am 03.02.1964 gegen eine Änderungaus.
Die Bahn argumentiert u.a. dass zur Bedienung der Schranken bald nicht mehr genug Personal zur verfügung stehen könnte und dann die Schranken größere Zeiten durchgehend geschlossen beliben müssten.
Dem entgegnet die Gemeinde Verrenberg, dass die Bedienung der Schranken fast nur von Frauen gemacht wird und diese bestimmt noch keine Kündigung eingereicht haben.
Am 17.02.1966 wurde die Blinklichtanlage in Betrieb genommen.



Aus dem Primärkataster und Pläne

In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1896 sieht man einige Details zum Bahnwärterhaus No.90
(Als Maß dient der Meter.)
Name Beschreibung des Gebäudes Ausgenommene Bestandtheile Versicher- ungs- anschlag Mark Klasse Umlage Kapital Mark Bemerkungen
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke Länge, Breite, Höhe in Metern Gelaße Dachdeckung Umfassungs- und Giebelwände Feuergefährliche Einrichtungen und Klassenbegründung
heizbare Zimmer unheizb. Zimmer u gegypste Kammern gewöhnliche Kammern Küchen Stallungen sonstige Gelaße
Königliche Eisenbahnverwaltung 2 stockiges 1862 erbautes Bahnwärterhaus (22) am Gänsweg von Stein mit Giebeldach 8.00
5.43
4.87
Dach 1.15
1 EG 1 I.Stock 1 EG
1 I.Stock
1 EG 1 Souterrain 1 gew Keller Schiefer Stein mehr als 5,72m v benachbarten Gebäuden und Waldungen entfernt Fundamente Umfassungs und Giebelwände und gewölbter Keller 2120 II 1590  

Nachtrag zum Primärkataster; 1863-64

Eintrag im Primärkataster von 1863-64; Haus 71

Plan zum Bau der Station 90 in Verrenberg um 1863

Plan zum Bau der Station 90 in Verrenberg um 1863; Haus 71

 

Quellennachweis.

Vermessungsamt Künzelsau: Primärkataster 1839
Ortsarchiv Verrenberg: Feuerversicherungsbuch von 1896
Ortsarchiv Verrenberg: Feuerversicherungsbuch von 1869
Ortsarchiv Verrenberg: Schätzungsprotokoll von 1869
Ortsarchiv Verrenberg: A 136
Ortsarchiv Verrenberg: A 134 Verzeichnisse über die Veränderungen im Feuerversicherungsbuch 1966
Staatsarchiv Ludwigsburg, F 192 III Bü 4251
Staatsarchiv Ludwigsburg, PL 723 DK 53-16 und 17
Bilder von Herrn Friedrich Roth, Öhringen