Verrenberg Historisch

Haus Nr. 23 in Verrenberg (Golbergstraße 27)


Aufnahme von 1910

Aufnahme von 1962

Aufnahme von 2005
Haus Nr. 23 in Verrenberg
Aufnahme von 2005

Kartenausschnitt aus Katasterkarte 1833; Haus Nr. 23
Karte von 1818
Kartenausschnitt aus Karte von 1818; Haus Nr. 23
Ausschnitt Urkataster 1833

Lage des Haus im Ort



Die Bewohner

1740 wird im Lagerbuch Hans Michael Scheufler als Besitzer angegeben. Es handelte sich zu diesem Zeitpunkt noch um eine "öde Hofstatt". Hatte er diese von seinem Schwiegervater Johann Philipp Kolb übernommen?
Dieser übergab sein Guth seinem Sohn Johann Balthes Scheifler.


Gründung der Schäfereigesellschaft in Verrenberg - 1801
Mit dem Kauf der Schäfereigerechtsame des herrschaftlichen Hofs Schwöllbronn durch die Gemeinden Schwöllbronn, Unterohrn und Verrenberg, kam es in Verrenberg zur Gründung der Schäfereigesellschaft.
Verrenberg hatte 120 Schafe erkauft, die aufgeteilt in drei Klassen auf 70 Verrenberger aufgeteilt wurden.
Johann Balthes Scheifler war in der II.Klasse. Damit konnte er 2 der 120 erkauften Antheile in Anspruch nehmen. Dazu kam ein Beischlag von 3 Schafen. Damit konnte er 5 Schafe halten.
Diese Schäferei Anteile sollte ursprünglich auf Hof und Gut gebunden sein. Das wäre in seinem Fall das Haus Nr.23.
Diese Bindung wurde aber im Laufe der Jahre nicht mehr beachtet, so dass der Verkauf der Schäferei Anteile unabhängig der Liegenschaften erfolgte.


Auf Johann Balthes Scheifler folgte dessen Tochter Rosina Barbara Scheifler. Diese heiratet 1806 Christoph Friedrich Dietrich und nach dessen Tod 1808 Johann Balthas Käppler.

Im Messbuch von 1818 wird Johann Balthas Käppler als Besitzer genannt.
Haus Nr: 1818: Nr.23 und 41  1839: Nr.23 und 39
Besitzer: Johann Balthes Käppler
Er hatte den Hof Nr.23 mit in die Ehe gebracht,
seine Frau den Hof Nr.39.
Hier wird die Summe beider Höfe dargestellt.
Garten 0,67 ha
Wiese 2,82 ha
Acker 7,22 ha
Weinberg 2,05 ha
Wald ---
Bemerkung Dies war, mit einer gesamt bewirtschafteten Fläche von über 11 ha, 1808 der größe Hof in Verrenberg.

Bei der Erstellung des Urkatasters 1839 wurde als Eigentümer Baltas Käppler genannt.

Am 14.10.1846 tauschte Gottlieb Atz seinen Keller unter dem Haus Nr.19 gegen das Haus Nr.23 von Baltas Käppler.
Gottlieb Atz musste noch 600fl. an Baltas Käppler bezahlen.
   Die Güter des Hof Nr.23 blieben bei Baltas Käppler.
   Da laut Kaufbuch Bl.2 III dem Franz Happold das Nutzungsrecht für den Keller zusteht, wird extra erwähnt, dass dieser darauf verzichtet.

Die Tochter von Gottlieb Atz, Elisabetha Catharina Christina Atz heirattete am 21.05.1848 Georg Adam Wied.
Sie brachte dieses Haus mit in die Ehe.

Im Beibringinventar der Eheleute Georg Adam Wied und Elisabetha Catharina Christina Wied geb. Atz vom 11.08.1848 wird der Hof Nr.23 als weibliches Beibring gelistet.
Der Wert der Hofstell wird mit 1.100fl. txiert. Unklar ist, ob die neuerbaute Scheune im Wert mit eingerechnet war.




Im Dezember 1850 wird aus dem Nachlass der Witwe des Georg Adam Wied Haus und Scheune Nr.23 um 1700fl. an Wilhelm Franz Happold verkauft.
(Rechts: Dies ist der Eintrag im Kaufbuch dazu)


Am 20.06.1854 verkaufte Wilhelm Franz Happold an seinen Enkel Christian Franz Atz seine ganze Liegenschaft für 2500fl.. Darin beinhaltet waren u.a.:
1 Schäferei Anteil.
"§.8. wird noch in Kauf gegeben den Plaz und das Sommergärtchen sammt dem Lindenbaum neben Ludwig Carle und und der Straße" [Flst.127/1; Im Ruggericht 1855 wird hier eine Kegelbahn erwähnt.]
Seine vier noch ledigen Geschwistern erhielten das Wohnrecht im Haus, solange sie ledig waren.

1855 wird dann Christian Franz Atz als Eigentümer angegeben. Er hat den Hof von seinem Großvater Wilhelm Franz Happold übernommen.
Im Verrenberger Gemeinderatsprotokoll vom 12.Mai 1855 findet sich folgendes:
Es erschien der Sohn des verstorbenen Gottlieb Atz gewesenen Sonnenwirth Franz Atz ld. 23 Jahre ...
Ich habe ohnlängst von meinem Großvatter Franz Happold seine an Besizthum gewesenen Liegenschaft käuflich über nommen Beziehungsweise nach meinem Großvatter seinen lezten Willens Verordnung käuflich übernehmen müssen, da ich aber ...
Der Gemeinderath hat daher einstimmig Beschlossen, daß es wünschenswerth wäre wenn
...
2) Gemeinderäthlich bezeugt, daß er sich als ein verständiger und sparsamer Landwirth geziemt auch noch nie in einer Untersuchung gestanden und in seinen jungen Jahren für das ganze Anwesen per Arbeiten gesorgt und vollzogen auf seinen Großvatter treulich an die Hand gegangen ist, wie es einem geziemten Enkelsohn zusteht.



Auflistung der Inhaber von Schäferei Gerechtsamen in Verrenberg - 1854
Christian Franz Atz wird mit 1 der insgesamt 120 Anteilen aufgelistet (No Anteil 18).
1801 waren es noch 2 Anteile gewesen.



Tierbestand auf diesem Hof laut Viehzählung von 1858
Namen der Eigenthümer Haus/Hof Rindvieh Schafe Schweine Ziegen Bienen Gänße Enten Hühner Pferde
Atz Franz Nr.23 5.         3.   8.  

Im Schätzungsprotokoll von 1861 war noch Christian Franz Atz eingetragen.

1862 wurde aus dem Nachlass der Eheleute Franz Atz u.a. der Wohnhaus, Scheuer und Hofraum um 1820fl. an den Lindenwirth Carl Carle verkauft.
Dazu kommt Gartenfläche beim Haus um 484fl. Der Hof wurde so beschrieben:

Auszug aus der Servitutenkarte von 1858
23 "1 einstokiges Wohnhauß mit gewölbtem Keller, Scheuer und Hofraum oben im dorf
1/8 Morgen 32,4 Ruth
6,2 Ruth Gemüsegarten beim Hauß N. 22 und P.65
"
[ist hier die Parzelle No.66 gemeint?]
67 "6/8 Morgen 42,1 Ruth Gras Baum und Gemüsegarten beim Hauß neben Peter Zorn Wittib, nebemn Gd. N. 22 P.N. 64 und dem Fahrweg No.12"


Im Schätzungsprotokoll von 1869 war dann Carl Christian Carle (senj., Lindenwirth) als Besitzer eingetragen.

1890 wurde von Carl Carle senj. das alte Wohnhaus abgebrochen und das Neue errichtet. Dabei entstand, da das Haus nun größer wurde, auch ein zweiter Keller.


Am 04.10.1892 verkauften die Eheleute Carl Carle senj. ihre Liegenschaft um 22.000 Mark an die Eheleute Carl Carle jun..
   Mitverkauft werden auch die beiden Schäfereianteile No.37 und 46.
Das erst neuerbaute Haus wurde so beschrieben:
23 1 ar 15 met 1890 neu erb. 2.stok. Wohnhaus
         4 met Staffel östl.
         3 met Staffel nördl.
         3 met dto Kellerstaffel
         3 met Kellereingang
A 1 ar 99 met eine 4 bariege Scheuer mit Stall
  4 ar 52 met Hofraum mit Bronnen oben im Dorf




Später (1943?) ging der Hof auf den Sohn Friedrich Carle (1903-1977) über.
Heute ist dessen gleichnamiger Sohn auf dem Hof.

Bauliche Entwicklung

Da im Lagerbuch von 1740 noch von einer "öde Hofstatt" die Rede ist, muß der Hof hier erst später errichtet worden sein.

Auf der Karte von 1818 ist neben dem Haus eine Scheune erkennbar, die aber 1833 bereits abgegangen war.

Wann zwischen 1740 und 1818 wurde das Haus errichtet?

Im Beibringinventar der Eheleute Georg Adam Wied und Elisabetha Catharina Christina Wied geb. Atz vom 11.08.1848 heist es:
"Es wird bemerkt, daß auf dem oben beschriebenen Garten in neuesterzeit während dem eine Scheuer gebaut worden ist, ... "


1856 stellt Franz Atz den Antrag einen Backofen im 1.OG seines Wohnhaus einbauen zu dürfen (F 192 III Bü 5546)
Die Erlaubnis wurde ihm gewährt.



In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1869 sieht man einige Details zum Haus
(Als Maß dürfte der württembergische Fuss mit 28,65cm gemeint sein. Das vierte Maß in der dritten Spalte ist vermutlich die Höhe des Daches)
Name Beschreibung des Gebäudes Von der Versicherung ausgenommene Bestandtheile Versicher- ungs- anschlag Classe Umlage Capital Bemerkungen
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke Länge, Breite, Höhe Gelaße Dachdeckung Umfassungs- und Giebelwände Feuergefährliche Einrichtungen als unzer- störbar wegen des Anspruchs auf Baubeiträge
heizbare Zimmer gegypste Kammern gewöhnliche Kammern Küchen Stallungen sonstige Gelaße
Karl Carle Ein einstockiges Wohnhaus von Fachwerk mit Giebeldach 44'
27,5'
8,5'
16,5'
1.   2 1   1 gew. Keller
2 Dachböden mit 3 Kammern
Ziegel gem. Fachwerk Backofen Fundament gew: Keller u. Sockelmauern --- 975 IV 1218 alter Anschlag 700f.
(1861)


Das alte Wohnhaus wurde 1890 abgebrochen und durch ein größeres ersetzt. Unter der größeren Grundfläche wurde ein zweiter Keller gebaut. Auf der Zeichnung sind auch noch die Grundrisse des alten Gebäude sichtbar.




1892 baute Karl Carle eine Feldscheune am Hohlweg Richtung Windischenbach. An dieser Stelle ist heute ein Spielplatz.




In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1896 sieht man einige Details zum Haus
(Als Maß dient der Meter.)
Name Beschreibung des Gebäudes Ausgenommene Bestandtheile Versicher- ungs- anschlag Mark Klasse Umlage Kapital Mark Bemerkungen
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke Länge, Breite, Höhe in Metern Gelaße Dachdeckung Umfassungs- und Giebelwände Feuergefährliche Einrichtungen und Klassenbegründung
heizbare Zimmer unheizb. Zimmer u gegypste Kammern gewöhnliche Kammern Küchen Stallungen sonstige Gelaße
Carle Karl jun. Bauer 2 stockiges 1890 erbautes Wohnhaus v gem. Bauart unter Giebeldach; 13.50
8.50
5.60
Dach 4.60
1 EG
1 I.Stock
2 EG
3 I.Stock
  1 EG
I.Stock
  1 Wasch und Backküche
2 gewölbte Keller
Dachplatten Umfassungswände von Stein, Giebel von ausgemauertem Fachwerk keine Die gewölbten Keller, die mauern unter Fußboden des Erdgeschoßes u die steinerne Treppenanbau 8100 III 8100  

Nachtrag zum Primärkataster 1965 - Zeichnung

Nachtrag zum Primärkataster 1965


In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1896 sieht man einige Details zur Scheune
(Als Maß dient der Meter.)
Name Beschreibung des Gebäudes Ausgenommene Bestandtheile Versicher- ungs- anschlag Mark Klasse Umlage Kapital Mark Bemerkungen
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke Länge, Breite, Höhe in Metern Gelaße Dachdeckung Umfassungs- und Giebelwände Feuergefährliche Einrichtungen und Klassenbegründung
heizbare Zimmer unheizb. Zimmer u gegypste Kammern gewöhnliche Kammern Küchen Stallungen sonstige Gelaße
Carle Karl Bauer 1 stockige östlich vom Wohnhaus No.23 freistehende Scheuer v. gem Bauart unter Giebeldach 17.30
11.50
4.00
Dach 1.30
        2 2 Tennen
2 Bare
Dachplatten 1/2 Stein, 1/2 ausgem Fachwerk   Mauern unter Tannebodenebene 6660 III 4600 Alter ca. 50 Jahre
Unterhaltung gut
Unter neb Anschlag von 4600M inbegriffen ist: 1 freistehende Futterschneidmaschiene Anschlag 60M
1 Lederriemen 8,10m lg 60mm brt Anschlag 15M
(der Göppel steht im Freien)

1896 wird noch ein Schweinestall und ein Holzschuppen errichtet.
1903 wird im Gemeinderatsprotokoll ein neuer Anbau erwähnt.




1911 wurde eine elektr. Anlage mit drei Glühlampen eingebaut.

1962 Erstellung landwirtschaftliches Betriebsgebäude.

Im Nachtrag zum Primärkataster von 1965 sind einige bauliche Änderungen erkennbar. Die Staffel östlich und nördlich vom Haus entfällt, aus zwei Kelleringängen wird einer.

Nachtrag zum Primärkataster 1965

Aus dem Hohenloher Zentralarchiv Nst: Ba 55 / Bd 89 (1716) 1740-1800

Nst: Ba 55 / Bd 89; Haus 23

Vermessungen


Messbuch 1818

Urkataster 1839

Nachtrag zum Primärkataster, 1854-55

Nachtrag zum Primärkataster Verrenberg , 1854-55; Haus 23 Nachtrag zum Primärkataster Verrenberg , 1854-55; Haus 23

Nachtrag zum Primärkataster, 1890-91

Nachtrag zum Primärkataster Verrenberg , 1890-91; Haus 23 Nachtrag zum Primärkataster Verrenberg , 1890-91; Haus 23
 

Quellennachweis.

Vermessungsamt Künzelsau: Primärkataster 1833
Ortsarchiv Verrenberg: Kaufbücher
Ortsarchiv Verrenberg: B 70 Kaufbuch Bd. 6 1849-1851
Ortsarchiv Verrenberg: B 79 Kaufbuch Teil 16 1890-1899
Ortsarchiv Verrenberg: Feuerversicherungsbuch von 1896
Ortsarchiv Verrenberg: Feuerversicherungsbuch von 1869
Ortsarchiv Verrenberg: Schätzungsprotokoll von 1869
Ortsarchiv Verrenberg: Messbuch von 1818
Ortsarchiv Verrenberg: B 56 Beilagen zum Gemeindegüterbuch Band II: Schäfereiwesen 1801-1858
HZA Ba 115 Bd 1182 Amtsrechnungen 1807/08
Staatsarchiv Ludwigsburg F 192 III Bü 5546
Staatsarchiv Ludwigsburg F 192 III Bü 2045
Staatsarchiv Ludwigsburg F 192 III Bü 2536
Staatsarchiv Ludwigsburg F 192 III Bü 2030
Hohenloher Kreisarchiv: Der Hohenloher Bote; 1851