Haus Nr. 95 in Verrenberg - das "Milchhäusle" (Golbergstraße)
Links, hinter dem Soldaten Aufnahme von 1943
Aufnahme von 1957
Aufnahme von 1962
Foto Rauser 1977
Aufnahme von 2005
Aufnahme von 2008
Milchkannen am Milchhäusle Aufnahme von 1968
Nachtrag zum Urkataster, 1958
Lage des Haus im Ort
360 Grad Rundumblick am Dorfplatz. [Mai 2021]
Bauliche Entwicklung und sonstiges zur Milchwirtschaft
Grundherr: Stift Öhringen
Im Gült- und Lagerbuch von 1684 wird Georg Lorentz Meißner als Besitzer von: "einem Haußplatz und Hofrecht, so anirzo eine Graßgärtlein genuzet wird, ..."
genannt.
1933 wurde vom Statistischen Landesamt die Zahl der Rinder im Ort mit 403 angegeben. Diese wurden neben der Milchwirtschaft auch für den Ackerbau genutzt.
Friedrich Ungerer, im Volksmund auch Milchungerer genannt, bewohnte den angrenzenden Hof Nr.12. Er war über viele Jahre "Milchkutscher" gewesen
(d.h. er fuhr mit seinem Gespann die "Verrenberger Milch" nach Bretzfeld zur Molkerei).
Später übernahm Willi Heinrich diese Aufgabe. In Vertretung machten dies aber auch andere Verrenberger.
Überhaupt entwickelte sich das "Milchhäusle" zu einem Treffpunkt im Dorf, an dem man das Neueste erfahren, oder erzählen konnte.
Milch wurde hier Morgends und Abends abgegeben, im Gegenzug nahm man Magermilch mit um diese an die Schweine zu verfüttern.
Der Verrenberger Lehrer Hans-Jörg Weinbrenner hat in seinem
Konferenzaufsatz von 1957 zu Thema Milchwirtschaft folgendes geschrieben: "Die Hauptrolle innerhalb der Tierhaltung spielt das Rindvieh, als Rasse hat sich das Fleckvieh vorzüglich ausgezeichnet. Durch die Vergrößerung der nächstliegenden Städte:
Öhringen, Heilbronn entwickelte sich ein guter Absatz für Frischmilch, eine willkommene Nebeneinnahme des Bauern. Die neuzeitlich eingerichteten Molkereien in Bretzfeld
und Öhringen verarbeiten` auch einen Teil der angelieferten Milch."
1957 heist es im Baugesuch: "Wiederherstellung der Milchsammelstelle in Verrenberg Geb. Nr.95 am Ortsweg Nr.1 in Verrenberg"
War das alte Gebäude schlicht zu klein geworden?
Die Maase des alten Gebäude finden sich teilweise in Gelb eingezeichnet.
2006 wurde der angrenzende Hof Nr.12 abgebrochen und an dieser Stelle der neue Dorfplatz errichtet.
2007 wurde das Milchhäusle umgebaut, eine Küche und Toiletten angebaut.
Hermann Ungerer in dem 1994 erschienenen Buch "So war's im Winter. Erinnerungen an die kalte Jahreszeit auf dem Land im schwäbisch-fränkischen Raum" zum Thema Milch: "Was sind wir früher Schlitten gefahren als Kinder, den Berg da 'runter! Da hat man Milch weggetragen ins
Milchhäusle unten, da ist die Milchkanne um zwölf Uhr
nachts noch unten gestanden. Da ist man gar nicht heim, da hat die Mutter recht geschimpft, weil man die Milchkanne nicht heim hat zum Spülen.
Die ganze Dorfjugend ist da gefahren."
Die letzte Milch lieferte Friedrich Hofmann am 25.07.2002 an die Molkerei ab. Das Ende einer langen Tradition im kleinen Bauern und Handwerkerdorf.
Die Viehverwertungs-, Getreideverkaufs-, Obstabsatz-, Weinbau-, Einkaufs- und Milchverwertungsgenossenschaft
Zur Viehverwertungs-, Getreideverkaufs-, Obstabsatz-, Weinbau-, Einkaufs- und Milchverwertungsgenossenschaft gibt es eine eigene Seite.
Quellennachweis.
Vermessungsamt Künzelsau: Primärkataster 1833
Staatsarchiv Ludwigsburg; EL 251II, Bü663
Erinnerungen von Friedrich Hofmann
Protokollbuch des "Darlehnskassenverein Verrenberg"; gelagert im Archiv der Volksbank Öhringen