Verrenberg Historisch

Haus Nr. 7 in Verrenberg 1818 Nr.8A - (Zehntscheune - An der Steige)


Aufnahme von 1926

Aufnahme von 2005

Aufnahme von 2005
Kartenausschnitt aus Katasterkarte 1839; Haus Nr. 7
Urkataster von 1839
Kartenausschnitt aus Katasterkarte 1818; Haus Nr. 7
Karte von 1818

Lage des Haus im Ort



Bauliche Entwicklung

Grundherr war H.-Pfedelbach

Im Gült- und Lagerbuch von 1628 wird der Hof so beschrieben:
"Gibt von seiner Hofstatt, so Endreß Schönen gewesen, ..."

Im Gült- und Lagerbuch von 1684 (Seite 34b) wird der Hof so beschrieben:
"Von einer Hofstatt worauf anjezo eine Scheuren stehet ...

In dem Ausschnitt links aus dem Gült- und Lagerbuch sind zwei Grundstücke des Oswald Knorr beschrieben:
   - sein Wohnhaus, heute steht hier die Scheune Nr.7 (dieser Platz)
   - seine Scheune, hier stand bis 1978 das Haus Nr.9


Im Gült- und Lagerbuch von 1740 (Seite 268) wird der Hof so beschrieben:
"Eine öde Hofstatt, worauf der Zeit seine Scheuren stehet..."


Der damalige Besitzer Adam Besinger war um 1785 vergant worden. Kaufte die Gemeinde zu diesem Anlass die Scheune, um hier die Zehntscheune einzurichten?
Wenn ja, wo war dann zuvor die Zehntscheune? Im Haus Nr.19?
Im Schätzungsprotokoll von 1896 wird das Alter mit 200 Jahren angegeben. Das würde auf ein Baujahr um 1700 hindeuten.


Gründung der Schäfereigesellschaft in Verrenberg - 1801
Mit dem Kauf der Schäfereigerechtsame des herrschaftlichen Hofs Schwöllbronn durch die Gemeinden Schwöllbronn, Unterohrn und Verrenberg, kam es in Verrenberg zur Gründung der Schäfereigesellschaft.
Verrenberg hatte 120 Schafe erkauft, die aufgeteilt in drei Klassen auf 70 Verrenberger aufgeteilt wurden.
Georg Michael Ahles war in der III.Klasse. Damit konnte er 1 der 120 erkauften Antheile in Anspruch nehmen. Dazu kam ein Beischlag von 3 Schafen. Damit konnte er 4 Schafe halten.
Diese Schäferei Anteile sollte ursprünglich auf Hof und Gut gebunden sein. Das wäre in seinem Fall das Haus Nr.7.
Diese Bindung wurde aber im Laufe der Jahre nicht mehr beachtet, so dass der Verkauf der Schäferei Anteile unabhängig der Liegenschaften erfolgte.


Im Messbuch von 1818 wird die Gemeinde als Besitzer der Zehntscheuer genannt.
Haus Nr: 1818: Nr.8 Hirtenhaus; 8A Zehntscheuer; 33 Kirch
1839: Nr.8 Hirtenhaus; 7 Zehntscheune; 44 Kirche
Besitzer: Gemeinde Verrenberg
Garten 0,05 ha
Wiese 0,24 ha
Acker 1,65 ha
Weinberg ---
Wald ---
Almand 17,91 ha
Bemerkung Auf dem Galberg befanden sich über 16 Morgen (5,20 ha) der Almand
Siehe auch Ruggerichtsprotokoll 1858 "§.4. Landwirtschaft und Feldpolizey"

Bei der Erstellung des Urkatasters 1839 wird als Eigentümer der Zehnscheuer die Gemeinde Verrenberg genannt.

Im Schätzungsprotokoll von 1854 war das Dach der Zehntscheuer noch 24 Fuss hoch. War das gegenüber 1869 ein Mess-/Schätzfehler oder hatte es eine Änderung am Dach gegeben?

In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1869 sieht man einige Details zum Haus
(Als Maß dürfte der württembergische Fuss mit 28,65cm gemeint sein. Das vierte Maß in der dritten Spalte ist vermutlich die Höhe des Daches)
Name Beschreibung des Gebäudes Von der Versicherung ausgenommene Bestandtheile Versicher- ungs- anschlag Classe Umlage Capital Bemerkungen
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke Länge, Breite, Höhe Gelaße Dachdeckung Umfassungs- und Giebelwände Feuergefährliche Einrichtungen als unzer- störbar wegen des Anspruchs auf Baubeiträge
heizbare Zimmer gegypste Kammern gewöhnliche Kammern Küchen Stallungen sonstige Gelaße
Gemeinde Eine einstockige Scheuer von Fachwerk mit Giebeldach 56,5'
44,5'
13,5'
27'
          2 Ställe
Futterraum
1 Tenne
Ziegel gem. Fachwerk   Fundament Sockelmauern --- 1750 IV 2187,5 alter Anschlag 1200f.
(1861)


In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1896 sieht man einige Details zur Scheuer
(Als Maß dient der Meter.)
Name Beschreibung des Gebäudes Ausgenommene Bestandtheile Versicher- ungs- anschlag Mark Klasse Umlage Kapital Mark Bemerkungen
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke Länge, Breite, Höhe in Metern Gelaße Dachdeckung Umfassungs- und Giebelwände Feuergefährliche Einrichtungen und Klassenbegründung
heizbare Zimmer unheizb. Zimmer u gegypste Kammern gewöhnliche Kammern Küchen Stallungen sonstige Gelaße
Die Gemeinde 1 stockige Scheuer an der alten Oehringer Straße 16.35
12.85
4.20
Dach 8.00
          1 Tenne
1 einf Bare mit
1 Schafstall
1 Doppelbare mit Schafstall
Dachplatten teils ausgem teils geschliertes Fachwerk   Fundament u stein. Bodenbeläge im Stall 4000 IV 5000 Alter 200 Jahre
Unterhaltung gut

Der Scheuerngiebel ist schadhaft - 1881
Im Verrenberger Gemeinderatsprotokoll vom 09.Juli 1881 liest sich das so:
In der Zehntscheuer Gemeindescheuer ist der westliche Scheuerngiebel sehr schadhaft geworden und soll zu weiterer Verhinderung des Schaden nehmensmit Ziegle behängt werden. Spengler ubernimmt sämtliche Arbeiten mit Zugabe der Nägel und Stifte zum Latten und anheften der Ziegel wozu auch das auf und zudeken und das Geristen in das Scheuer des Adam Bort gehörig, für die Summe von 18M.
Die erforderlichen Ziegel, Latten und Zink wird von der Gemeinde angeschafft und beigeführt, die Arbeit ist in 3.Wochen fertig zu stellen.

Die Tenne ist schadhaft - 1884
Im Verrenberger Gemeinderatsprotokoll vom 03.Juni 1884 liest sich das so:
In der sogenannten Zehntscheuer (Gemeindescheuer) ist das Scheuertenn so schlecht, daß nicht mehr darin gedroschen und die Frucht zusammen gekert werden kann, es wird deßhalb die Herstellung eines neuen Lehmtennes dem Georg Schumacher dahier für 10M übergeben.
Die Arbeit hat sofort zu beginnen und bald möglichst ja nachdem es die Wütterung erlaubt fertig zu stellen. Die Beifuhr des erforderlichen Lehms wird von der Gemeinde bestitten.

Die Tenne ist schadhaft - 1894
Im Verrenberger Gemeinderatsprotokoll vom 20.Juli 1894 liest sich das so:
das Scheuerten in der Gemeindscheuer sogenannte Zehnscheuer ist so schlecht, daß es eine Erneuerung bedarf, es wurde zu diesem Zweck ein Uebereinkommen mit Christian Schumacher Tagl. Hier dahin getroffen, daß er das Tenn aufzuhauen und in guten Zustand zu erneuern hat auch das nöthige Lehmmaterial in der Lehmgrube aufzuhauen und helfen aufzuladen hat und den nöthigen Hamerschlag anzuschafen.
Der Lehm wird von der Gemeinde abgegeben und beigeführt.
Schumacher erhält hiefür nachdem das Tenn gut hergestellt ist eine Belohnung aus der Gemeindekasse von 10M zehn Mark


1896 wird die Scheune so beschrieben:
"Eine einstockige Scheuer, an der alten Oehringer Straße von Fachwerk mit Giebeldach"
Der Versicherungsanschlag betrug 4000 Mark.


Das Dach ist sehr schadhaft - 1929
Im Verrenberger Gemeinderatsprotokoll vom 01.April 1929 liest sich das so:
Das sehr schadhafte u. reperaturbedürftige Dach der Zehntscheuer, u. das der Schule sollen im laufe dieses Frühjahres durch Neudeken u.s.w. instand gesetzt werden.

Das Dach ist sehr schadhaft, wird instand gesetzt - 1934
Im Verrenberger Gemeinderatsprotokoll von 1934 liest sich das so:
Der sehr schadhafte westl. Giebel an der Zehntscheuer ist laut Anordnung der Oberfeuerschau in stand zu setzen
Beschluß
Das hiezu nöthige Material u Ziegel zu beschaffen u einen hiezu geeigneten Geschäftsmann zu bestellen



In der Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg mit Stand von 2005, steht für dieses Gebaäude:
"Zehntscheuer, Fachwerkgebäude, teilweise verputzt, 18. Jh."

Im April 2019 wurde das Dach neu gedeckt. Da wo noch die original Bausubstanz vorhanden ist, sieht man, dass die Balken nicht gesägt, sondern handgeschlagen sind. Auch ist in diesem Bereich alles bezapft.

Sanierung 2019

Sanierung 2019

Sanierung 2019

Sanierung 2019

Sanierung 2019

Sanierung 2019

Die Besitzer

Ältester bekannter Bewohner ist Endres Schön (Endres ist eine Koseform von Andreas). Er wird 1628 als Vorbesitzer genannt.

1628 wird im Gült- und Lagerbuch Michael Weber als Besitzer dieser "Hofstatt" genannt. Er wohnte im benachbarten Haus Nr.9. Vermutlich verkaufte er sein Gut recht früh.

1684 wird Gült- und Lagerbuch (S.34b) Oswald Knorr als alleiniger Besitzer genannt. Zu diesem Zeitpunkt stand hier kein Haus, aber eine Scheune. Er musste folgende jährliche Gülth bezahlen:
3 Kreuzer "an Geldt" und
"1 Faßnachthuhn"
Seine Tochter Ursula heiratete 1684 Adam Besinger. Er war der neue Eigentümer


1740 wird im Gült- und Lagerbuch der gleichnamige Sohn Adam Besinger als alleiniger Besitzer dieser "öden Hofstatt" genannt, auf der seine Scheune steht. Er musste folgende jährliche Gülth bezahlen:
 3 Kreuzer "an Geldt" und
12 Kreuzer "Vor Eine Faßnacht Huhn"

Von Adam Besinger heist es, dass er um 1785 vergantet wurde - d.h zwangsversteigert.



Sein Schwiegersohn Johann Leonhard Wirkner war der nächste Hofeigner.
In einem Nachtrag zum Gült- und Lagerbuch von 1740 wird Schwiegersohn Georg Michael Ahles ab 1800 als nächster Besitzer genannt.

Da er 1817 den Hof Nr.61 kaufte, ist zu vermuten, dass er diesen Hof im gleichen Jahr an die Gemeinde verkaufte.

Im Messbuch von 1818 wird die Gemeinde Verrenberg als Besitzer der Zehntscheuer genannt.

Im Urkataster von 1839 steht die Gemeinde wieder als Eigentümer der Zehntscheune.

Da Georg Michael Ahles 1833 als Besitzer des Hauses Nr.58 genannt wird, stellt sich die Frage, wann er diese Hofstelle (an die Gemeinde) verkaufte. Auf der Zeichnung von 1818 scheint das Haus schon durch die Zehntscheune ersetzt worden zu sein.

1886 wird in den Gemeinderatsprotokollen erwähnt, dass das Gebäude für Übungen der Feuerwehr dient.
Auch sind folgende Gerätschaften der Feuerwehr dort deponiert:
"An der östl. Giebelseite an Geb. No.7 unter einem Dach: 2 Anstelleitern mit Stützen, 3 Feuerhaken"
War das dort ebenfalls erwähnte Spritzenlokal auch hier, oder war die Remise am Armenhaus gemeint?

1968 steht im "Verzeichnisse über die Veränderungen im Feuerversicherungsbuch", dass das Gebäude von der Gemeinde verkauft wurde.
Käufer war die Familie Friedrich Schumacher.

1997/98 wurde das Gebäude dann an die Familie Erich Bort verkauft.

Lager- und Gültbücher, Vermessungen, (Ur)Kataster


Gült- und Lagerbuch 1628

Gült- und Lagerbuch 1684

Gült- und Lagerbuch 1740

Messbuch 1818

Urkataster 1839

Nachtrag zum Primärkataster 1877 - Ergänzungskarte zum Primärkataster

Nachtrag zum Primärkataster Verrenberg , 1877; Zehnt Scheune Ergänzungskarte zum Primärkataster Verrenberg 1833; Haus 1
 

Quellennachweis.

Vermessungsamt Künzelsau: Primärkataster 1833

Hohenloher Zentralarchiv Nst: Ba 55 / Bd 89 (1716) 1740-1800
Hohenloher Zentralarchiv Nst: Ba 55 / Bd 79 1684
Hohenloher Zentralarchiv Nst: Ba 55 / Bd 84 1684
Hohenloher Zentralarchiv Nst: Ba 55 / Bd 75 1628

Pfedelbacher Oberamtsrechnungen von 1800-1801

Ortsarchiv Verrenberg: Schätzungsprotokoll von 1854
Ortsarchiv Verrenberg: Feuerversicherungsbuch von 1896
Ortsarchiv Verrenberg: Feuerversicherungsbuch von 1869
Ortsarchiv Verrenberg: Schätzungsprotokoll von 1869
Ortsarchiv Verrenberg: Gemeinderatsprotokolle
Ortsarchiv Verrenberg: B 56 Beilagen zum Gemeindegüterbuch Band II: Schäfereiwesen 1801-1858
Ortsarchiv Verrenberg: A 134 Verzeichnisse über die Veränderungen im Feuerversicherungsbuch mit Klassenberechnungen 1945-1970

Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stand 06/2005 Seite 46-47