Verrenberg Historisch

Haus Nr. 33 in Verrenberg 1818 Nr.34 (Lindenweg 5)



Aufnahme von 1926

Aufnahme von 1962

Aufnahme von 2005

Kartenausschnitt aus Katasterkarte 1818; Haus Nr. 33
Karte von 1818
Kartenausschnitt aus Karte von 1839; Haus Nr. 33
Urkataster von 1839

Stein über dem Kellereingang 1794

Lage des Haus im Ort



Die Bewohner

Im dem Gült- und Lagerbuch von 1684 wird Johann Christoph Kolb als Besitzer von:
   "Ein Graß: undt Baumbgartten uff 3/16theil von einem Morgen angeschlagen, zwischen ..."
bezeichnet.


Die Initialien im Sandstein ("AFS" und "E L"(oder B?)) über dem Kellereingang (Bild oben) dürften dem Erbauer des alten Haus von 1794 zuzuordnen sein. Noch lässt sich aber keine klare Zuornung treffen.
Oder ist dieser Sandstein noch älter?

Kaufte Friedrich Ungerer das Haus vom Erbauer? Im Familienregister heist es, dass er 1797 in Verrenberg bürgerlich wurde. In den Hofverkäufen 1822 und 1826 wurde jeweils sein Ausgeding ausdrücklich fest gehalten. Da seine Ehe kinderlos blieb, hatte er vermutlich seinen Hof im Alter verkauft um vom Käufer im Alter versorgt zu werden.


Gründung der Schäfereigesellschaft in Verrenberg - 1801
Mit dem Kauf der Schäfereigerechtsame des herrschaftlichen Hofs Schwöllbronn durch die Gemeinden Schwöllbronn, Unterohrn und Verrenberg, kam es in Verrenberg zur Gründung der Schäfereigesellschaft.
Verrenberg hatte 120 Schafe erkauft, die aufgeteilt in drei Klassen auf 70 Verrenberger aufgeteilt wurden.
Friedrich Ungerer war in der III.Klasse. Damit konnte er 1 der 120 erkauften Antheile in Anspruch nehmen. Dazu kam ein Beischlag von 3 Schafen. Damit konnte er 4 Schafe halten.
Diese Schäferei Anteile sollte ursprünglich auf Hof und Gut gebunden sein. Das wäre in seinem Fall das Haus Nr.33.
Diese Bindung wurde aber im Laufe der Jahre nicht mehr beachtet, so dass der Verkauf der Schäferei Anteile unabhängig der Liegenschaften erfolgte.


Im Messbuch von 1818 wird Friedrich Ungerer als Besitzer genannt.
Haus Nr: 1818: Nr.34  1839: Nr.33
Besitzer: Georg Friedrich Ungerer
Garten 0,12 ha
Wiese 0,10 ha
Acker 1,68 ha
Weinberg 0,54 ha
Wald  
Bemerkung  

Im Rechnungsbuch von 1820/21 steht unter der Rubrik "unständige Gefälle Handlohn", dass eine Rosine Bürkert das Gütle des Friedrich Ungerer inkl Haus um 280fl. gekauft hat. (1)
(1) Vermutlich war hier Maria Christina Bürkert gemeint, die am 15.05.1821 Johann Georg Kimmel heiratete.

In einem Nachtrag zur Zubringensinventur des Johann Georg Kimmel von 1828 steht:
"Unter dem beibringen der Ehefrau ist keine Liegenschaft beschrieben, u..chtet solche, wie sich bei der Pfandbereinigung ergab am 30.Sept 1820 noch im ledigen Stande von Friedrich Ungerer allhier deßen ganzer Hof a 1700fl. erkauft hatte."


Am 30.03.1822 kam es zu einem Hoftausch zwischen Georg Kimmel (alt Hof Nr.33) und Adam Halt (alt nördl. Hälfte des Haus Nr.21).
Es gab keinen finanziellen Ausgleich zwischen beiden. Das Ausding für Friedrich Ungerer, der Sitz im Haus hat wird geregelt.

1824 verkaufte Adam Halt den Hof an Michael Krämer aus Schwöllbronn um 250fl.


1826 verkaufte Michael Krämer aus Schwöllbronn diesen Hof um 275fl. an Friedrich Kern aus Langenbeutingen.
Es wird noch von einem Recht der Witwe des Friedrich Ungerer erwähnt, das der Käufer übernehmen muss. War Maria Elisabetha Ungerer geb. Söhnle gemeint? Ihr Mann hatte sich 1824 erhängt.

Bei der Erstellung des Urkatasters 1839 wurden als Eigentümer Friedrich Kern genannt.


Tierbestand auf diesem Hof laut Viehzählung von 1858
Namen der Eigenthümer Haus/Hof Rindvieh Schafe Schweine Ziegen Bienen Gänße Enten Hühner Pferde
Kern Friedrich Nr.33 3.   1.         5.  

Am 07.05.1864 verkaufte Friedrich Kern an Johann Schanzenbach:
"Wohnhauß 2.stokig mit Stall und gedrehmten Keller, Scheuer mit dem Wohnhaus unter einem Dache", Hofraum, Gras-, Gemüse, und Baumgarten um 700fl.
Im Kauf beinhaltet ist auch u.a. "das sämtliche vorhandene Weebgeschirr samt Webstuhl."
Die Schwester des Verkäufers war verwitwet und hatte Friedrich Kern über lange Zeit gepflegt. Als Belohnung soll sie nach seinem Tod aus dem Kaufschilling 200fl. erhalten.
Die restlichen 500fl. aus dem Kaufschilling bleiben beim Käufer und werden nicht verzinst. Dieser muss dafür dem Verkäufer "Hausmanns gute Kost zu verabreichen, Holz und Lichtfrei halten ...".
Die Hofstelle wurde so beschrieben:

Auszug aus der Servitutenkarte von 1858
33 "9,0 Rth Wohnhaus 2.stokig mit stall und gedrehmten Keller"
a "3,5 Rth Scheuer mit dem Wohnhaus unter einem Dach
5,9 Rth Hofraum
"
124/1 "3/8 Morg 4,4 Rth Gras und Baumgaten
17,3 Rth Gemüsegarten
6,0 Rth Weg
"


Im Feuerversicherungsbuch von 1869 steht Johann Schanzenbach als Besitzer. Er wurde 1876 vergant, so dass er den Hof verkaufen musste.


Im "Hohenloher Bote" wurde ein Hof mit 42 Morgen Güter zum 17.01.1877 zum Verkauf angeboten.
War es dieser Hof?


Im "Hohenloher Bote" wird zum 22.01.1877 ein erster Liegenschaftsverkauf angekündigt.


Im "Hohenloher Bote" wird zum 14.03.1877 ein zweiter Liegenschaftsverkauf angekündigt.


Am 14.03.1877 kam aus der Gantmasse des Johann Schanzenbach seine Liegenschaft zum Verkauf. Diese wurde komplett von Johann Jakob Ungerer (sen.) um 3300 Mark erkauft.


Anfang 1879 wurde Johann Jakob Ungerer (sen.) vergant, so dass es am 21.03.1879 zu einem durch das Oberamtsgericht angeordneten "Liegenschafts Verkauf". kam.
Mit für den Gant könnte auch der Neubau des Wohnhauses verantwortlich sein. Im Protokoll unten steht "Ein neuerbautes aber nicht ausgebautes zweistokiges Wohnhaus ..."
   Erwähnt wird auch der Schäfereianteil Nr.69, der auf den Hof gebunden mit zum Verkauf steht.
Käufer waren gemeinsam die Ehefrau Sophie Christiane Ungerer geb. Wolf und der Sohn Johann Jacob Ungerer um 8505 Mark.


Am 15.05. und 23.06.1896 kam es zum Verkauf der halben Liegenschaft der Witwe Sophie Christiane Ungerer geb. Wolf nach dem Tod ihres Mannes Anfang März 1896.
Warum kam es zu diesen Verkauf durch eine "Verkaufs Commission"? Im Ortsarchiv (A 368 Nr.688) findet sich eine Akte "Schuldenbereinigung auf Ableben des Ungerer, Johann Jacob ...".
Die Hofstelle und fast alle Liegenschaften wurden vom Sohn Johann Jacob Ungerer um 3.500 Mark erkauft. Damit war der Hof wieder in einer Hand.


Wieder ging der Hof auf den Sohn, Friedrich Christian Ungerer, über. Auch er übergab Haus und Hof an seinen Sohn Wilhelm Ungerer.
Heute hat dessen ältester Sohn Martin Ungerer den Hof im Nebenerwerb.

Bauliche Entwicklung

Im dem Gült- und Lagerbuch von 1684 wird Johann Christoph Kolb als Besitzer von:
   "Ein Graß: undt Baumbgartten uff 3/16theil von einem Morgen angeschlagen, zwischen ..."
bezeichnet.


Auf der Vermessungskarte von 1818 ist an dieser Stelle ein Haus eingezeichnet.

Bild links:

A F S
E L
    (oder B?)
1794

Der Sandstein im Kellergewölbe deutet darauf hin, dass das "alte Haus" um 1794 um- oder neu erbaut wurde.
Auf wen deuten die Initialen "AFS" und "E L(oder B?)" hin?
Am 28.08.1878 wurde es durch ein Feuer zerstört.
Hinter diesem Keller liegt ein älterer Gewölbekeller, der noch von dem alten Haus stammen dürfte.

Bild rechts:
Die Skizze rechts von 1879 zeigt die Größe und Lage vom altem (Gelb) und neuem Haus (Rot)


In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1869 sieht man einige Details zum alten Haus
(Als Maß dürfte der württembergische Fuss mit 28,65cm gemeint sein. Das vierte Maß in der dritten Spalte ist vermutlich die Höhe des Daches)
Name Beschreibung des Gebäudes Von der Versicherung ausgenommene Bestandtheile Versicher- ungs- anschlag Classe Umlage Capital Bemerkungen
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke Länge, Breite, Höhe Gelaße Dachdeckung Umfassungs- und Giebelwände Feuergefährliche Einrichtungen als unzer- störbar wegen des Anspruchs auf Baubeiträge
heizbare Zimmer gegypste Kammern gewöhnliche Kammern Küchen Stallungen sonstige Gelaße
Johann Schanzenbach Ein zweistockiges Wohnhaus mit angebauter einstockiger Scheuer von Stein und Fachwerk mit Giebedach 23'
29'
15,8'
18'

21'
29'
15,5'
18'
1.   1 1 1 1 geb. Keller (1)
2 Dachböden mit 2 Kammern

1 Tenne
1 Stall
1 Holzplatz
Ziegel 1ste Stock Stein sonst gem. Fachwerk Backofen
1 Giebel getäfert
Fundament Keller u. Sockelmauern --- 700

330
IV 875

437,30
alter Anschlag 400f./200f.
(1861)
(1) geb. Keller => geb[ühnter] Keller => ein Keller ohne Gewölbe, also mit Balkendecke


Am 31.08.1878 erschien im "Schwäbischen Merkur" dieser Bericht über den Brand des Haus Nr.33.


Im Gemeinderatsprotokoll vom 20. Januar 1879 wird erwähnt, dass dieses Gebäude am 28.08.1878 abgebrannt ist!
1879 wurde das Haus wieder neu gebaut.



Nachtrag zum Primärkataster 1879 - Zeichnung

Nachtrag zum Primärkataster 1879



Skizze des Hof No.33 in Verrenberg 1896 Skizze des Hof No.33 in Verrenberg 1896
In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1896 sieht man einige Details zum neuen Haus
(Als Maß dient der Meter.)
Name Beschreibung des Gebäudes Ausgenommene Bestandtheile Versicher- ungs- anschlag Mark Klasse Umlage Kapital Mark Bemerkungen
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke Länge, Breite, Höhe in Metern Gelaße Dachdeckung Umfassungs- und Giebelwände Feuergefährliche Einrichtungen und Klassenbegründung
heizbare Zimmer unheizb. Zimmer u gegypste Kammern gewöhnliche Kammern Küchen Stallungen sonstige Gelaße
Ungerer Jakob, Bauer 2 stockiges 1879 erbautes Wohnhaus an der Saugasse v. gem Bauart unter Giebeldach 8.60
10.10
Erdg 2.60
I.Stock 2.50
Dach 5.40
2 I.Stock 1 I.Stock<   1 I.Stock< 1 1 teils gewölber teils zwischen eisernen Tragbalken ausgewölbter Keller Dachplatten Erdgeschoß von Stein, sonst von ausgem Fachwerk Zusammenhang mit dem Anbau Mauern unter Fußboden des Erdgeschoßes 3200     Alter 17 Jahre
Unterhaltung mittelmäßig
Unter nebigem Anschlag von 3200M inbegriffen ist, 1 Backofen mit Vorgelage, Fundament ausgenommen
1 Abtrittgehäuse Grube ausgenommen

In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1896 sieht man einige Details zur Scheune
(Als Maß dient der Meter.)
Name Beschreibung des Gebäudes Ausgenommene Bestandtheile Versicher- ungs- anschlag Mark Klasse Umlage Kapital Mark Bemerkungen
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke Länge, Breite, Höhe in Metern Gelaße Dachdeckung Umfassungs- und Giebelwände Feuergefährliche Einrichtungen und Klassenbegründung
heizbare Zimmer unheizb. Zimmer u gegypste Kammern gewöhnliche Kammern Küchen Stallungen sonstige Gelaße
derselbe 1 1/2 stockiger Scheuer unter gleichem Dach ohne eigene Wand angebaut 8.20
10.10
5.40
Dach 5.40
          1 Tenne
1 Bare
1 Remise
Dachplatten ausgem Fachwerk desgl Mauern unter Tennebodenebene 1700     Die Dreschmaschiene ist Irreperabel

1902 wurde die Scheune erweitert und daran ein Schuppen angebaut.




1903 wurde die Scheune durch einen Anbau erweitert.

Nachtrag zum Primärkataster 1903 - Zeichnung

Nachtrag zum Primärkataster 1903


1920 wurde die Scheune erneut erweiert.

Nachtrag zum Primärkataster 1920 - Zeichnung

Nachtrag zum Primärkataster 1920


1929 wurde noch eine zusätzliche Scheune gebaut.

Nachtrag zum Primärkataster 1929 - Zeichnung

Nachtrag zum Primärkataster 1929



Lager- und Gültbücher, Vermessungen, (Ur)Kataster


Messbuch 1818

Urkataster 1839

Ergänzungskarte zum Primärkataster

Ergänzungskarte zum Primärkataster Verrenberg 1833; Haus 33

 

Quellennachweis.

Vermessungsamt Künzelsau: Primärkataster 1839
Ortsarchiv Verrenberg: Kaufbücher
Ortsarchiv Verrenberg: B 74 Kaufbuch Bd 10
Ortsarchiv Verrenberg: B 77 Kaufbuch Bd.13 1876-1860
Ortsarchiv Verrenberg: B 79 Kaufbuch Teil 16 1890-1899
Ortsarchiv Verrenberg: Feuerversicherungsbuch von 1896
Ortsarchiv Verrenberg: Feuerversicherungsbuch von 1869
Ortsarchiv Verrenberg: Schätzungsprotokoll von 1869
Ortsarchiv Verrenberg: Messbuch von 1818
Ortsarchiv Verrenberg: B 56 Beilagen zum Gemeindegüterbuch Band II: Schäfereiwesen 1801-1858
HZA Ba 115 Bd 1195 Amtsrechnungen 1820/21
Staatsarchiv Ludwigsburg F 192 III Bü 2031
Hohenloher Kreisarchiv: Der Hohenloher Bote, 1876
Hohenloher Kreisarchiv: Der Hohenloher Bote, 1877
Zeitung: Schwäbischer Merkur mit Schwäbischer Kronik und Handelszeitung Süddeutsche Zeitung, vom 31.08.1878