Dieser Hof gehörte zum Pregel oder auch Schlözer Lehen. Dieses war an die Württembergische Kellerei in Weinsberg abgabepflichtig.
1806-1814 wurden Rückstände bei Abgaben im Bereich Gült- und Sterbefall untersucht (StAL D 371 Bue4540).
Dabei wurde auch Bezug auf ältere Unterlagen genommen. Die Angaben unten bis 1808 beziehen sich darauf.
Die Bewohner
Im Gült- und Lagerbuch von 1684 steht:
Jacob Ehrhardt als Besitzer von "Ein öder Platz, worauf vor dießem Haus und Scheurem gestanden, ..." geschrieben.
Als Nachbesitzer werden die "Hettenbachische Erben" genannt.
Nachtrag auf der linken Seite:
" N. ist schon seit 1705 (1) wied erbaut .... Daniel Steinbach
nuno
jung Leonhard Beyerbach ... 1715"
(1) Wie ist das zu verstehen?
Daniel Steinbach war in jungen Jahren in die Fremde gegangen, dabei wird ein "Dragoner und[er] dem Bittrischen Reg[iment]" erwähnt.
Auch, dass er 10 Feldzüge mitmachte und in der Ferne heiratete.
1704 kam seine Tochter Tochter Apollonia Dorothea in Verrenberg zur Welt.
Da würde es gut passen, dass er 1705 diesen öden Platz kaufte und darauf ein (kleines?) Häuschen baute.
Der damals vermutlich schon vorhandene, heute zugemauerte, in den Hang gebaute gewölbte Keller, dürfte ihm dabei gute Dienste geleistet haben.
Bei der Renovierung des Pregel Lehen (1806-1814) wurde alte Leonhard Baierbach für 1742
als Besitzer genannt
Vermutlich war sein Schwiegersohn Johann Georg Wieland senj. der Erbauer (1781) des Haus, wie wir es heute noch kennen.
Gründung der Schäfereigesellschaft in Verrenberg - 1801
Mit dem Kauf der Schäfereigerechtsame des herrschaftlichen Hofs Schwöllbronn durch die Gemeinden Schwöllbronn, Unterohrn und Verrenberg, kam es in Verrenberg zur
Gründung der Schäfereigesellschaft.
Verrenberg hatte 120 Schafe erkauft, die aufgeteilt in drei Klassen auf 70 Verrenberger aufgeteilt wurden.
Johann Georg Wieland war in der
II.Klasse. Damit konnte er
2 der 120 erkauften Antheile in Anspruch nehmen. Dazu kam ein
Beischlag von 3 Schafen. Damit konnte er 5 Schafe halten.
Diese Schäferei Anteile sollte ursprünglich auf Hof und Gut gebunden sein. Das wäre in seinem Fall das Haus Nr.57.
Diese Bindung wurde aber im Laufe der Jahre nicht mehr beachtet, so dass der Verkauf der Schäferei Anteile unabhängig der Liegenschaften erfolgte.
Nächster Besitzer war ab 1806 oder 1808 sein gleichnamiger Sohn.
Im Messbuch von 1818 wird Johann Georg Wieland jun. als Besitzer genannt.
Am 15.August 1822 fand eine Zwangsversteigerung des Hofes statt. Joseph Scheufler aus Unterohrn kaufte das
Guth um 426fl. Konnte er von diesem den Hof zurückkaufen, oder eine andere Vereinbarung treffen?
Vermutlich war dies der Auslöser für den dreifachen Hoftausch im folgenden Jahr. In dessen Folge hatte Johann Georg Wieland einen kleineren
Hof und 331fl. mehr. Somit konnte er seine Schulden bezahlen.
1823 kam es zu einem "Hoftausch mit drei Parteien". Johann Georg Wieland brachte diesen Hof Nr.57 in den Tausch ein und hatte dann den Hof Nr.5.
Genaueres zum Hoftausch findet sich in der Beschreibung des Haus Nr.59.
Neuer Eigner war dann Johann Friedrich Braun. Dieser zog 1829 nach Dimbach.
Johann Friedrich Braun ist überschuldet, daher kommt seine Liegenschaft im Auftrag des "fürstl. Bartenst. Amtsgerich"zum Verkauf.
Quelle: "Schwäbischen Merkur" vom 31.08.1828
Am 20.09.1828 verkaufte Johann Friedrich Braun seine Hofstelle um 600fl. an Johann Joseph Wenninger.
Die Hofstelle wird so beschrieben:
"ein einstöckiges Wohnhaus samt Hofreithe 1/2 Vrtl. 5 Rth zusammen, neben Zöller und Michael Ahles sammt einer Scheuer unter 1 Dach den 1. Backofen ..."
Bei der Erstellung des Urkatasters 1839 wurde als Eigentümer eben jener Johann Joseph Wenninger genannt.
Seine einzige Tochter heiratete 1862 nach Schwöllbronn. Er blieb alleine auf seinem Hof. Hatte er die Felder etc. verpachtet?
1861 war er im Schätzungsbuch noch als Besitzer genannt worden.
Im Hohenloher Boten vom Juni 1868 wird einmal Fahrniß, dann aber die Liegenschaft des verstorbenen Johann Joseph Wenninger zum Verkauf angeboten
Am 06.06.1868 wurde aus der Verlassenschaftsmasse des verstorbenen Johann Joseph Wenninger folgendes an
Christian Jakob Ernst Baumgärtner um 1275fl. verkauft:
Die Hofstelle werden dabei so beschrieben:
Auszug aus der Servitutenkarte von 1858 |
57 |
"9,0 Rth Ein 1.Stockiges Wohnhaus mit getrenntem Keller und
8,7 Ruth Scheuer unter einem Dach" |
A |
"3,6 Ruth eine Wagenhütte
0,8 Ruth Backofen
40,0 Ruth Hofraum mit Pumpbrunnen und neben diesem ein gewölbter Keller unüberbaut, welcher aber bis zum 1.Jan 1869
dem Friedrich Binhammer in Schwöllbronn in Benützung bleibt" |
3 |
"9,0 Ruth Gemüsegarten vorm Hauß neben Geb. 61 und 57" |
1269 |
"43,0 Ruth Gras und Baumgarten im Hiller neben Gebd.57" |
|
Dazu kommen noch Gemüsegarten, Gras- und Baumgarten. Andere Flurstücke wurden an andere Interessenten verkauft.
Bereits 1872 ging Christian Jakob Ernst Baumgärtner als Bahnwärter nach Untereppach.
Daher verkaufte er den Hof am 10.06.1872 um 3.411fl. an Christian Görz
Im §.8. des Kaufvertrages steht: "Das Wohnrecht der Christoph Gebhardschen Eheleute müssen die Käufer übernehmen wie dieses die verkäufer beim Ankauf dieser Gebäulichkeit denselben eingeräumt haben".
In einem Nachtrag links steht: "Auf nebenstehende Liegenschaft haftet ein Leibgedingsrecht der Christoph Gebhardtschen Eheleute.
Diesen werden hiefür mit einer Abfindungssumme von 700fl. von dem Verkäufer entschädigt und verzichten hiemit auf ihren Leibgeding aus der verkauften Liegenschaft".
Zur Information: Die Eheleute christoph Gebhardt waren die Schwiegereltern des Christian Jakob Ernst Baumgärtner
Im Nachtrag zum Feuerversicherungsbuch von 1896 lesen wir, dass sein Sohn Jakob Görtz ab 1920 auf dem Hof war.
Dessen Tochter Lina Pauline Görz heiratete 1952 Karl Kühnle von Heimbach (Kreis SHA).
Dessen Sohn Fritz Kühnle übernahm dann später das Haus.
Bauliche Entwicklung
Im Gült- und Lagerbuch von 1684 wird von
"Ein öder Platz, worauf vor dießem Haus und Scheurem gestanden, ..."
geschrieben.
Besteht ein Zusammenhang zu einem heute verfüllter gewölbter Keller?
Dieser liegt am Hang und war in den Berg hinein gebaut.
Da ich den Keller nie sehen konnte, ist es reine Spekulation, aber diente er vielleicht auch dazu im Winter gebrochenes Eis bis in den Sommer zu erhalten?
Nachtrag auf der linken Seite:
" N. ist schon seit 1705 (1) wied erbaut .... Daniel Steinbach
nuno
jung Leonhard Beyerbach ... 1715"
(1) Wie ist das zu verstehen?
Baute Daniel Steinbach an dieser Stelle 1705 ein Haus (und Scheune)?
Wenn ja, warum findet sich dann im Eingangssturz des Kellers das Jahr 1781?
War dieser Bau klein und von minderer Qualität gewesen, so dass ca. 75 Jahre später "es richtig gemacht wurde"?
Die Inschrift des Sandsteines oben lässt vermuten, dass das Haus 1781 erbaut wurde.
Vermutlich stehen die Initialen "JGW 1781" für Johann Georg Wieland. Sein Schwiegervater
Johann Leonhard Beyerbach hatte um 1740 diesen damals noch öden Platz
laut Beschreibung des Hauses Nr.61 von 1740).
1854 will Joseph Wenninger seine Wagenhütte erneuern.
Im Verrenberger Gemeinderatsprotokoll vom 05.Januar 1854 liest sich das so:
Joseph Wenninger von hier bittet um die Erlaubniß, seinen im Hofe befindliche Wagenhütte welche auf freiposten ruht und schadhaft ist
eine derartige etwas erhöht als diese wieder aufzustellen der einzige Nachbar ist Michael Kipf welcher erklärt, er habe gegen das Gesuch
des Joseph Wenninger nichts zu erinnern
Beschluß
Dem vorliegenden Gesuche unter der Bedingung zu entsprechen, daß sich Wenninger genau an die von dem Local Feuerschauer Baier in Oehringen
gegebenen Vorschriften halte
|
1868-69 wurde die Wagenhütte von Ernst Baumgärtner
etwas vergrößert.
Bild links: Zeichnung von 1861
Im unteren Eintrag des Schätzungsprotokoll von 1869 sieht man einige Details zum Haus
(Als Maß dürfte der württembergische Fuss mit 28,65cm gemeint sein. Das vierte Maß in der dritten Spalte ist vermutlich die Höhe des Daches)
Name |
Beschreibung des Gebäudes |
Von der Versicherung ausgenommene Bestandtheile |
Versicher- ungs- anschlag |
Classe |
Umlage Capital |
Bemerkungen |
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke |
Länge, Breite, Höhe |
Gelaße |
Dachdeckung |
Umfassungs- und Giebelwände |
Feuergefährliche Einrichtungen |
als unzer- störbar |
wegen des Anspruchs auf Baubeiträge |
heizbare Zimmer |
gegypste Kammern |
gewöhnliche Kammern |
Küchen |
Stallungen |
sonstige Gelaße |
Ernst Baumgärtner |
Ein einstockiges Wohnhaus mit hohem Sockel nebst angebauter Scheuer von Fachwerk mit Giebeldach nebst angebautem Schweinestall von Stein und Fachwerk mit Pultdach |
32' 27,5' 9,5' 16'
36' 27,5' 12' 16'
10' 9,5' 6' 5' |
1. |
|
2 |
1 |
|
2 Dachböden mit 2 Kammern
1 Tenne 2 Barn 1 Stall
1 Schweinestall |
Ziegel |
gem. Fachwerk
Auf Stall höhe u Anfang Stein sonst gem. Fachwerk
Stein |
|
Fundament u. Sockelmauern |
--- |
875
500
50 |
IV |
1093,45
625
62,30 |
alter Anschlag 650f./475f./-- (1861) |
Skizze des Hofes Nr 57 in Verrenberg um 1896
In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1896 sieht man einige Details zum Haus
(Als Maß dient der Meter.)
Name |
Beschreibung des Gebäudes |
Ausgenommene Bestandtheile |
Versicher- ungs- anschlag Mark |
Klasse |
Umlage Kapital Mark |
Bemerkungen |
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke |
Länge, Breite, Höhe in Metern |
Gelaße |
Dachdeckung |
Umfassungs- und Giebelwände |
Feuergefährliche Einrichtungen und Klassenbegründung |
heizbare Zimmer |
unheizb. Zimmer u gegypste Kammern |
gewöhnliche Kammern |
Küchen |
Stallungen |
sonstige Gelaße |
Görtz Christian Bauer u Amts Diener |
1 stockiges 1781 erb. Wohnhaus an der Bitzfelder Straße von Fachwerk auf hohem Sockel |
6.45 7.95 Sout. 2.60 Erdg 2.30 Dach 4.80 |
1 EG |
|
1 EG 2 Dachboden |
1 Dachboden |
|
1 geb Keller 1 Backstube |
Dachplatten |
Unter Sockel von ausgem Fachwerk |
Das Dach des Schweinestalles erreicht das Hauotdach, Decke der Backküche nicht vergipst |
Fundamente u einhäuptiges Gemäuer im Souterrain |
2280 |
|
|
Alter 115 Jahre. Unterhaltung mittelmäßig. unter neb Anschlag von 1920M inbegriffen ist: 1 Backofen, ohne Gemäuer unter dem Herd, im Anschlag von 100M
1 stein. Vortreppe ausgem Die Fundamente Anschlag 60M |
In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1896 sieht man einige Details zur Scheune
(Als Maß dient der Meter.)
Name |
Beschreibung des Gebäudes |
Ausgenommene Bestandtheile |
Versicher- ungs- anschlag Mark |
Klasse |
Umlage Kapital Mark |
Bemerkungen |
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke |
Länge, Breite, Höhe in Metern |
Gelaße |
Dachdeckung |
Umfassungs- und Giebelwände |
Feuergefährliche Einrichtungen und Klassenbegründung |
heizbare Zimmer |
unheizb. Zimmer u gegypste Kammern |
gewöhnliche Kammern |
Küchen |
Stallungen |
sonstige Gelaße |
derselbe |
1 stockiger scheuer unter gleichem Dach, ohne eigene Wand angebaut |
11.80 7.95 3.60 Dach 4.80 |
|
|
1 |
|
1 |
1 Tenne 2 Bare mit 1 Remise |
Dachplatten |
Auf Stallhöhe von Stein, sonst von ausgem Fachwerk |
Zusammenhang mit dem Schweinestall |
Mauern unter Tennebodenebene u der stein. Bodenbelag im Stall |
1800 |
|
|
|
1904 wird im Gemeinderatsprotokoll von einer Verbesserung des Hauses gesprochen.
1924 heißt es im Findbuch: "Wiederaufbau und Vergrößerung eingestürzter Stall" .
Lager- und Gültbücher, Vermessungen, (Ur)Kataster
MessbRenovierung Pregel Lehen 1742-1808 |
Messbuch 1818 |
Urkataster 1839 |
Nachtrag zum Primärkataster, 1854-55
Nachtrag zum Primärkataster, 1868-69
Nachtrag zum Primärkataster, 1926
Quellennachweis.
Vermessungsamt Künzelsau: Primärkataster 1839
Hohenloher Zentralarchiv Nst: Ba 55 / Bd 84 1684
Ortsarchiv Verrenberg: Kaufbücher
Ortsarchiv Verrenberg: B 75 Kaufbuch Teil11 1864-1868
Ortsarchiv Verrenberg: B 76 Kaufbuch Teil 12 1868-1876
Ortsarchiv Verrenberg: Feuerversicherungsbuch von 1896
Ortsarchiv Verrenberg: Feuerversicherungsbuch von 1869
Ortsarchiv Verrenberg: Schätzungsprotokoll von 1869
Ortsarchiv Verrenberg: Messbuch von 1818
Ortsarchiv Verrenberg: B 56 Beilagen zum Gemeindegüterbuch Band II: Schäfereiwesen 1801-1858
Ortsarchiv Verrenberg: A 117 Einzelne Baugenehmigungen und sonstige baurechtliche Verfügungen
StAL D 37 I Bue 4540 Untersuchung über die Gült- und Sterbfallsrückstände aus dem Pregellehen zu Verrenberg
Hohenloher Kreisarchiv: Der Hohenloher Bote; 1867
eitung: Schwäbischer Merkur mit Schwäbischer Kronik und Handelszeitung Süddeutsche Zeitung, vom 31.08.1828