Verrenberg HistorischDie Gegend um Verrenberg in der Frühzeit



Späte Jungsteinzeit Bronze und Eisenzeit Römerzeit Alemannen Franken Galberg
 

Späte Jungsteinzeit

ca. 4000 - 2000 v. Christus

Werkzeug aus der Spätjungsteinzeit - Golberg bei Verrenberg Für die späte Jungsteinzeit scheint sich in Süddeutschland eine Veränderung der Siedlungslagen anzudeuten, die auch im Hohenlohekreis zu erkennen ist. Während bis zum vierten vorchristlichen Jahrtausend die Dörfer bei den Wirtschaftsflächen lagen, scheinen gegen Ende der Jungsteinzeit verstärkt die Schutzlage in exponierte Höhenlagen aufgesucht und als Siedlungsplätze ausgewählt worden zu sein.
Dies belegen beispielsweise die Funde vom Golberg bei Öhringen-Verrenberg [Hier die Flur Galberg], wo zahlreiche Lesefunde eine Höhensiedlung des Spätneolithikums anzeigen. Hier wurden vor allem Geräte aus Plattensilex, Feuersteinspitzen, Bruchstücke von durchbohrten Felsgesteinäxten und Beilen, sowie wenige Scherben gemacht. Diese Gegenstände weisen hauptsächlich in das Jungneolithikum, die Michelsberger Kultur.
Der Golberg gilt als der östlichste Fundort der Michelsberger Kultur.

Schon 1934 hatte der Heilbronner Oberlehrer Mattes (1884-1960) beim Absuchen der sandigen Lehmoberfläche einige Scherben, Feuersteinwerkzeug, einen Handreibstein für Getreide in Form eines abgerundeten Würfels aus Kieselsandstein und ein Topfrandstück mit Fingereindruckverzierung unterhalb des Randes in Michelsberger Art gefunden. Dazu noch ein Feuersteinovalbeilchen.
Zwei weitere ähnliche Beilchen konnte noch F. Rau aus Öhringen finden.
Eine genauere Begehung des Berges im März 1937 durch Mattes und Dr. Kost ergab vielfach Siedlungsspuren am Nordrand, zahlreiche grobe Scherben (z.B. ein verdicktes Randstück und ein Henkelöse), zwei gute Feuersteinkratzer, ein weiteres Ovalbeilchen aus Hornblendschiefer, eine schöne flächenbearbeitete Pfeilspitze mit gerader Grundfläche und eine oben abgebrochene, noch 6 cm lange und 3,5 cm breite Säge mit herausgearbeitetem Handgriff aus plattigem Feuerstein.

In "Fundberichte aus Schwaben" von 1900 findet sich auf Seite 31 erst eine Beschreibung des Lindelberg, dann folgendes zum Galberg:
"Der Galberg oder Golberg liegt nordöstlich des Lindelberges, von diesem durch einen nnr 300m breiten Thaleinschnitt getrennt.
Der Goldberg - ein längliches Oval - ist 470m lang und nur 80m breit. Der Abhang ist im Norden ungemein schroff, gegen Süden weniger steil; die Westecke ist ebenfalls sehr steil, während der Berg sich gen Nordost langsam senkt.
Diese Bodenbeschaffenheit entsprechen denn auch die künstlichen Verstärkungen. 250m von der Westecke entfernt und wenige Meter östlich des trigonometrichen Punktes zieht von Hang zu Hang ein kleiner Wall: am nördlichen Ende ist auch noch der vorliegende Graben zu unterscheiden. Dann folgt nach Osten eine halbkreisförmige Vertiefung, die an einem Aufwurf endet, sodann noch zwei kleine Wälle, nach anssen 2m hoch, dann zuletzt eine 3m hoher Ravon.
Die Südseite zeigt einen verschrofften Hang bis zu 4m Breite und 4m Höhe.
Beide Berge, der Lindel- und der Golberg, zeigen sichere Spuren früherer Befestigung, sind daher wohl mit Recht als alte Ringburgen anzusprechen. Während ersterer eine Oberfläche von 34ha einschliesst, hält letzterer nur 2,5 ha."



In "Fundberichte aus Schwaben" von 1904 steht auf Seite 20 folgendes:
"Eine sehr merkwürdige alte Straße (No.9) führt von Bretzfeld her an Verrenberg vorbei bis in die Nähe der Oehringer Friedhofkapelle; von hier läuft sie dem "Hunnenfeld" und "Hunnenberg" entlang weiter, überschreitet die Ohrn bei der Stegmühle und zieht dann nördlich von Michelbach, wo sie auf der Wasserscheide verläuft und die Grenze der Dorfmarkung bildet, den Waldenburger Bergen zu.
Sie kann nicht nachrömisch sein, da sie sonst zweifellos auf Oehringen zu und nicht in einiger Entfernung südlich an Oehringen vorbeigeführt worden wäre; ebensowenig römisch, aus den gleichen Gründen.
Die Namen "Hunnenfeld" und "Hunnenberg" deuten, wie allenthalben die mit "Hunnen"-, "Höhnen"-, "Hahnen"- zusammengesetzten Flurnamen auf einstmalige Ueberbleibsel oder Funde aus römischer oder vorrömischer Zeit;
daß die Straße von den Römern benützt worden ist, kann man auch aus dem Fund einer Römermünze der Frühzeit, eines Caligula, bei Verrenberg erschließen.
Vorrömische Entstehung darf darum auch für diese Straße mit Sicherheit angenommen werden."



In "Fundberichte aus Schwaben, Neue Folge VIII" von 1935 Seite 48: "Verrenberg OA Oehringen. Auf dem fast 100m die Oehringer Ebene überragende Golberg (Schilfsandsteinkuppe) 0,5km SO fanden W.Mattes und F. Rau am Ostende ein Bruchstück eines Beiles aus hellgrauem Feuerstein, in der Mitte der Hochfläche ein Bruchstück eines Grünsteinbeiles, am Westende Scherben dicker Vorratsgefäße.
Neuestens lassen weitere Funde in neu umgebrochenem Boden auf eine Michelsberger Bergsiedlung schließen."








In "Fundberichte aus Schwaben, Neue Folge IX 1935-1938" von 1938 Seite 28: "Verrenberg Kr. Oehringen. Auf dem N.F. VIII 48 genannten Golberg fanden Mattes und Kost 1936 zahlreiche Siedlungsspuren besonders am Nordrand.
Scherben Michelsberger Art, ein Steinbeilchen (Bruchstück), eine Pfeilspitze mit gerader Basis, Säge aus Feuersteinplatte.
Funde in der Sammlung Öehringen."





Werkzeug aus der Spätjungsteinzeit - Golberg bei Verrenberg
Der wichtigste Fund wurde 1942 gemacht in Form einer tadellos gearbeiteten kleinen Streitaxt aus zähem Hornblendegestein. Eine mittellängs eingeschliffene Zierrinne und die ausladende Zweckform beiderseits des Schaftloches schließen das Fundstück einer Entwicklungsreihe nord- und mitteldeutscher Streitäxte an, aus deren Volksbereich auch das Stück vom Golberg unmittelbar stammen muß.

Werkzeug aus der Spätjungsteinzeit - Golberg bei Verrenberg Werkzeug aus der Spätjungsteinzeit - Golberg bei Verrenberg
Vom Studienrat A. Hummel wird 1951/52 der Fund einer hochdreieckigen Pfeilspitze mit eingebogener Grundfläche, Bruchstücke von Feuersteinbeilchen, ein Kleibeil und Plattenhornsteinwerkzeuge (Säge und Spitze) berichtet.




In "Fundberichte aus Schwaben, Neue Folge 18/II" von 1967. Tafel 26, 27 und 70: Auf Seite 42 steht:
"Verrenberg (Kr. Öhringen). Auf dem Golberg, einem freistehenden und nach allen Seiten abfallenden schmalen und 0,3km langen Höhenrücken, 0,7km SO vom Ort, liegt eine spätneolithische Höhensiedlung, die immer wieder Funde ergeben hat (vgl. Fundber. aus Schwaben NF 8, 1935, 48; NF 9, 1938, 28; NF 11, 1951, 47; H. Zürn, Katalog Schwäbisch Hall. Veröffentl. d. Staatl. Amtes für Denkmalpflege Stuttgart, Reihe A, Heft 9, 1965, 28).
Die meisten Funde sind in Privatbesitz:


A) 3 Beile, 2 weitere leicht beschädigt, Taf. 70, 1-5; 8 Bruchstücke von weiteren Beilen, darunter Taf.70, 6; Bruchstück einer durchbohrten Steinaxt, Taf.70, 7.

Tafel 70, 1-7

Beilfragment vom Golberg

Beilfragment vom Golberg

Beilfragment vom Golberg

Beilfragment vom Golberg
Das Beilframent wurde um die fehlenden Anteile erweitert und lagert heute im Hällisch-Fränkisches Museum in Schwäbisch Hall


Beilspitze vom Golberg

Beilspitze vom Golberg






B) Eine Anzahl Bruchstücke von Plattensilexgeräten, darunter Taf.27, A. Das auf Taf.27, A, 4 abgebildete Stück weist auf beiden Seiten Glättflächen auf.

Tafel 27, A


C) 7 Silexpfeilspitzen und Bruchstücke von solchen, Taf.26, 19-25.

Tafel 26, 19-25


D) Eine Anzahl Klingen, Schaber, Bohrer, sonstige z.T. beidseitig retuschierte Geräte, Kernstücke, Abschläge und Absplisse, Taf.26, 1-18. Das auf Taf.26, 17 abgebildete Stück besitzt Lackpatina (Patina getüpfelt).

Tafel 26, 1-18

Fundstücke vom Golberg

Fundstücke vom Golberg


E) 3 verdickte und getupfte Ränder, Taf.70, 8-10; Rand einer Knickwandschale, Taf. 70, 12; 2 Ösen, Taf.70, 13-14, und einige Knubben; einige kleine verzierte Scherben, die sich nicht näher datieren lassen, die aber wohl ebenfalls spätneolithisch sind, Taf.70, 11. 15-23; weitere unverzierte, z.T. dicke Wandscherben.

Tafel 70, 8-23


F) Ein Mahlsteinbruchstück und 4 kugelige Reibsteine.

Latenezeitlich sind 2 Kammstrichscherben, Taf.70, 24-25. Demnach lag auf dieser Höhe auch eine Spätletenesiedlung.
Top. L. 6822 - Verbleib: Privatbesitz".




1967 wurde das Bürgermeisteramt Verrenberg von dem Staatlichen Amt für Denkmalpflege in Stuttgart angeschrieben.

Schreiben der Denkmalpflege in Stuttgart

Anlässlich der Ausgrabungen auf dem Golberg beobachtete P.Menzel im März 1991 von dessen Hochfläche aus im Gewann "Flur", ca. 500m Westlich von Verrenberg, in Parz. 720/721 dunkle Verfärbungen. In diesem Bereich konnte er neun unverzierte vorgeschichtliche WS und eine kleine WS mit parallelen Riefen auflesen.
Des Weiteren fanden sich neun Sileaxartfakte, darunter eine Klinge und ein Klingenfragment. Der Fundplatz war vorher nicht bekannt.
Flur 720 und 721 in Verrenberg
 

Bronze und Eisenzeit


Die im westlich angrenzenden Heilbronner Gebiet außergewöhnliche dichte Besiedlung während der späten Bronzezeit/Urnenfelderzeit (1200-800 v. Christus) hat im Raum Öhringen fast keine Funde erbracht.
Griffzungenschwert 1879 in Verrenberg gefunden
Eine der wenigen Ausnahmen bildet das 1879 nördlich von Verrenberg in der Flur Zehnmorgen gefundene Bronzeschwert.

Der Wagner Ritter aus Bitzfeld blieb 1879 beim pflügen an einem Stein hängen. Als er diesen entfernte, lag ein Bronzeschwert (Griffzungenschwert) von 61 cm länge vor ihm. Es stammte vermutlich aus einem nicht erkanntem Grab.
Dieser Fundort liegt direkt an der heutigen Landstraße L 1036. Ist das ein Zufall, oder gab es diesen Weg bereits damals?

Zeitlich wird es in die Spätbronzezeit - ältere/mittlere Urnenfeldzeit eingeordnet.

Verrenberger Schwert aus der Bronzezeit
Quelle: Landesmuseum Württemberg, Hendrik Zwietasch

Auszug aus der Vermessungskarte von 1818
Der Pfeil markiert den Fundort.





 Sonderausstellung "Faszination Schwert"
Vom 13. Oktober 2018 bis 28. April 2019 gab es im Landesmuseum Württemberg eine Sonderausstellung zum Thema "Faszination Schwert".
Dieses Schwert war Teil dieser Ausstellung.


Eine keltische Goldmünze wurde 1830 auf derselben Markung entdeckt.

In der "Schwerter Datenbank" (siehe Quellenangabe) sind folgende Angaben zu diesem Schwert zu finden:
Schwertart: Griffzungenschwert
Schwerttyp: Typ Hemighofen
andere Typenbezeichnung: Variante Uffhofen
Beschreibung: L61,1 cm, flaschengrüne bis kupferne Patina, nachgeschliffen, Griffzunge gekerbt
zeitliche Gliederung: Späzbronzezeit
Stufenbezeichnung: ältere/mittlere Urnenfeld
chronologische Stufe: Ha A1/A2
Fundart: Einzelfund
Aufbewahrungsort: Landesmuseum Württemberg
Inventarnummer: 8134
Literaturhinweis: Schauer PBF IV/2 1971, 160/Nr. 468, Taf 68/468; Koch, Fundber. Baden-Württemberg 4, 1979, 4, 18-28, Cowen, Ber. R.G.K. 36, 1955, 134/Nr.5
Kommentar: laut Koch ist das "verschollene" Griffzungenschwert aus Öhringen (Schauer N. 468), aufgrund von ungenauen Fundortangaben wurde das Schwert eingeführt und daher nicht in meiner Datenbank aufgenommen
Bei Koch, Fundber. Baden-Württemberg wird der Fundort mit der Markung Verrenberg, Parzelle 1439 und 1440 angegeben.

Links: Eine Karte mit dem Fundort des Bronzeschwertes aus Verrenberg

Auch für die folgende ältere Eisenzeit/Hallstattzeit (ca. 800-500 v. Christus) finden sich im Raum Öhringen nur wenige Belege.
Wenige Scherben vom Golberg deuten auf eine Höhensiedlung, doch gibt es keinen Hinweis, dass auf diesem Berg eine größere eisenzeitliche Befestigung existierte.
 

Römerzeit

Münzen

Den ersten Hinweis auf eine auf Verrenberger Gemarkung gefundene römische Münze findet sich in der 1871 erschienenen Festschrift
"VICVS AVRELII" oder "OEHRINGEN ZUR ZEIT DER RÖMER" von Dr. Otto Keller.
Der gelernte Historiker Otto Keller war als Lehrer an der Lateinschule in Öhringen angestellt. folgendes geschrieben:
Bei den Burgwiesen zu Weislensburg, 5/4 Stund. von Oehringen, wurden ein Caracallusdenar und ein Hadrian in Grosserz gefunden, in dem römischen Hofgut zu Rückertshausen, 7/4 Stund. von Oehringen, 2 Antonine (Erz); zu Verrenberg, 1/2 Stund. von Oehringen, wo übrigens keine Spur römischer Niederlassung nachweisbar ist, ein Caligula (erz); ...

Dr. Otto Keller hat in dieser Schrift "Vicus Aurelii" das ganze damalige Wissen über die Vorgeschichte und die römische Zeit von Oehringen und seiner Umgebung zusammengestellt und geschichtlich ausgewertet. Keller war auch bei den Funden zugegen, die beim Bau der Eisenbahn 1861 in Oehringen gemacht worden sind.



1893 erschien dann das Werk "Funde antiker Münzen im Königreich Württemberg" zusammengestellt von Dr. Wilhelm Nestle.
Darin wird auf der Seite 81 auf Otto Keller verwiesen:
187. Verrenberg.
     1. Caligula E.
     Keller VA. S. 5 A. 1.



In "Fundberichte aus Schwaben" von 1924, Seite 39. Funde antiker Münzen in Württemberg | Jagstkreis:
"184. O e h r i n g e n.
166. Antoninus Pius GE. = C. 536. Gefunden bei Erstellung eines Anbaus an die Getreidehalle (in vorher umgegrabenem Gelände). Besitzer: Weygang-Oehringen.
167. Lucilla GE. = C. 29. Gefunden 1923 bei Erstellung des Neubaus Werner an der Kappelerstraße. Besitzer: Müller-Verrenberg"
.


In "Fundberichte aus Schwaben" von 1926, von Peter Goessler; Neue Folge III; Seite 135. Funde antiker Münzen in Württemberg | Jagstkreis:
"187. Verrenberg OA. Oehringen.
2. Antoninus Pius ? ME. Schlecht erhalten. Rs.: ... tas. Gefunden 1925 am Lindeiberg. Besitzer: W. Mattes-Oehringen".




1964 erschien dann "DIE FUNDMÜNZEN DER RÖMISCHEN ZEIT IN DEUTSCHLAND" Abteilung II Baden-Württemberg
Band 4 Nordwürttemberg; bearbeitet von Karl Christ
VERRENBERG
Literatur: Nestle Nr. 187

          Einzelfunde
        Caligula
  1.   AE  37/41    ?

        Antoninus Pius
  2.   ME  138/161?   ?

1. Nestle n. 1 - Nach Keller, Vicus Aurelii, S.5 Anm. 1.
2. Fb. Schw. NF. 3, 1924/26, 135 n. 2 - 1925 am Lindelberg gef. - Privatbes.

Wege

Laut dem Württembergischen Jahrbuch von 1947/48 führte ein Urweg vom Einkorn (Schwäbisch Hall) über den Golberg bis zum Heuchelberg. Die untere Karte stammt aus dem Öhringer Heimatbuch von 1929.
Laut dem Buch "ÖHRINGEN Stadt und Stift" verlief zwischen Golberg und Verrenberg zur Römerzeit eine Straße, die vom Kastell Böckingen zum Öhringer Rendelkastell führte.

Im Buch "Die Römer in Württemberg: Die strassen und wehranlagen des römischen Württemberg, von F. Hertlein und P. Goessler" von 1930 lesen wir folgendes:
"Nun findet sich zwischen dem Verrenberg einerseits, dem Lindelberg und Galberg andrerseits ein merkwürdiger, heute tief ausgefahrener Weg, im einzelnen leicht verbogen, im ganzen trotz des schwierigen Geländes aus zwei geraden Stücken bestehend, die südwestlich vom Ort Verrenberg einen stumpfen Winkel bilden. Man wird sich diesen Weg nur als ursprüngliche in geraden Strecken .... Kunststraße erklären können."
römischer Weg bei Verrenberg, 1945
Dieses Luftbild von 1945 zeigt den Verlauf des oben beschriebenen Weges.

 

Alemannen



Zu den Alemannen in Verrenberg selber ist aktuell nichts bekannt. Daher wird hier ihr Auftreten in Hohenlohe betrachtet.

Nach der Aufgabe des Limes um 260 n. Chr. durch die Römer, stießen die Alemannen in das entstandene Machtvakuum hinein.
Oft wurden römisch Gutshöfe und Siedlungen, zumindest zeitweise, weiter genutzt. Von Öhringen wird berichtet, dass das römische Öhringen mit seinen Kastellen, Bädern, handwerklichen Betrieben und Villen zerfiel.
Im Verlauf des 5.Jahrhunderts entstanden viele frühalemannische Siedlungen. Diese Neugründungen bildeten vielfach die Keimzellen der heutigen Ortschaften.
Die Siedlungsnamen der im 5. und 6. Jahrhundert gegründeten Orte setzen sich zumeist aus einen Personennamen und der Endung "-ingen" zusammen.
Im 6. Jahrhundert kam "-heim" und "-dorf"-Orte hinzu, im 7. Jahrhundert folgten die "-stetten", "-hausen" und "-hofen"-Orte.
Dörfer, Weiler und Einzelhöfe wurden überwiegend an Hängen unmittelbar über der Talaue angelegt.

Infolge mehrerer Niederlagen der Alemannen gegen die Franken kam das heutige Kreisgebiet 507 unter die Herrschaft der fränkischen Merowinger.

Im folgenden Video wird das Vordringen der germanischen Stämme der Sueben und Alemannen beschrieben.
 

Franken




Infolge mehrerer Niederlagen der Alemannen gegen die Franken kam das heutige Kreisgebiet 507 unter die Herrschaft der fränkischen Merowinger.
Die ältesten heute noch existierenden Siedlungen stammen aus der Zeit der alemannisch-fränkischen Landnahme im 5. und 6. Jahrhundert.
In merowingischer Zeit ab dem 6. Jahrhundert und später unter den Karolingern ab dem 8. Jahrhundert wurde das Siedlungsgebiet in mehreren Schritten ausgebaut und erweitert, indem über die Flusstäler hinaus auch auf den Hochebenen Weiler und Einzelhöfe errichtet wurden. Unter den Merowingern hielt zudem das Christentum Einzug, was zum Bau der ersten Kirchen führte.

In der Zeit nach dem 7.Jahrhundert fällt auch die Gründung von Verrenberg.
 

Der Galberg

In älteren Quellen ist vom Galberg oder Gallberg die Rede. Erst in neuerer Zeit ist vom Golberg die Rede.

Bildquelle: Fotograf: s´moove design – Sergej Trifonov. Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Öhringen vom 21.02.2022.

Woher stammt der Name Galberg oder auch Gallberg? Hier der Versuch einer Deutung:

Johann Christoph von Schmid, Schwäbisches Wörterbuch mit etymologischen und historischen Anmerkungen 1831:
Er schreibt zum Stichwort 'gall' (zwei 'L') - Wortgebrauch 'erdgall -sinngemäß: Nasse, ungebaute (sic!, meint wohl unbebaute) unfruchtbare Stellen auf Äckern.
Es werde auch gallstrond = unfruchtbartes Ufer verwendet.
Wendet man das auf den unfruchtbaren = kahlen Berg an, hat man den`'Gallberg'.

Das passt gut zu den Bemerkungen im Ruggericht von 1858 und 1867, siehe unten.



Die Funde aus der Jungsteinzeit wurden hauptsächlich auf dem Galberg gemacht.
Dieser wird in neuerer Zeit Golberg genannt. Wer nicht aufpasst, versteht auch schon mal Goldberg, was aber falsch ist.

Eine Zeichnung der Vermessung von 1818 zeigt die Flur "Gallberg".
Darin wird auch die Parzelle 1031 mit der Bemerkung "Almand auf dem Galberg" und einer Fläche von 5,2 ha aufgeführt.

Blick vom Golberg Richtung Öhringen


Ruggericht von 1858
Im Ruggericht von 1867 Fol.79 steht:
"Im Uebrigen ist zu bemerken, daß zu der Weidfläche über 15. Morgen Oedung auf dem Galberg gehoeren, welche Fläche ohne Zweifel kulturfähig ist und wird der Gemeinde Beherde dringend empfohlen, dieselbe zunächst wenigstens für die Schaafweide zu verbessern, was durch Baumpflanzung und geeignete Bodenbearbeitung mit Aussaat von Futter Kräutersammen … …htester geschieht."


War die Hochfläche des Galberg all die Jahrhunderte zuvor öde und ungenutzt?
Bedenken muss man, dass erst zu Beginn des 20.Jahrhunderts ein brauchbarer Weg zur Hochfläche angelegt wurde.

Ruggericht von 1867
Im Ruggericht von 1867 Fol.103a steht:
"Die Ebene auf dem Gaalberg, welche früher ganz öde und wüst gelegen, ist neuerer Zeit auf den Maßgehalt von 5-6 Morgen von einzelnen Bürgern umgebrochen worden, es ist nun nöthig, daß die Gemeindebehörde nähere Festsetzung darüber treffe, auf welche Zeit die Nutzung denjenigen, welche den Umbruch vorgenommen haben, eingeräumt sein solle, und wird ... mit diesen Flächen zu halten sei. Die ganze Oedung mißt ca. 15 Morgen, und gehört der Gemeindekörperschaft mit Eigenthum, während der Schäfereigesellschaft die Nutznießung zur Waide zukommt. Es wird wohl am passendsten sein, wenn nach Ablauf der Nutzung derjenigen welche den Umbruch vorgenommen haben, die Fläche mit Grassammen eingesät wird um zur Waide verwandelt zu werden
. Zugleich aber dürften Baumpflantzungen für Rechnung der Gemeindekörperschaft auszuführen sein."




Hier werden die Veränderungen am und um den Golberg von 1968 bis 2020 gezeigt

Bitte einmal auf die Grafik klicken.

Beide Bilder dürften um 1977 entstanden sein.
Links der Blick vom Spielplatz im Oberdorf hinauf zur Hütte auf dem Galberg.
Mitte auf dem Galberg wurde vor dem Fußballplatz ein Freizeitbereich für die Öhringer errichtet.
 

Quellennachweis.

Buch "Öhringen Stadt und Stift"
Buch "Fundberichte aus Schwaben NF 11, 1951, 47"
Württem. Franken NF 19, 1937/38, 171
Württem. Franken NF 22/23, 1947/48, 26
Württem. Franken NF 24/25, 1949/50, 20
Württem. Franken NF 26/27, 1951/52, 13
Buch "Der Hohenlohekreis", 2006
Festschrift "Vicus Aurelii", 1871 von Otto Keller
Kirchenführer zur 750-Jahrfeier von Bitzfeld im Jahr 2010
Schwerter Datenbank: http://chc.sbg.ac.at/schwerter/map.php?filter%5B0%5D=bitzfeld&match%5B1%5D%5B%5D=Deutschland&match%5B19%5D%5B%5D=Baden-W%C3%BCrttemberg#
Landesmuseum Württemberg, Hendrik Zwietasch
"Fundberichte aus Schwaben" von 1900
"Fundberichte aus Schwaben" von 1904
"Fundberichte aus Schwaben" von 1924
"Fundberichte aus Schwaben" von 1926
Ortsarchiv Verrenberg: A 109 Denkmalpflege
Ortsarchiv Verrenberg: B 2 Ruggerichtsrezessbuch 1833-1888
Bildquelle Luftbild vom Golberg: Fotograf: s´moove design – Sergej Trifonov. Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Öhringen vom 21.02.2022.
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