Verrenberg Historisch


Ablösungsurkunde 1849.
Gefällberechtigt waren die Freiherren Carl, Ludwig, Gustav, Siegmund und Adolf von Gemmingen


 

Im Ortsarchiv Verrenberg findet sich die Ablösungsurkunde zwischen
8 Verrenberger Haus- und Güterbesitzer und den Freiherren Carl, Ludwig, Gustav, Siegmund und Adolf von Gemmingen, 13.03.1849

Die oben genannten Herren von Gemmingen wohnten zu diesem Zeitpunkt in Karlsruhe.
Vermutlich hat die Familie Gemmingen ihre Anteile von den Herren von Maienfels übernommen. Diese wiederum waren eine Seitenlinie der Herren von Neudeck.
In einer Übersicht der Herrschafts- und Grundbesitzverhältnisse in Verrenberg im Jahr 1684 sind die Ganerben von Maienfels mit 3 Häusern, 1 Scheuer und 9 Äcker erwähnt.
Das passt recht gut zu diesen Angaben.

Hier können sie das Dokument nachlesen. Die Ablösungsschuldigkeit beträgt lediglich 17fl. 31x.

Im Buch: "Der Landkreis Öhringen Amtliche Kreisbeschreibung Band 2 von 1968, Seite579." steht, dass die Ganerben von Maienfels in Verrenberg 1684 drei Häuser, eine Scheuer und neun Äcker hatten.
 
Interessant ist die Liste der betroffenen Verrenberger und die belasteten Grundstücke auf der letzten Seite. Unten wird die relevante linke Hälfte dargestellt.
Betrachtet man die Ziffern 3 bis 6, so sieht man, dass die Hausanteile zusammen 1 ergeben. Was kann man davon ableiten?

Ziffer Namen der Ablösenden
Verrenberger
Bezeichnung der belasteten
Grundstücke
Anmerkung des Autor
1 Mäule, Jakob Schmied die Hofraithe an dem Haus Haus Nr.47
2 Kraft, Matheus GRath Haus und Hofraithe Haus Nr.65
3 Kimmel, Georg 1/3 an 1.Haus und Scheuer Haus Nr.21
4 Wüstholz, Jakob 1/3 dito Haus Nr.20
5 Weiß, Friedrich 1/6 dito; Haus 45
6 Weippert, Georg 1/6 dito Haus Nr.19
7 Zorn, Johann für Sommergärtlen  
8 Wenninger, Joseph 1/2... Acker  

Bei Ziffer 3 bis 6 handelt es sich also um die Häuser 19, 20, 21 und 45.
 

Aus den drei Hofstellen 1684 wurden 1849 sechs Hofstellen.
In dem ROT markierten Bereich gab es 1684 ein Haus

1684
1 Anteil: Haus Nr.65
1 Anteil: Haus Nr.47
1 Anteil: Unbekannter Hof im rot umrandeten Bereich links


Zu einem unbekannten Zeitpunkt hatten sich aus dem rot umrandeten Bereich oben durch Teilungen drei Häuser ergeben:
1/3 Anteil: Haus 20
1/3 Anteil: Haus 21
1/3 Anteil: Bereich Haus 19 und Haus 45

Dadurch waren aus einem nun drei abgabepflichtige Häuser entstanden, die eine Abgabe von jeweils 1/3 zu entrichten hatten.


Wann die letzte Teilung erfolgte, ist noch unbekannt.
Der 1/3 Anteil, der oben hellgrün dargestellt ist, wurde erneut geteilt.
So entstanden:
1/6 Anteil: Haus 19
1/6 Anteil: Haus 45

Markant am Haus 19 ist der übergroße gewölbte Keller. Denkbar wäre, dass ein direkter Zusammenhang mit dem Besitz von Weinbergen der Ganerben von Maienfels (oder deren Nachbesitzer) bestand.
War ursprünglich im Haus 19 kein Wohnbereich, sondern nur eine Kellerei vorgesehen? Einiges spricht dafür.
Dann könnte es in diesem letzten Teilungsschritt darum gegangen sein, dass das Haus 19 seine ursprüngliche Funktion verlor und als Wohnhaus an privat verkauft wurde.

Um eine gesichterte Aussage machen zu können, muss noch einiges in den Archiven gearbeitet werden.

Auffällig ist der große gewölbte Keller unter dem Haus Nr.19, zu groß für einen "normalen" Weingärtner.
Gibt es einen Zusammenhang mit den Wein- und Fruchtzehnten der Herren von Neudeck in Verrenberg?
 

Einen interessanten Hinweis können vielleicht die Brunnen geben ...

Im "Schultheißenamt Protokoll" vom 17.August 1903 heist es:
Nachgenannte Bronnenteilhaber nehmlich
Jakob Sebbach
Johann Heinrich
Georg Schanzenbach
wird hiermit bei Strafvermeidung eröffnet, daß ...


Wo wohnten diese Herren, um welche Häuser ging es?
Jakob Sebbach wohnte im Haus Nr.19 und hatte das Haus Nr.20 in Besitz.
Johann Heinrich wohnte im Haus Nr.45.
Georg Schanzenbach wohnte im Haus Nr.21.


Es sind also die gleichen Häuser (19-21 und 45) an diesem
Brunnen berechtigt, die auch schon in der Ablösungsurkunde
Ziffer 3 bis 6 erwähnt wurden.
Verrenberg: Karte des Brunnen bei Haus 19
 

Damit scheint es sehr wahrscheinlich zu sein, dass der Bereich, auf dem die Häuser 19-21 und 45 stehen, ursprünglich ein Hof stand.

Wurden zuerst von der Gesamtfläche zwei Hofstellen abgetrennt (Haus 19 + 20 und 21)?
Dann könnte später von der noch verbleibende Fläche beim Haus 19 die Fläche für den Hof Nr.45 abgetrennt worden sein.
Wenn man dann noch bedenkt, dass die Ganerben von Maienfels (als Vorbesitzer der Gemminger) 1684 3 Häuser und 1 Scheuer im Ort hatten, wäre die letzte Teilung danach gewesen.

Damit könnte man die Aufteilung in der Ablösungsurkunde Ziffer 3 bis 6 erklärt werden.
Wenn die Herren von Gemmingen Weinzehnten in Verrenberg hatten, könnte damit der große Keller unter dem Haus Nr.19 erklärt werden.
 

Informationen wie die Herren von Gemmingen mit anderen für Verrenberg relevante Häuser wie z.B. Neudeck zusammenhängen

1368 Engelhard von Maienfels verkauft an Engelhard von Weinsberg d.Ä. ihren Leibeigenen Heinz Ulrich, zu Verrenberg gesessen; HZAN GA 15 Schubl. L Nr.68

(1451, 1484) 1582-1592, 1605-1606 Differenzen mit Württemberg wegen des Frucht- und Weinzehnten zu Verrenberg und wegen des Dienstgelds des Neideckischen Hofbauern zu Verrenberg.

1451 Albrecht von Neideck reversiert Pfalzgraf Friedrich für sich und als Träger seines Bruders Engelhard für das Mannlehen ihres Teils am Weinzehnten zu Weinsberg, sowie am Wein- und Fruchtzehnten zu Verrenberg

1466 Herold von Neudeck reversiert Pfalzgraf Friedrich für das Mannlehen seines Teils am Zehnten zu Weinsberg, am Wein- und Fruchtzehnten zu Verrenberg, an Burg Neideck und den Dörfern Beutingen und Weyer. / 28. Dezember 1466

1477 Eberhard von Nuedeck reversiert Pfalzgraf Philipp für das Mannlehen seines Teils am Zehnten zu Weinsberg, am Wein- und Fruchtzehnten zu Verrenberg, an Burg Neideck und den Dörfern Beutingen und Weyer. / 18. Juni 1477

1477 Diether von Neudeck reversiert Pfalzgraf Philipp für das Mannlehen seines Teils am Zehnten zu Weinsberg, am Wein- und Fruchtzehnten zu Verrenberg, an Burg Neideck und den Dörfern Beutingen und Weyer. / 9. Juli 1477

1484 Eberhard von Neideck reversiert Pfalzgraf Philipp für das Mannlehen des Kirchensatzes zu Beutingen und für sich und seinen Bruder Diether für den Zehnten zu Verrenberg und Weinzehnten zu Weinsberg. / 8. April 1484

1484 Eberhard und Diether von Neideck reversieren Pfalzgraf Philipp für die Erlaubnis, von ihrer Base Sophie von Ellrichshausen Witwe, geb. von Neideck, 200 fl. auf ihre Lehen zu Verrenberg und Windischenbach aufzunehmen. / 7. Dezember 1484







1449 Eberhard von Gemmingen gibt seinen Töchtern auch 2 Sim. von einer Wiese zu Verrenberg mit ins Kloster (Lichtenstern), die an das Kloster "Hoflin" anstößt.
Ein Teil des Zehnten in Verrenberg war seit 1450 Pfälzer Lehen im Besitz der von Neudeck und der von Adelsheim.
1464 Kf. Friedrich von der Pfalz belehnt Götz von Adelsheim mit dem Zehnt zu (Vorder- bzw. Hinter) Verrenberg
1606 Die von Adelsheim verkaufen mehrere Eigenmänner (Leibeigene) aus Verrenberg an das Spital in Öhringen

Im 13ten Jahrhundert war Maienfels Sitz eines Zweiges der Herren von Neudeck, die sich später von Maienfels nannten

Eberhard von Gemmingen († 1501) heiratete 1492 Magdalena von Adelsheim († 1516), die nach dem Tod ihrer Brüder Besitz an einem Drittel der Ganerbenschaft Maienfels erlangte.
Die beiden anderen Drittel der Ganerbenschaft Maienfel erwarben die Herren von Gemmingen im 16. und 18.Jahrhundert.
Der Unterzweig Gemmingen-Maienfels starb mit Karl August Wilhelm von Gemmingen (1740–1799) im Mannesstamm aus und die Burg ging an die Linie Gemmingen-Hornberg über.
Der Zweig Gemmingen-Hornberg orientierte sich nach Karlsruhe, was zu den Gefällberechtigten Freiherren Carl, Ludwig, Gustav, Siegmund und Adolf von Gemmingen passt, die alle als wohnhaft in Karlsruhe angegeben werden.
 

Quellennachweis.

Ortsarchiv Verrenberg: B 69 Kaufkontraktbuch Band V 1849-1849, Ablöseurkunde 1849
https://www.wikiwand.com/de/Burg_Maienfels