Verrenberg HistorischDie Familie Professor Johann Adam Leber
(1806-1884) in Verrenberg

Theodor Carl Gustav von Leber, Professor für Ophthalmologe
Das Bild zeigt
Theodor Carl Gustav von Leber
Theodor Carl Gustav von Leber schrieb von 1915 bis 1916 seine Erinnerungen an seinen Vater in einem umfassenden handschriftlichen Werk auf. Dieses ist im Stadtarchiv Karsruhe unter KA-8/Sts 13 zu finden. Hier sind drei für Verrenberg relevante Auszüge.

Beginn der Aufzeichnungen
Rund um das Anwesen in Verrenberg
Tod von Professor Adam Leber


Professor Johann Adam Leber kaufte am 23.12.1861 in Verrenberg die Hofstellen
   -Haus Nr.16 + 17,   (Haus Nr.16 am 23.12.1864 und Haus Nr.17 am 10.12.1879 wieder verkauft)
   -Hof Nr.39,   (28.02.1865 wieder verkauft)
   -Scheune 42A
um 39.500fl.
13.166fl wurden baar bezahlt.
Der Verkäufer war Johann Heinrich Käppler.
Hier der Auszug aus dem Kaufbuch:


Der Kauf war als Geldanlage gedacht, die einzelnen Teile sollten Stück um Stück verkauft werden. Für die Zwischenzeit wurde als Verwalter Thomas Martin Fries eingestellt.
Johann Adam Leber verbrachte zur Überwachung des Verwalters teils auch längere Zeiten auf dem Hof.
Im Verzeichnis der Dienstbücher (Ortsarchiv A 179) sieht man, dass Thomas Martin Fries ab dem 06.02.1863 einige Knechte und Mägde einstellte:
Tag und Jahr
der Aufführung
Nro. des
Dienstbuchs
Namen des Dienstbotten
und HeimathsOrt
Namen der
Dienstherrschaft
abgeführt den
06.02.1863 146 Christine Hafner Helden Martin Fries 21.12.1863
06.02.1863 147 J. Georg Fischer Abstatt Martin Fries 03.02.1864
06.02.1863 148 Carolina Ruth Hütten Martin Fries  
06.02.1863 149 Friedrich Trost Oberstenfeld Martin Fries  
06.02.1863 150 Johannes Wendnagel Martin Fries 03.02.1864
11.03.1863 151 Georg Schreyer Maienfels Martin Fries 26.04.1863
01.11.1863 171 J. Friedrich Beuger Krehwinkel Gutsverwalter Fries 22.02.1864
22.02.1864 176 Conradt Bozz Abstatt Gutsverwalter Fries 18.09.1865
15.07.1864 190 Johann Kraft Wimmenthal Martin Fries 23.03.1865
19.07.1864 191 Johann Utz Wilsbach Martin Fries 30.10.1864


1865 verkaufte er dann alles bis auf 50 Morgen (was war mit dem Haus???). Diese Restfläche konnte er gut verpachten, so dass seine Anwesenheit auf dem gut nicht mehr notwendig war.
1868 berichtet er seinem Sohn, dass er wieder mal auf seinem Gut war.
1875 wurde der Wert des Gutes von Johann Adam Leber noch auf 18000fl geschätzt.

Johann Adam Leber baute in der heutigen Ebert-Anlage (vor II.WK Leopoldanlage) mehrere Häuser um sie anschliessend zu verkaufen.

Prof. Leber klagt gegen den Schafknecht - 1863
Im "Schultheißen-Amts Protokoll" findet sich am 21.September 1863 folgendes:
Es erschien der Gutsbesitzer Adam Leber Proffessor in Carlruhe (Baden) und beschwert sich daß ihm der hies. Schafknecht Friedrich Lindenberger am 19.d.M von seinem hinter dem Zornschen Scheuer stehenden Nußbaum, Nüße heruntergeschlagen habe, er bitte daher den Lindenberger zu vernehmen und und selben mit einer Warnungsstrafe zu rügen
Lindenberger wird hierüber vorgeladen und der Vorhalt gemacht ob er diesen Unfug verübt habe gibt hierauf an es ist richtig daß ich ein paar Nüße abgeklopft habe, ich habe aber nur 2.Nüße aufgeklaubt gehabt dann ist der Hl. Proffessor schon kommen
Beschluß
Da Beklagter zugestanden daß er einige Nüße entwendet hat, denselben auf den Antrag des Kl. in eine Warnungsstrafe von 30x zu verfällen
Beklagter erkennt die Strafe an und verzichtet auf den Recours


Auf der Seite "Historia Mathematica Heidelbergensis" findet sich das folgende:

Johann Adam Leber wurde am 3. Dez. 1806 in Durlach als Sohn eines Metzgermeisters geboren. Er besuchte von Mai 1821 bis Oktober 1825 das Lyzeum in Karlsruhe und legte den einstündigen Schulweg zu Fuß zurück. Im Herbst 1825 immatrikulierte er sich für das Studium der Theologie in Halle. Im Wintersemester 1827/28 wechselte er auf die Universität Heidelberg. Später wandte er sich der Romanistik zu.

Am 16. April 1838 heiratete er Apollonia Wüstenfeld (1814-1843), Tochter des Kaufmanns Fritz Wüstenfeld, die als 15-jährige die Aufmerksamkeit Robert Schumanns auf sich zog; er erwähnte im Brief vom 4. Dez. 1829 an seine Mutter „Dr. Wüstenfeld (hübsche Tochter)“.

Adam Leber wurde Gymnasialprofessor in Karlsruhe. 1840 wurde sein erster Sohn Theodor, der später ein sehr renommierter Augenarzt wurde, geboren. Seine Frau verstarb 1843 bei der Geburt des dritten Kindes. 1844 wechselte Adam Leber auf das Heidelberger Lyzeum, das sich bis 1894 an der Ecke Grabengasse/Seminarstr. befand. Vielleicht unterstützte seine Schwiegermutter, die bis 1865 in Heidelberg lebte, ihn bei der Betreuung der Kinder.

Ende der fünfziger Jahre zog sich Leber aus dem Schuldienst zurück; er erwarb mehrere Grundstücke in der Friedrich-Ebert-Anlage (damals Leopoldstr.), bebaute sie und verkaufte oder vermietete die neu erbauten Häuser. Er selbst ließ sich im Haus Nr. 9 nieder. Ähnlich verfuhr er in Verrenberg, wo er einen großen Gutsbetrieb erwarb, parzellierte und wieder veräußerte.

1861 wurde er Romanistikprofessor am Karlsruher Polytechnikum. Dort wirkte er bis zu seiner Zurruhesetzung.

1875 zog er nach Göttingen um, wo sich zu dieser Zeit bereits sein Sohn Theodor befand. Dort starb er am 20. Dezember 1884.

Anlässlich seines Wegzugs aus Heidelberg schrieb die Karlsruher Zeitung:

"(Heidelberg, 15. Jan.) Prof. Leber dahier ist von unserer Regierung als Lehrer des französischen Sprache und Literatur an das Polytechnicum nach Karlsruhe unter vorteilhaften Bedingungen berufen worden. Wir begrüßen mit Freude hier wieder die umsichtige Fürsorge der Regierung für jene blühende Anstalt, indem sie einen für eine polytechnische Schule besonders wichtigen Lehrzweig in die Hände eines Mannes legt, dessen gründliche Kenntniß der neueren Sprachen, wie mehrere seiner literarischen Arbeiten zeigen, zugleich durch eine allgemeine wissenschaftliche Bildung getragen und gefördert wird. Herr Leber bekleidete früher eine Reihe von Jahren eine philologische Lehrstelle an dem hiesigen Gymnasium, sah sich aber veranlaßt, diese Stelle freiwillig niederzulegen und sich ins Privatleben zurückzuziehen.

Seitdem verdankt unsere Stadt seinem muthigen Unternehmergeist eine wesentliche Verschönerung. Der weit größte Theil der hübschen Häuserreihe, die Anlage genannt, das fashionable Quartier unserer Stadt, ist von Leber in wenigen Jahren ins Leben gerufen worden, was nicht wenig dazu beitrug, Heidelberg zu einem immer beliebteren Aufenthalt von Fremden aller Nationen zu machen."


Adam Leber erwarb und bebaute in der Heidelberger Leopoldstr. die Grundstücke Nr. 5, 7, 9, 11, 41 und 47.

 

Quellennachweis.

Vermessungsamt Künzelsau: Primärkataster 1839
Stadtarchiv Karlsruhe KA-8/Sts 13
http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~f25/mix/vorstadt/brosch.pdf
Ortsarchiv Verrenberg: Schultheißen-Amt Protokoll
Ortsarchiv Verrenberg: A 179 Verzeichnisse der ausgestellten Dienstbücher und Arbeitsbücher 1851-1937
http://histmath-heidelberg.de/heidelberg/Personen/Adam_Leber.htm