Ursprünglich zogen Boten von Ort zu Ort und überbrachten schriftliche Nachrichten.
Daneben nahmen Kaufleute, Reisende, Mönche usw. auch mal Briefe mit auf die Reise zum Zielort.
Öhringen lag schon früh sehr Verkehrsgünstig. Wer von Nürnberg nach Worms (1112) oder Speyer (1219) wollte, kam an Öhringen vorbei.
Auf dieser Verbindung bewegten sich große Warenzüge, die in Nürnberg aus dem Norden eintrafen und dann westwärts ihren Weg nach Worms und Speyer,
südwestwärts nach Straßburg, Metz, Verdun und Südfrankreich nahmen.
Mit den Waren und Kaufleuten fand auch manche Post ihren Empfänger.
Ab dem
31.05.1689 kam ein zweimal wöchentlich verkehrender
Reitpostkurs zwischen Nürnberg und Heilbronn
über Öhringen zustande.
Mit der Errichtung eines Postamts (Kaiserliche Reichs-Posthalterei9 in der Stadt war Öhringen eine der wenigen Kleinstädte, die schon zu Ende des 17. Jahrhunderts
in das taxissche Postnetz einbezogen worden war.
Der Reitpostkurs mam mittwochs und samstags früh um 8 Uhr in Öhringen an. Auf dem Rückweg von Heilbronn nach Nürnberg berührte er die Stadt sonntags früh um 2 Uhr und donnerstags vormittags um 10 Uhr.
Mitte des
18. Jahrhunderts führte die Reichspost Postwagen ein, die neben Briefen und Resenden auch Waren und Gelder beförderten.
Der erste Postwagen dieser Art, der durch Württemberg fuhr, verkehrte ab
1.Mai 1744 wöchentlich einmal von Nürnberg nach Heilbronn
über Öhringen.
Erster Posthalter in Öhringen war der "Würth zum gulden Lambt",
Johann Brüllox. Es ist unbekannt, wie lange er die Post verwaltete.
1763 wendet sich der Posthalter
Albrecht Nied zu Öhringen an den Fürsten von Thurn und Taxis mit der Bitte, die Anwartschaft auf die Posthalterei seinen
Kindern erblich zu übertragen.
Ein Aktenstück aus dem Jahr
1794 nennt als kaiserlichen Reichsposthalter in Öhringen den
Johann Wilhelm Brecht.
Wie schlecht die Straßenverhätnisse Öhringen - Heilbronn damals waren, geht aus seinem Gesuch hervor, in dem er eingangs erwähnte:
"Es ist Orts- und Gegend kundig, wie schlimm der Weeg von hier nach Heilbronn, wie höchst elend er besonders diesen vergangenen Winter über gewesen und daß derselbe fast gar nie
ausgetrocknet ist.
Immer mußte ich froh seyn, wenn ich nur 6 Pferde an den dahingehenden Postwagen spannen durfte, allein dieser Fall trat äußerst selten ein; meistenteils waren 8 Pferde,
wie ich obrigkeitlich attestieren laßen kann zu dieser Fahrt, auch welcher der Wagen mehr geschleift werden muß, als daß er gefahren werden kann, erforderlich;
die Pferde brauchten zehn und mehrere Stunden jedesmal auf derselben zu, kamen matt und entkräftigt zurück, und der ganze folgende Tag gieng für mich verloren."
Nachdem
Johann Wilhelm Brecht 1797 starb, heiratete seine Witwe
Johann Jacob Neuffer, der Schulden seines Vorgängers von über 3468 Gulden übernahn.
Nachdem er im
Februar 1801 davon 1300 Gulden abgezahlt hatte, richtete er ein Gesuch ein, ihm den Rest an den Rechnungsrückständen von 2168 Gulden 9,5 Kreuzer
zu erlassen. In seiner Schilderung seiner "mißlichen" Verhältnisse erwähnt er u.a., dass er sein Posthauß um 8000 Gulden von Grund auf neu erbauen musste.
Fürst Karl zu Hohenlohe-Öhringen unterstützte sein Gesuch und stellte ihm ein gutes Zeugnis aus. Ihm wurde lediglich ein Zahlungsaufschub bewilligt.
Anfang Mai 1804 schrieb
Neuffer erneut eine Bittschrift, der im Sommer statt gegeben wurde. So wurden ihm 1156 Gulden erlassen.
Oberpostamtsverwalter Hofrat von Blanck hatte zu Protokoll gegeben:
"Übrigens muß ich dem Supplikanten das Zeugniß geben, daß derselbe einer der ordentlichsten, fleißigsten und rechtschaffendsten Posthalter des hiesigen Oberpostamts-Distrikts ist."
Alte Öhringer Posthäuser
In der Regel wurde nur der Wirt , der über die meisten Pferde verfügte, Posthalter. Der Posthalter war aber nicht nur Diener des Postherrn, er hatte auch als Herbergsvater die Aufgabe, die Reisenden
zu bewirten und zu beherbergen.
So war das Postwirtshaus stets das erste Haus am Platze. Oftmals ist auch das Wirtsgewerbe erst mit der Post in den ort gekommen.
Wie schon erwähnt, war
die erste Post in Öhringen im Gasthof zum "goldenen Lamm" untergebracht.
Nach mündlichen Überliferungen soll die Post schon im 18. Jahrhundert im
Seezschen Hause in der Poststraße gewesen sein, und beim Wechsel des Posthalters sollen Poststall und Diensträume nicht gewechselt haben.
Das danebenliegende Gebäude zum
"römischen Kaiser" diente als Postwirtshaus. Später fanden dort auch die Postdiensträume - bis 1862 - ihre Unterkunft. Der Wirtsbetrieb dürfte aber schon früher aufgehört haben.
Mit dem zunehmenden Verkehr konnte sich der Posthalter nicht mehr beiden Erwerbszweigen widmen; auch war mit dem Emporkommen weiterer Gasthöfe eine schärfere Konkurenz aufgetreten.
Das Öhringer Botenwesen
Da die taxissche Post nur die Hauptstraßen befuhr und die Verkehrsbedürfnisse der Allgemeinhait nicht befriedigte, so bestanden auch in Öhringen am Ende des 18. Jahrhunderts noch Boteneinrichtungen:
die fürstlichen Boten, die Landboten und die Privatboden.
Die fürstlichen Boteneinrichtungen waren nur wenig ausgebildet. Die Herrschaft und ihre Verwaltung bedienten sich der städtischen und anderen Boteneinrichtungen und der taxisschen Posten, da sich
eigene Posten nicht gelohnt hätten. Die hohenloheschen Gebietsteile waren dafür zu unbedeutend und der Verkehr zu gering. Nur bei besonderen Anlässen war die Verschickung eigener Kuriere (Kanzleiboten) gebräuchlich.
Wurden solche abgesandt, so mußten diese Boten in der Regel gleich auf die mitzunehmende Antwort warten. Kürzere Strecken wurden zu Fuß, weitere Entfernungen zu Pferd zurückgelegt. Die Boten sollten nur in
Angelegenheiten ihrer Herrschaft verschickt werden. Das hinderte aber nicht, daß sie auch Nachrichten der herrschaftlichen Beamten und sonstigen Privatverkehr gegen ein "Trinkgeld" besorgten.
Die Einrichtung der städtischen Boten der Ämter -
Landboten - entsprang, wie schon erwähnt, aus dem Verkehrsbedürfnis der städtischen Selbstverwaltung und glich sich allmählich den Forderungen des Geschäftslebens
an. Daß das Botenwesen stark ausgeprägt war, geht daraus hervor, daß in Öhringen, das zu dieser Zeit etwa 2000 Einwohner zählte, wöchentlich drei Boten ab- und zugingen.
Die Privatboten, die keiner behördlichen Kontrolle unterlagen, unterhielten hauptsächlich die für die wirtschaftlichen und auch für die familitären Beziehungen notwendige Nachrichtenübermittlungen zur näheren Umgebungen.
Einige gingen regelmäßig auch nach Stuttgart und zurück.
Über das Bestehen organisierter Metzgerposten in Öhringen sind keine Nachrichten auf uns gekommen. Vermutlich dürfte aber das in der Stadt und ihrer Umgebung ausgedehnte Metzgergewerbe zur leihweisen Hergabe
von Pferden herangezogen worden sein, wenn es der Notfall oder ein vorübergehendes Verkehrsbedürfnis erheischen.
Die württembergische Zeit
Ende
1805 beschlagnahmte Kurfürst Friedrich von Württemberg die in seinem Lande befindlichen Posten.
Das Öhringer Postamt erhielt mit der Einverleibung des Fürstentums Hohenlohe an Württemberg
1806 das große königliche Wappen mit der Unterschrift "Königliches Postamt".
Mit der durch allerhöchste Entscheidung vom
19. Juni 1807 angeordneten Neubildung von vier Oberpostämtern (Stuttgart, Heilbronn, Tübingen und biberach) fiel das Postamt Öhringen dem
Oberpostamt Heilbronn zu. Diese mittelstellen wurden aber im Jahre 1862 wieder aufgelöst.
Württemberg schlossen dann
1819 Verträge mit dem Haus Thurn & Taxis, nach denen Thurn & Taxis weiterhin mit der Durchführung der Post beauftragt wurde und dafür eine erhebliche Abgabe
an das Königreich Württemberg zu zahlen hatte. Erst 1851 gab es hier Veränderungen.
Der mehr und mehr anwachsende Verkehr forderte dringend eine allgemeine Verbesserung der Postkursverhätnisse. Zunächst wurde ein Postritt dreimal in der Woche von Stuttgart nach Mergentheim über
Heilbronn - Öhringen - Schw. Hall - Künzelsau ausgeführt.
Ein weiterer Briefpostritt Heilbronn - Schw. Hall über Öhringen im Anschluß an die Briefpost Stuttgart - Heilbronn - Frankfurt (Main) brachte ab
1. juli 1824
eine rasche Postverbindung.
Karte links: Post-Charte des Koenigreichs Wuerttemberg von 1827 (1)
Der erste Eilwagen auf der Kurslinie Öhringen - Schw. Hall verkehrte vom
1. August 1838 an.
Die durch die königl. Verordnung vom
27. Januar 1807 eingesetzten
Amtsboden, welche den Verkehr zwischen den Gemeindebehörden und den Bezirksstellen sowie desn Landorten und der Postanstalt
in der Oberamtsstadt besorgten, verkehrten nur unregelmäßig, und die Verkehrsbedürfnisse der Landorte blieben unbefriedigt. Am
8. Oktober 1835 wurden die Kreisregierungen beauftragt,
in allen Oberamtsbezirken usw. Amtsboten aufzustellen, welche Botengänge in die Amtsstadt an bestimmten Tagen wöchentlich zwei- bis dreimal auf Kosten der Amtskorperation auszuführen hatten.
In einer Zeitung aus dem Jahr 1835 hat ein Reisender seinem Zorn Luft gemacht:
"Erhabenes Marterinstrument menschlicher Gebeine, holperndes, enffleisiges, weithin klapperndes, beinverrenkendes, rippenquetschendes Kleinod postämtlicher Geister, Beinhaus der Lebendingen! Knochen- und
nüsseknackendes Wesen der Vorwelt!"
Der bekannte Kritiker des 18. Jahrhunderts, Georg Christian Lichtenberg, hat die Postwagen treffend in seinen Aphorismen charakterisiert, wenn er schreibt:
"Die Sachsen streichen ihre Postwagen rot an als die Farbe der Schmerzen und der Marter, und bedecken sie mit Wachslinien, nicht wie man glaubt, um die Reisenden gegen die Sonne und den Regen zu schützen, sondern
aus derselben Ursache, warum man denen, die gehenkt werden sollen, eine Mütze über das Gesicht zieht, damit nämlich die Umstehenden die gräßlichen Gesichter nicht sehen mögen,die jene schneiden."
Auch war das Reisen mit der Postkutsche oftmals gefährlich, und es gehörte schon viel persönlicher Mut dazu, damals eine Reise zu unternehmen. Als Folge des Dreißigjährigen Krieges und später auch nach Beendigung
des Siebenjährigen Krieges waren die Landstraßen allgemein unsicher. Wegelagerer von Beruf, ausgediente Soldaten und Strolche suchten in den Postwagen leichte und gute Beute. Besonders gefährdet war auch
die Straße Nürnberg - Schw. Hall, wo es mancherlei unliebsame Begegnungen mit Schnapphähnen und anderen Elementen gab.
Lange noch mußten die Posten durch ein besonderes Geleit geschützt werden. Im Jahre
1814 wurden die auf den Seitenrouten verkehrenden Postwagen von Kondukteuren begleitet, die
zu Bewachung der Postwagen einen Hund mit sich führten. Außerdem war jedem Postwagen ein Landjäger als Schutz beigegeben, von
1823 an allerdings nur noch zur Nachtzeit. Mit der
zunehmenden öffentlichen Sicherheit konnte von
1843 an die Begleitung der Postwagen auf solche Routen beschränkt werden, wo ein bergiges Gelände oder ausgedehnte Wälder
schnelleres Fahren verhinderte, und wo deshalb die Gefahr eines räuberischen Überfalls der Postwagen zu befürchten war.
Auch war nicht jedem zu trauen, der mit der Postkutsche reiste. Damals, mehr noch als heute, gab es den Begriff "Reisebekanntschaft", die nicht nur auf Anknüpfung zarter Bande bedacht waren, sondern die es oft
auf Diebstahl, Raub und Mord abgesehen hatte. und Zeit mußte man haben, wenn man mit der Postkutsche reisen wollte! Von Frankfurt nach Stuttgart war man 40 Stunden unterwegs. Bei schlechtem Wetter und ungünstigen
Straßenverhältnissen kamen die Posten mit hohen Verspätungen an. Auf einem aus dem Jahre
1764 stammenden Personentarif lesen wir:
"Die präcise Ankunft deren Posten kann wegen
Unterschied des Wetters und deren Wegen nicht bestimmt werden."
Bild links: Landpostwagen von 1925 (1)
In einem Reisebüchlein aus der
ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts steht ein Gebet, das uns ein gutes Spiegelbild jener Zeit gibt:
"Himmlischer Vater, Du weißt, daß ich diese meine Reise nicht aus Leichtfertigkeit, Fürwitz und Geiz, sondern aus dringender Not und Erforderung meines Berufes auf mich genommen; darum bitte ich Dich, bewahre
mich auf der Straße vor Räubern, böser Gesellschaft, Vergiftung und dergleichen Gefährden. Item von ungeschlachtem Wetter, gefährlichen Ungewittern und Verwirrung und gar dunklen Nächten. Hieneben beschirme mich
auch in allen Herbergen und Wirtshäusern, bösem Geruch und allen anfallenden Seuchen, auf daß ich meinen angesetzten Ort mit Glück und Leibesgesundheit erreichen möge. Unterdessen, o Herr, siehe auch daheim wohl zu,
bewahre meine Armut vor Feuer und alle die Meinigen vor Krankheit und einem schnellen Tod. Zu diesem gib auch Herr Deine Gnade, daß ich die Händel, Sachen und Gewerbe, so ich auszurichten habe, glücklich durchbringe
und mit Nutzen vollführe, und wenn nun das geschehen ist, so führe mich den Weg sicher wiederum zurück und bringe mich in aller Fröhlichkeit zu den Meinigen. "
Am
28. März 1851 übernahm Württemberg unter König Wilhelm I. die Post von Thurn und Taxis in eigene Regie. Württemberg trat dann dem Deutsch- Österreichischen Postverein bei.
Zunächst kam die neue Postverwaltung den Wünschen der Gemeinden, die Amtsboten durch Postboten zu ersetzen nach und stellte bis zum Jahr
1860 in etwa 200 württembergischen Landgemeinden
regelmäßige, werktägliche Postverbindungen her.
Zwischen dem Ausschuß der Amtsversammlung des Oberamts Öhringen und der württembergischen Postverwaltung kam am 6. November 1863 eine Übereinkunft zustande.
Damit wurde die Landpostanstalt am
12. Januar 1864 ins Leben gerufen. Nunmehr hörten alle bisherigen Amtsbotenverhältnsse im Oberamt Öhringen zur Oberamtsstadt, einschlißlich
des sonstigen im Oberamtsbezirk vorhandenen Amtsbotenwesen, auf.
Die Postverwaltung verpflichtete sich, alle bisher durch die Amtsboten vermittelten amtlichen Briefe und Fahrpostgegenstände (Wertbriefe und Pakete) zwischen allen öffentlichen Behörden und Personen sämtlicher Gemeinden
im genzen Oberamtsbezirk, sofern die betreffenden amtlichen Sendungen seithervon Amtsboten unentgeltlich besorgt werden mußten,gebührenfrei zu befördern.
Strahlenförmig gingen die Landpostboten vom Landpostamt Öhringen auseinander und bedienten nun die bisher von Amtsboten begangenen Landorte:
Möglingen, Baumerlenbach, Ohrnberg, Unterohrn, Mörig,
Verrenberg, Langenbeutingen, Schwöllbronn, Zweiflingen, Pfahlbach, Friedrichsruhe, Ober- und Untermaßholderbach, Westernach,
Büttelbronn, Orendelsall, Schwarzenweiler, Wohlmuthausen, Metzdorf, Tiefensall, Platzhof, Adolzfurt, Stöckig, Windischenbach, Ober- und Untergleichen, Geißelhardt, Heuberg, Pfedelbach, Untersteinbach, Harsberg,
Ober- und Unterhöfen, Baierbach, Oberohrn, Tannhof, Michelbach, Untersöllbach, Cappel, Eckartseiler, Weinsbach.
Die Landpostboten durften, sofern es den Postdienst nicht beeinträchtigte, auch Privataufträge (z.B. Vermittlung von Viktualien usw.) auf eigene Rechnung besorgen.
Das Postamt Öhringen fand am
15. August 1862 in dem Bahnhofsgebäude eine neue Unterkunft.
Bild links: Landbriefträger in Dienstkleidung von 1895 (1)
Die Postversorgung der Landorte konnte in den Jahren
1880-1892 weiter verbessert werden. Die ersten Posthilfsstellen im Bereich des Öhringer Postamts entstanden in den
Jahren
1887 und 1888 in Adolzfurt, Friedrichsruhe, Langenbeutingen, Schwarzenweiler, Weinsbach, Bitzfeld, Cappel, Oberohrn, Weißlensburg, Wohlmuthausen und Wiesental.
Am
15. Juni 1921 erfolgte die Eröffnung der Kraftpostlinie Öhringen - Geißelhardt. An Stelle der Pferdepost Bretzfeld - Neuenstadt trat am
1. Mai 1926 die Kraftpost Öhringen - Neuenstadt (Kocher). Ab
15. Dezember 1927 sorgte die Kraftpost Bretzfeld - Neuhütten für die Personen-
und Postbeförderung auf dieser Strecke. Mit der Durchführung bis Mainhardt im Jahre
1929 ging die Verwaltung an das Postamt Mainhardt über. Die am
1. September 1929 eröffnete Kraftpostlinie Öhringen - Wohlmuthausen mußte am
31. Dezember 1932 wieder eingestellt werden.
Die im Jahre
1928 eingeführte Verkraftung des Landzustelldienstes brachte am 1. März auch dem Postamt Öhringen eine wichtige postalische Veränderung. Nur noch wenige Dörfer waren
so entlegen und ohne Poststellen, daß sie noch Landpostboten benötigten. Kraftwagen bedienten die meisten Poststellen.
Von der Verkraftung ausgenommen blieb
die Poststelle Verrenberg, die durch laufenden Boten ihre Verbindung mit dem Postamt erhielt.
Auf höhere Weisung wurde das Postamt am
1. April 1945 nach Scheer (Donau) verlagert. Der Postverkehr ruhte, die Pforten des Amtes schlossen sich. Das Klappern
der Fernsprechanlagen verstummte. Die Telegraphenapparate schwiegen. Die verbindung zur Außenwelt war abgeschnitten.
Zunächst war jeglicher Postbeförderungsdienst verboten. Ab
26. Juni 1945 durfte ein vom Landrat gestellter Kurierdienst sowohl innerhalb des Kreises wie auch zwischen
den Kreisstädten innerhalb der US-Zone von Württemberg Dienstbriefe bis 250g vermitteln. Bis Ende
1945 fielen alle Beschränkungen für den Briefverkehr in der US-Zone.
Postbusse vor der Post in Öhringen. Im Gebäude war auch lange Zeit die Fernsprechvermittlung.
An dieser stelle möchte ich Herrn Willy Mögel für sein Buch "Das Posthorn klingt ..." von 1952 danken. Aus seinem Büchlein stammt der größte Teil des oben stehenden.
Entschädigung für den Amtsboten - 1848
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Im Verrenberger Gemeinderatsprotokoll vom 07.Januar 1848 findet sich folgendes:
Der Vorstand verließt den im Amtsblatt vom 30.Dez. 1847 No.156 enthaltenen Oberamtlichen Erlaß, vom 27.Dez. vor. ... das Post und Botenmachen betreffend, und wurde beschlossen:
Von Seiten der Gemeinde für den dermaligen Amtsboten Hornung eine Haftungspflicht wegen ...commendirten Briefe und Sendungen soweit sie durch das K.Postamt Oehringen gehen
bis zum Betrag von 15f. zu übernehmen.
Die Verrenberger Amtsboten beförderten nicht nur die Amtspost von und zum K.Postamt Öhringen, sondern auch die Privatpost der Verrenberger
|
Am 12.01.1864 wurde die Landpostanstalt in Württemberg eingeführt. Nunmehr hörten alle bisherigen Amtsbotenverhältnsse im Oberamt Öhringen zur Oberamtsstadt,
einschlißlich des sonstigen im Oberamtsbezirk vorhandenen Amtsbotenwesen,
auf.
Strahlenförmig gingen die Landpostboten vom Landpostamt Öhringen auseinander und bedienten nun die bisher von Amtsboten begangenen Landorte, darunter auch
Verrenberg.
Gab es ab da in Verrenberg eine Poststelle? Wenn ja bei wem? Bei
Otto Werner, der auch einen Krämerladen und Gastwirtschaft hatte?
Das wäre naheliegend, da er ab 1905 auch
die "öffentliche Sprechstelle (Telefon) hatte.
Brief von
1865 vom Schultheißenamt Pfdedlbach an das Schultheißenamt Verrenberg. Man beachte den Stempel.
Bewerbung um die Stelle des Postboten für Verrenberg und Schwöllbronn - 1894
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Im Verrenberger Gemeinderatsprotokoll vom 30.Juni 1894 findet sich folgendes:
Zur Bewerbung der Postboten Stelle für Verrenberg und Schwöllbronn sind heute folgende Personen Zeugnisse ausgestellt worden:
1) dem Peter Schanzenbach Bauer hier, Vermögen ca. 600M, Prädikat gut, Vorstrafen vom Schulth Amt hier im Jahr 1868 weg. Feldpoliz. Übertrettung 2. mal je um 1fl.
2) dem Wilhelm Dietrich Schumacher hier, Vermögen ca. 1000M, Prädikat gut; Vorstrafen seit seinem hier sein keine.
3) dem Friedrich Hofmann Bauer hier, Vermögen ca. 1500M, Prädikat gut, Vorstrafen seit seinem hier sein keine.
Vermutlich wurde die Stelle auch in Schwöllbronn ausgeschrieben. Wer bekamm den Zuschlag?
War die Stelle neu, oder gab es sie schon länger?
Nach dem Hagelunwetter von 1897 gab es ein Verzeichnis über die Hagelgeschädigten (Ortsarchiv Verrenberg A 176).
Darin wurde Peter Schanzenbach als Postbote bezeichnet.
Damit dürfte er die Ausschreibung von 1894 gewonnen haben.
Zumindest für Verrenberg.
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Brief vom Notariat Öhringen an das Schultheißenamt Verrenberg mit Stempel von
1903
Die im Jahre
1928 eingeführte Verkraftung des Landzustelldienstes brachte am 1. März auch dem Postamt Öhringen eine wichtige postalische Veränderung.
Kraftwagen bedienten die meisten Poststellen.
Von der Verkraftung ausgenommen blieb
die Poststelle Verrenberg, die durch laufenden Boten ihre Verbindung mit dem Postamt erhielt.
Gleichzeitig wurden zur Verbesserung der postalischen Versorgung der Landbevölkerung Poststellen eingerichtet, die alle Postdienste ausführten, unbeschränkte Annahmebefugnis hatten und eingehende Post auch zustellten.
Die Poststellen wurden nebenamtlich durch Postagenten geführt.
Am
13.09.1931 nahm das Luftschiff "Graf Zeppelin" in Öhringen Post auf der Herrenwiese auf.
Damals war in Öhringen zum ersten Mal in Deutschland die Postübernahme aus einem fahrenden Luftschiff heraus erfolgreich erprobt worden.
Zwischen einer viertel und halben Stunde hielt sich die „Graf Zeppelin“ im Bereich über der Öhringer Herrenwiese auf.
In dieser Zeit wurde ein 40 Meter langes Tau herabgelassen, an das unten ein 18 Kilogramm schwerer Postbeutel gebunden wurde.
Er war gefüllt mit mehreren tausend Postkarten und Briefen. Darauf waren Luftschiffmarken geklebt und die Sonderstempel
„Öhringen Zeppelintag“ gedruckt.
Bild links: Luftschiff "Graf Zeppelin" über der Herrenwiese. Vielen Dank an Herrn Denz!
Das Bild links zeigt die "Graf Zeppelin" beim Flug über Verrenberg.
Für Details auf das Bild klicken.
Erkennen sie den Standort des Fotografen?
Er hatte das
Haus Nr.60 im Rücken, rechts sieht man das
Haus Nr. 64 und links Keller mit Remise der Familie Bort.
Vielen Dank an Erich und Roland Bort für das Bild
Das Bild rechts zeigt ein Bild, das Öhringen aus Sicht des Luftschiff Graf Zeppelin zeigt.
Für
1934 wird
Friedrich Wilhelm Rupp erstmals als Landbriefträger in Verrenberg erwähnt. Er hatte ein Jahreseinkommen von 800 Mark.
Wie das im Detail asgesehen hat, ist im Moment noch unbekannt.
Für später (nach dem Krieg) wird erzählt, dass er mit seinem Quickly NSU nach Öhringen ins Postamt gefahren ist. Nachdem er in Teilen Öhringens die Post zugestellt hatte, wartete diese Aufgabe noch in Verrenberg auf ihn.
Seine Frau Marta übernahm die Poststelle
im eigenen Wohnhaus. Dort war auch die öffentliche Sprechstelle (
Telefon) eingerichtet. Ab wann?
Diese öffentliche Sprechstelle musste immer besetzt sein, Anrufe angenommen werden und die Nachrichten weiter gegeben werden.
Wenn da eine werdende Mutter mitten in der Nacht Hebamme oder Arzt brauchte, musste man bereit sein. Oder dem Arzt, der gerade im Ort war ausgerichtet werden, welcher Patient als nächstes seine Hilfe braucht.
Diese öffentliche Sprechstelle war zuvor bei der
Familie Kühner, die auch eine
Wirschaft und einen Krämerladen betrieb.
Vom fürstlichen Weingut in Verrenberg wird erzählt, dass öffters die Post am Haus der Familie Rupp mitgenommen wurde, damit niemand extra hinauslaufen musste.
Später übernahm
Marta Rupp den Postdienst komplett (nach dem Tod ihres Mannes?).
Es wird erzählt, dass sie die Verrenberger Post an der Landstraße Bitzfeld-Öhringen abholte.
Nach dem sie in Ruhestand gegangen ist, wurde die Post zuerst von Ortsfremden erledigt.
1928 erhielten die Poststellen zunächst Gummistempel, deren Text vorgeschrieben war, über deren Form es jedoch keine Vorschrift gab.
Dieser Stempel, der neben den Marken abzuschlagen war, enthielt neben der Ortsbezeichnung der Annahmestelle auch den Namen des Leitpostamtes, ergänzt durch das Wort "über".
In unserem Beispiel die Annahmestelle "Verrenberg" und das Leitpostamt "Öhringen".
Um
1941 wurden die Postleitregionen eingeführt. Sie bestand aus einer zweistelligen Zahl.
"14" Stand für "Gau Württemberg-Hohenzollern"
1945 wurde dieses System etwas verfeinert. Nun stand "
14a" für "Nordwürttemberg"
1961 wurden dann vierstellige Postleitzahlen eingeführt. "711" stand für Öhringen.
Die vorerst letzte Änderung erfolgte
1993 mit den fünfstelligen Postleitzahlen.
Mit "74613" wird nun die Stadt Öhringen mit ihren Teilgemeinden adressiert.
Ab Februar
1970 fing dann
Friedrich Heinle bei der Post an. Zuerst hatte er seinen Zustellbezirk in Öhringen, konnte dann später aber auch in
Verrenberg arbeiten.